Rede von Stadtrat Uwe Parpart - Seniorenkonzept

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie wollen wir in Bremerhaven älter werden und ein gutes Leben im Alter gestalten?“ – das war die zentrale Frage, die uns bei der Erarbeitung des Seniorenkonzeptes begleitet hat. Demografische Veränderungen, technische Entwicklungen und soziale Gegebenheiten haben großen Einfluss auf das Älterwerden und das Leben im Alter, natürlich auch in unserer Stadt. Bremerhavens Bürgerinnen und Bürger über 60 Jahren machen knapp 30 Prozent der Stadtbevölkerung aus. In dieser großen und heterogenen Bevölkerungsgruppe gibt es besondere Bedarfe und zugleich auch große gesellschaftliche Potentiale. Wir möchten uns der Vielfältigkeit dieser Lebenslagen im Alter stellen und alters- und bedarfsgerechte Angebote schaffen und weiterentwickeln. Ziel ist es, ein selbstbestimmtes Leben zu stärken, niedrigschwellige Zugänge zu schaffen sowie quartiersbezogen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Teilhabe wird hier als Teilnahme und auch Teilgabe verstanden.

Die Anerkennung, Würdigung und Annahme von Kompetenzen des Alters sind genauso wichtig wie die Unterstützung und der Schutz bei Verletzlichkeit und Hilfebedarf im Alter.

Aus diesem Grund hat die Seestadt im September 2020 im Ausschuss für Arbeit, Soziales, Seniorinnen und Senioren, Migrantinnen und Migranten und Menschen mit Behinderung beschlossen, ein seniorenpolitisches Zukunftskonzept erarbeiten zu lassen, um eine strategische Grundlage für eine moderne und soziale Seniorenpolitik zu haben.

Die „Fachberatung für Sozialplanung und Bürgerengagement – fastra“ unter der Leitung von Frau Stratmann hat von Juni 2022 bis Februar 2023 im Auftrag der Stabsstelle für Seniorinnen und Senioren die Konzepterstellung übernommen.

Nach einer demografischen Analyse und Zielgruppenbeschreibung wurde eine umfassende Bestandsaufnahme erstellt. Bürgerinnen und Bürger wurden umfangreich beteiligt. Vier Bürgerforen wurden veranstaltet, Stadtteilkonferenzen wurden besucht und befragt und sehr viele Interviews wurden geführt.

Dabei zeigte sich die Dringlichkeit eines übergreifenden und vernetzten Planens und Handelns für die Älteren und Alten in unserer Stadt.

Strukturen sind noch nicht genügend ausgebaut, Netzwerke zu wenig entwickelt. Ein Seniorenkonzept, das strategisch als Richtungsweiser dient, gab es bis heute nicht.

Aus der Bestandsaufnahme wurde eine Bedarfsanalyse abgeleitet. Unter Verfolgung von Leitzielen und in verschiedene Handlungsfelder unterteilt, wurden für Bremerhaven Teilziele formuliert und mit Handlungsempfehlungen unterlegt. Die Handlungsfelder zeigen die Vielfältigkeit einer zeitgemäßen Seniorenpolitik in den Bereichen: Information; Beratung; Begegnung und Freizeit; Bildung und Digitalisierung; Kultur; Bewegung und Sport; Beteiligung, Engagement und Selbsthilfe; Leben im Stadtteil; Wohnen und Wohnformen im Alter; Mobilität; Sicherheit und Präventionsarbeit; Gesundheit, Pflege und Pflegeangebote; Versorgung und Unterstützung zu Hause und im Alltag; Demenz; Angehörigenarbeit und auch das Lebensende.

Bei dieser Aufzählung überrascht es nicht, dass 141 Handlungsempfehlungen formuliert wurden. Aus diesen wurden 14 Schlüsselprojekte identifiziert, die in der zukünftigen Erarbeitung vorrangig betrachtet werden sollen, um die Vernetzung und Koordination der Seniorenarbeit, den Aufbau von neuen, aber auch die Qualitätsentwicklung von vorhandenen Angeboten voranzubringen.

Um es nochmal zu verdeutlichen, was eine gute Politik für Seniorinnen und Senioren für Bremerhaven beinhalten sollte, die Leitziele des vorliegenden Konzeptes lauten:

- Sicherung der gesellschaftlichen Teilhabe, Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit älterer Menschen, die Kompetenzerhaltung spielt hier eine sehr große Rolle.
- Beachtung der Vielfalt und unterschiedlicher Lebenslagen im Alter, Aspekte können die sexuelle Orientierung, eine Migrationsgeschichte, die finanzielle Situation oder auch eine Behinderung neben vielen weiteren sein.
- Verständnis der Seniorenpolitik als Querschnittaufgabe, die alle kommunalen Fachbereiche wie Soziales, Stadtplanung, Verkehr-, Bau-, Wirtschafts-, Engagement- und Gesundheitsplanung und –politik betrifft.
- Weiterentwicklung einer bedarfsgerechten Angebots- und Versorgungsstruktur, eine Schlüsselposition nehmen hier die sechs kommunalen Seniorentreffpunkte, die durch eine konzeptionelle Modernisierung auch positive Auswirkungen auf das Umfeld und die ganze Stadt haben können.
- Ausbau und die Sicherstellung der Koordination und Vernetzung in der Seniorenarbeit. Hier nimmt die Stabsstelle für Seniorinnen und Senioren im Sozialreferat, die auch erst seit eineinhalb Jahren besteht, eine Schlüsselposition ein.

Das seniorenpolitische Zukunftskonzept wurde am 1. März 2023 vom Magistrat beschlossen. Es stellt die Grundlage für die Weiterentwicklung und auch Neuausrichtung der kommunalen Seniorenarbeit dar.

Ich freue mich, der Stadtverordnetenversammlung das erste seniorenpolitische Zukunftskonzept für Bremerhaven zum Beschluss vorzulegen mit dem Wunsch, einen nachhaltigen Impuls in die Stadtpolitik geben zu können, der den älteren Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt eine verbesserte Lebensqualität ermöglichen soll.

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