Seitentrawler "Gera"

Seitdem 1885 der erste deutsche Fischdampfer, die SAGITTA, von Geestemünde aus in See stach, prägte jahrzehntelang der Seitentrawler, bei dem das Fischernetz in mühsamer und oft auch gefährlicher Arbeit seitlich über das Schanzkleid ausgebracht und wieder eingeholt wird, das Bild in den Unterweserhäfen. Dieser Schiffstyp blieb lange dominant, denn erst 1957 lieferte die Rickmers-Werft in Bremerhaven mit den beiden Heckfängern HEINRICH MEINS und CARL KÄMPF die ersten Schiffe eines neuen Typs für die hiesige Fischwirtschaft ab, bei dem das Netz über eine Heckaufschleppe ausgebracht wird. Doch befanden sich noch 1961 unter insgesamt 114 Fischtrawlern nur 11 Heckfänger, der Rest bestand aus Seitentrawlern.

Doch hat man in Bremerhaven die Chance verpasst, wenigstens ein aus der Unterweserstadt stammendes Exemplar dieses so wichtigen Schiffstyps zu erhalten. 1961 war mit der DÜSSELDORF der letzte Seitenfänger erbaut und 1980 mit der KATFISCH der letzte Vertreter dieses Typs verschrottet worden.

Da bot die friedliche Revolution in der DDR 1989 plötzlich eine neue Chance: Es gelang, vom VEB Fischkombinat in Rostock, den eigentlich zur Verschrottung bestimmten, motorgetriebenen Seitentrawler GERA zu erwerben. Am 15. Juni 1990 traf er in Bremerhaven ein und verholte am 31. Juli 1991 mit eigener Kraft zu seinem endgültigen Liegeplatz.

Die GERA (Fischereikennung ROS 223) lief am 13. Oktober 1959 bei der Peene-Werft in Wolgast vom Stapel und wurde im Oktober 1961 in Dienst gestellt. Seine Fanggründe lagen vor allem vor Grönland und Neufundland. Von 1980 bis zur Außerdienststellung zehn Jahre später leistete das Schiff vor allem Transportdienste für die große DDR-Fischereiflotte.

Seit dem 27. Juni 1993 ist die GERA als Außenstelle des Historischen Museums Bremerhaven (Morgenstern-Museum) als Museumsschiff zugänglich, wobei sich ein eigener Museumsverein um das Schiff kümmert . Im Rahmen des europaweiten „Seaport“-Projekts, das die touristische Präsentation einiger ausgewählter Nordseehäfen neu aufstellen und koordinieren soll, ist auch eine Darstellung der Wirkungsweise der Bremerhavener Fischindustrie vorgesehen. Hier soll der GERA eine wichtige Rolle zukommen.

Link zum Historischen Museum Bremerhaven: www.historisches-museum-bremerhaven.de

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