Verabschiedung von Sergei Vanaev

Nach 18 erfolgreichen Spielzeiten verlässt Ballettchef Sergej Vanaev das Stadttheater Bremerhaven und wechselt als Ballettdirektor ans Theater Plauen-Zwickau.

„Mit ihm“, so der Bremerhavener Kulturdezernent, Stadtrat Michael Frost, „verlässt eine Koryphäe das Stadttheater Bremerhaven. In zahlreichen Ballettabenden entwickelte er seine eigene Tanzsprache, die über Jahre immer wieder viele Menschen für diese besondere Sparte des Stadttheaters öffnete und begeisterte.“

Die besondere Ästhetik seiner Choreografien ist laut Frost stilbildend und habe zum künstlerischen Ausdruck des Stadttheaters Bremerhaven in enormer Weise beigetragen: „Hierfür sind wir alle Sergei Vanaev ausgesprochen dankbar, und seine immer mit großer Emphase und Leidenschaft vorgetragenen Programmplanungen für die kommende Saison fehlen mir schon jetzt! Dennoch ist nach 18 Jahren die Zeit für einen Wechsel gekommen. Vanaev hinterlässt ein bestens aufgestelltes Ballettensemble sowie ein aufgeschlossenes und neugieriges Publikum – und unternimmt selbst einen weiteren Schritt in seiner bemerkenswerten Berufsbiografie, für den ich ihm von Herzen alles Gute und den verdienten Erfolg wünsche – verbunden mit dem Dank der Stadt Bremerhaven für sein ebenso begeistertes wie begeisterndes Wirken bei uns.“

Vanaev wurde mit zehn Jahren an der Bolschoi-Ballett-Akademie in Moskau - eine der renommiertesten Ballettschulen der Welt - angenommen, an der er nach acht Jahren seinen Abschluss machte. Vanaev war als Solotänzer im Ensemble der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf vertreten und tanzte dort fünf Jahre diverse Hauptrollen in den Choreografien von Heinz Spoerli und anderen bedeutenden Choreografen. Zudem wirkte er in einigen Ballettfilmen mit.

Zum Start der Saison 2004/2005 ist es dem Stadttheater Bremerhaven gelungen, Vanaev als Chefchoreograf und Ballettmeister zu engagieren. Im Jahr 2007 wurde er mit dem Maya Plisetskaya Award geehrt. Seitdem ist er ständiger Choreograf der Ballettkompagnie MysticBallet in Connecticut (USA). Im April 2016 gastierte er erfolgreich als Choreograf in Hongkong an der Hong Kong Academy for Performing Arts.

Bei der Eröffnungsgala 2016/2017 wurden er und seine Compagnie für ihre herausragende künstlerische Arbeit mit dem Herzlieb-Kohut-Preis ausgezeichnet.

Seine Arbeit ist ein autodidaktischer Prozess. Er muss sich neben dem Trainieren, Organisieren und Choreografieren ständig weiterbilden; viel lesen, recherchieren und anschauen. Denn alle seine Stücke sind Uraufführungen. Sie entstehen bei ihm durch intuitive Formen und innere Bilder, die er plötzlich im Kopf hat. Es ist ein fließender Prozess, der nicht mit klaren Arbeitsschritten zu beschreiben ist – beeinflusst auch von unterbewusster Inspiration und etwas, was sich wahrscheinlich am ehesten mit «künstlerischer Eingebung» benennen lässt. Manchmal hört er Musik und sieht plötzlich ein ganzes Stück vor seinem inneren Auge, das er dann genau so mit seinem Ensemble umsetzen kann.

Dass die Harmonie auf der künstlerischen Seite stimmt, ist für Sergei Vanaevs Arbeit unabdingbar. Um alle kreativen Strömungen zu bündeln und zu einem perfekten Endergebnis auf der Bühne zu führen, muss er sein Ensemble genauestens auswählen und zusammenstellen. Und das tut er mit einem Blick für Menschen und mit Empathie. Er förderte die Ausbildung junger Tänzerinnen und Tänzer und ergänzte sein neunköpfiges Ballettensemble durch eine Kooperation mit der Züricher Hochschule der Künste um Akademistinnen und Akademisten des dortigen Studiengangs Contempory Dance.

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