Nordschleuse

Der Ausbau des Kaiserhafens (1892 bis 1897, heute Kaiserhafen II und III) sollte langfristig nicht ausreichen, um das gesteigerte Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Schon 1903 bis 1905 stellte der bremische Staat eine Erweiterungsfläche nördlich des bisherigen Kaiserhafengeländes bereit. Auch wurde eine neue Schleusenanlage in Planung genommen, die ursprünglich auf eine Länge von 250 Metern, später auf 350 Meter konzipiert war. Die 1914 begonnenen Arbeiten gediehen kriegsbedingt nicht weit und mussten 1916 eingestellt werden.

Im Zusammenhang mit dem Bau der Columbuskaje (1924 bis 1928) und der geplanten Indienststellung der beiden 50 000-Tonner BREMEN und EUROPA des Norddeutschen Lloyd (1929/1930) wurden 1926 die Planungen wieder aufgenommen. Von 1927 bis 1931 entstand unter der Leitung des Bremer Wasserbaubeamten Arnold Agatz (1891-1980) die Nordschleuse. Die erfolgreiche Bewältigung dieser anspruchsvollen Aufgabe trug ihm die Beförderung zum Hafenbaudirektor und eine Professur an der Technischen Hochschule in Berlin ein. Die Ausführung der Bauarbeiten wurde einem Konglomerat verschiedener Firmen, vor allem aus dem norddeutschen Raum, übertragen.

Am 4. Mai 1929 fand die Grundsteinlegung statt, am 10. August 1931 die erste Durchfahrt eines Schiffes, des Schnelldampfers BREMEN. Damit war die Schleuse in Betrieb genommen worden. Die Kosten beliefen sich für den bremischen Staat schließlich auf den gewichtigen Betrag von 36,4 Millionen Reichsmark.

Die Schleusenkammer der Nordschleuse besitzt eine Länge von 372 Metern, eine Durchfahrtsbreite von 45 Metern, eine Kammerbreite von 60 Metern und eine Fahrwassertiefe von 14,70 Metern. Die mächtigen Schiebetore werden elektrisch bewegt. Die drei Maschinenhäuser im Bauhausstil und Klinkerbauweise wurden 1930 nach Entwürfen des bremischen Architekten Karl Falge errichtet, stehen seit 2002 unter Denkmalschutz und wurden bis 2003 restauriert. Die Nordschleuse zählte zur Zeit ihres Baus zu den größten Schleusenanlagen der Welt. Sie überstand den Zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden und ist noch heute in Betrieb. Aufgrund ihrer Abmessungen genügte sie nicht nur damals den großen Schnelldampfern BREMEN und EUROPA, sondern reicht auch noch heute für die mächtigen Autotransporter und andere Schiffstypen aus, die Tag für Tag unter der Assistenz von Hafenschleppern durchgeschleust werden.

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