Forts Langlütjen I und II

Die deutsch-dänischen Kriege 1848 bis 1850 und 1864 führten innerhalb des 1867 unter preußischer Führung entstandenen Norddeutschen Bundes zu der Forderung, die Wesermündung militärisch zu schützen. Auch die vorübergehende Blockade der deutschen Nord- und Ostseeküste durch die französische Marine im Krieg 1870 bis 1871 wurde als militärisch sehr bedrohlich angesehen. Dies alles bildete den strategischen Hintergrund für den Bau vierer Festungen in der Wesermündung. Das oldenburgische Weserufer sollte durch die beiden Forts Langlütjensand I und II (später verkürzt: Langlütjen I und II), Bremerhaven dagegen durch Brinkamahof I und II gesichert werden. Die in Berlin ausgearbeiteten Pläne hierfür entsprachen der damaligen Festungsbautechnik und waren vor allem belgischen Vorbildern entlehnt.

1869 bis 1870 wurde im Wattgebiet nördlich von Blexen die Düne Langlütjensand von der preußischen Marine mit Erdwällen umgeben und zu einem befestigten Küstenfort (Langlütjen I) ausgebaut. Wegen der Gezeitenverhältnisse konnten die 300 Arbeiter nur im Sommer und bei Ebbe den Bau vorantreiben. Ein 1,6 Kilometer langer Damm verband das Fort mit dem Festland. 1870/71 erhielt das Fort neun 21-cm-Geschütze in Panzerkasematten.

Nördlich des ersten Forts entstand 1872 bis 1876 Langlütjen II, eine künstliche, mit Sand aufgeschüttete Insel, auf der ein Fort aus Backsteinen errichtet wurde. Dieses wurde 1880 in Dienst gestellt. Um 1914 waren dort mehrere 28-cm-Geschütze aufgestellt. Ohne feste Verbindung zum Land, konnte die Befestigung nur mit dem Boot, zu Fuß höchstens bei Ebbe erreicht werden. 100 Mann Besatzung konnten hier bis zu vier Monate autark ausharren.

Beide Festungsanlagen, wie die gegenüberliegenden Forts Brinkamahof I und II, waren bis zum Ende des Ersten Weltkrieges militärisch genutzt, aber nie in Kampfhandlungen verwickelt. Nach 1918 erfolgte auf Weisung der Entente die Demontage der militärischen Installationen. Langlütjen II erlangte 1933 bis 1934 traurige Berühmtheit als „Schutzhaftlager" (provisorisches KZ), das von der SA betrieben wurde. Rund 100 Häftlinge waren dort untergebracht und wurden misshandelt.

Im Zweiten Weltkrieg diente Langlütjen I als Flakstellung und wurde nach Kriegsende gesprengt, später mit Sand überspült. 1983 wurde auf dem Gelände ein Radarturm errichtet. Langlütjen II ist aber noch heute erhalten. Über die künftige Nutzung dieses Objekts, das dem Bund untersteht, ist die öffentliche Diskussion noch nicht abgeschlossen.

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