Dezember 2023 /Woche der Klimakonferenzen

Schülerinnen und Schüler simulieren den Klimagipfel in Dubai

Die USA und Russland gehen sich erstmal aus dem Weg, China verhandelt mit Indien, die Europäische Union mit den Entwicklungsländern. Australien und Kanada haben ganz ähnliche Interessen, die nichtstaatlichen Organisationen versuchen Einfluss zu gewinnen, Lobbyisten halten dagegen. Nicht nur beim Klima-Gipfeltreffen in Dubai, sondern auch in der Beruflichen Schule für Dienstleistung, Gewerbe und Gestaltung (BSDGG), wo Schülerinnen und Schüler zum Auftakt der 3/4plus-Klimakonferenzwoche in der simulierten Praxis lernen, warum gute Vereinbarungen so schwierig auszuhandeln sind.

Eine Woche, fünf Klimakonferenzsimulationen

„Man kann nur begreifen, wie politische Prozesse funktionieren, wenn man es selbst erlebt“, sagt Alexander Johnen, Politiklehrer an den Kaufmännischen Lehranstalten (KLA) und Leiter des Klimaprojekts 3/4plus in Bremerhaven. „In Dubai läuft die 28. Klimakonferenz, und trotzdem ist die Lage so, wie sie ist. Warum kommen die nicht auf einen Nenner?“ Eine Antwort darauf sollen rund 60 Schülerinnen und Schüler der KLA und BSDGG hautnah erleben – es ist die mittlerweile dritte gemeinsame Klimakonferenz der beiden Bildungseinrichtungen. „Begonnen haben wir unter schwierigsten Corona-Bedingungen“, erzählt Fathi El-Khatib, Lehrer und Fachberater Politik an der BSDGG. „Bei den Jugendlichen ist es gleich unheimlich gut angekommen, und das ist bis heute so geblieben.“

Eine Woche, fünf Klimakonferenzsimulationen mit sechs Schulen der Sek. I und Sek. II, rund 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – klar, dass die Abläufe mindestens so gut strukturiert sind wie in Dubai. Im 3/4plus-Planspiel versetzen sich die Schülerinnen und Schüller in die Rolle der politischen Führungen, der Lobbyisten und Nicht-Regierungsorganisationen, recherchieren und diskutieren, finden und verteidigen Standpunkte, halten Reden, verhandeln bilaterale Abkommen und schließen Verträge. Dazu werden zunächst die Gruppen eingeteilt und die Rollen verteilt, die Eingangsstatements vorbereitet und erste Erklärungen der Länder abgegeben – in drei Verhandlungsrunden geht es bis zu den Schlusserklärungen und zur Reflexion der Ergebnisse.

Fächerübergreifend und gut vorbereitet

In der BSGDD hat die erste Verhandlungsrunde gerade begonnen, versuchen sich die Jugendlichen zu orientieren. Die USA sind noch nicht bereit für Gespräche, also geht es weiter zu China und Russland. Europa möchte in umweltfreundliche Technik investieren, Australien und Kanada werfen Brasilien die Zweckentfremdung von Hilfsgeldern vor. Neue Pläne für Afrika, Sicherheit im globalen Handel und unabhängige Prüfungen – die an den gelben Westen zu erkennende Presse geht durch die verschiedenen Räume und schnappt Gerüchte auf. Überall intensive Gespräche und Recherchen an den Rechnern, die anfängliche Zurückhaltung ist längst abgelegt, die Schülerinnen und Schüler sind mit großem Eifer dabei.

„Verschiedene Schulformen kommen zusammen, es wird fächerübergreifend gearbeitet, der übliche Unterrichtsablauf aufgebrochen“, nennt Alexander Johnen einige pädagogische Vorzüge des Klimakonferenz-Projekts. Dass die Jugendlichen sich mit ihren jeweiligen Rollen identifizieren, ist nicht zu übersehen – alle sind auf ihre Aufgaben konzentriert. „Niemand geht ohne Vorbereitung in das Planspiel, wir empfehlen mindestens vier Unterrichtseinheiten, um den Ablauf und die inhaltlichen Basics zu besprechen“, betont Fathi El-Khatib, der die Erfahrung gemacht hat, dass auch Schülerinnen und Schüler, die sonst einen eher schweren Stand im Unterricht haben, bei der Klimakonferenz aufleben. „Ein wirklich tolles Projekt!“