Vom Revolutionär zum Bürgermeister: Kabinettausstellung im DAH zeigt auf die Errungenschaften der Bundesrepublik Deutschland

In der ersten Sonderausstellung, die im Jahr 2017 im Deutschen Auswanderhaus (DAH) gezeigt wird, geht es um das bewegte Leben von Georg Friedrich Abels. Ein Deutscher Revolutionär von 1848, der in die USA flüchten musste und später Bürgermeister von Gernsbach im Schwarzwald wurde. Abels steht als sogenannter „Forty-Eighter“ im Mittelpunkt einer Kabinettausstellung, in der es genau genommen um die Wurzeln unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung geht und die noch bis zum 31. Oktober im DAH zu sehen ist.

„Forty-Eighter“ (Achtundvierziger), so werden in den USA und in Australien die Einwanderer genannt, die nach der Niederschlagung der deutschen Revolution von 1848/1849 aus Europa fliehen mussten. Der wohl berühmteste von ihnen war Carl Schurz, der als erster gebürtiger Deutscher Mitglied des amerikanischen Senats wurde und nach dem früher eine amerikanische Kaserne und heute ein Gewerbegebiet im Bremerhavener Stadtnorden benannt wurden. Die „Forty-Eighters“ standen für Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und einen einheitlichen deutschen Staat. Einem weitestgehend unbekannten Vertreter dieser Revolutions-Migranten widmet sich das DAH in einer aktuellen Kabinettausstellung: Georg Friedrich Abels, der von 1828 bis 1902 lebte. Anders als Schurz kehrte Abels nach Deutschland zurück.

Abels war Architekturstudent. Zur Zeit der Deutschen Revolution leistete er Militärdienst, desertierte jedoch und wurde zu einem Aktivisten der Revolution. Nach deren Scheitern muss Abels Europa verlassen und findet Exil in den USA. Hier reist er kreuz und quer durchs Land und schlägt sich als Handwerker durch. Als er 1855 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten soll, erfährt er von seiner Begnadigung in Deutschland und kehrt in seine Heimat zurück. Alles, was er aus Amerika mitnimmt, ist eine kleine Taschenbibel von 1770, in der sich eine Huldigung an den britischen König befindet. Direkt daneben vermerkt Abels handschriftlich: „Das ist es, was ich eine knechtische Gesinnung nenne“. Ein Statement für seine Haltung. Das Glaubensbuch ist das Herzstück der Ausstellung über Abels. Zurück in Deutschland wurde der Revolutionär von einst zum Bürgermeister von Gernsbach. Fast vier Jahrzehnte lang engagierte Abels sich im Murgtal, im heutigen Baden-Württemberg, für viele soziale Projekte.

Aus Sicht von Dr. Simone Eick, der Direktorin des Deutschen Auswandererhauses, ist es besonders bewundernswert, dass Abels nicht den leichten Weg wählte, wie viele andere der „48er“, die Karriere in den USA gemacht haben. Er ist nach Deutschland zurückgekehrt, hat sich hier für mehr Demokratie eingesetzt und zuletzt als vorbildlicher Bürgermeister agiert. „Die Frage nach der Selbstverständlichkeit der deutschen Grundrechte wie Glaubens-, Presse- und Meinungsfreiheit stellt sich in Anbetracht unserer derzeitigen politischen Lage besonders in den Mittelpunkt der Kabinettausstellung“, findet Eick. „Man muss sich auch die Frage stellen, was die „48er“, von denen viele als Mitbegründer der amerikanischen republikanischen Partei gelten, wohl dazu sagen würden, wie der jetzige republikanische US-Präsident Trump heute mit ihren Werten umgeht.“

Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Oktober dieses Jahres zu sehen. Dort werden Fotos, Dokumente und Erinnerungsstücke von Georg Friedrich Abels gezeigt. Diese stammen aus dessen Nachlass. Die Exponate wurden dem DAH von Otto Fiederling, Abels Urenkel, gestiftet.   Marco Butzkus

„Vom Revolutionär zum Bürgermeister“
Kabinettausstellung im Deutschen Auswandererhaus
Bis 31. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr
Museumseintritt: 13,80 Euro, Ermäßigt: 11,80 und 8,80 Euro

Übrigens:
In der Zeit der Deutschen Revolution, zwischen 1847 und 1850, wanderten 130.000 Deutsche nach Amerika aus. Im gesamten 19. Jahrhundert waren es 5 Millionen. Zu Ihnen gehörte auch Präsident Trumps Großvater Friedrich, der in Kallstadt in der Pfalz geboren wurde. Er verließ Deutschland 1885 über Bremerhaven in die USA.

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