Rede von Oberbürgermeister Jörg Schulz bei der Verleihung des 14. Gründerpreises

Anrede,

ich freue mich sehr, Ihnen als Juryvorsitzender das Ergebnis des Bremerhavener Gründerpreises bekannt zu geben, der in diesem Jahr zum 14. Mal verliehen wird. Dieser Wettbewerb hat seit 1997 bereits eine eigene Tradition entwickelt, und auch der Gründerpreis 2010 beweist wieder, wie sehr er sich einen festen Stellenwert im Bremerhavener Wirtschaftsleben erworben hat und zu einem wichtigen Standortfaktor geworden ist.

Mit einer jährlichen Summe von 50.000 Euro gehört er zu den am höchsten dotierten Gründerpreisen in Deutschland, für den sich in 14 Jahren 191 Unternehmen beworben haben. Die meisten von ihnen haben sich in Bremerhaven fest etabliert, und allein durch die Preisträger wurden immerhin fast 170 neue Arbeitsplätze geschaffen, wenn man bedenkt, dass sich diese Auszeichnung in erster Linie an kleinere Unternehmen richtet. Gerade für sie ist es ein wichtiger Anreiz, sich in der Gründungsphase mit ihren innovativen Konzepten, Produkten und Dienstleistungen zu präsentieren.

In diesem Jahr war die Zahl der Teilnehmer zwar mit zehn etwas rückläufig, doch dafür hatten die Bewerbungen eine ausgesprochen hohe Qualität. Dabei haben sich die leichten Korrekturen bei der Ausschreibung vollauf bewährt, die im vergangenen Jahr zum ersten Mal praktiziert wurden. Der Gründerpreis war zwar nie nur ein Wettbewerb für Technologie und Innovation, doch es hatte sich im Laufe der Jahre herausgestellt, dass sich so wichtige Bereiche wie der Einzelhandel und das Handwerk eher zurückhielten.

Das hat sich durch die ausdrückliche Öffnung des Preises für diese Wirtschaftszweige in erfreulichem Maße geändert. Ebenso wurde die erfolgreiche Übernahme von Betrieben durch eine Nachfolgeregelung in die Kriterien der Auszeichnung aufgenommen, und auch dies war eine kluge Entscheidung der Sparkasse Bremerhaven, der Dieckell-Stiftung und der BIS als Stifter. In diesem Jahr wurden die Ausschreibungsbedingungen denen des Deutschen Gründerpreises angepasst. Danach konnten nur noch Konzepte bereits gegründeter Unternehmen eingereicht werden, und das war wohl auch der Grund für den leichten Rückgang der Teilnehmerzahl.

Der Gründerpreis 2010 setzt somit positive Akzente in einem Jahr, mit dem wir Bremerhavenerinnen und Bremerhavener sehr zufrieden sein können. Und das nicht nur, weil wir trotz teilweise widriger Wetterverhältnisse eine großartige Sail 2010 veranstaltet haben, die von den Besuchern aus ganz Deutschland einhellig gelobt wurde. Nicht nur die Stimmung, sondern auch das wirtschaftspolitische Klima hat sich in unserer Stadt deutlich verbessert.

Da Herr Brüggemann bereits einleitend alles Wesentliche hierzu festgestellt hat, möchte ich seine Ausführungen nur noch kurz ergänzen. Der Aufwärtstrend der Bremerhavener Wirtschaft setzt sich weiterhin fort, was nicht zuletzt in den Häfen deutlich wird, deren Entwicklung uns während der Wirtschaftskrise einige Sorgen bereitet hat. Der Boom der Offshore-Windenergie geht unvermindert weiter, und daher ist es umso wichtiger, dass die Planung des neuen Schwerlast-Terminals am Blexer Bogen vorangetrieben wird. Wir brauchen diesen Umschlagshafen, um die Windenergie als Jobmotor und neuen industriellen Kern Bremerhavens stärken zu können. Mir liegt allerdings sehr daran, die Mieter des Flughafens davon zu überzeugen, dass sich der geplante Offshore-Terminal und der Flugbetrieb durchaus unter einen Hut bringen lassen. Daher habe ich die betroffenen Unternehmen und Luftverkehrsvereine zu einer Informationsveranstaltung über die Zukunft des Flughafens am 10. November eingeladen.

2010 hat sich auch die Erfolgsgeschichte der Havenwelten fortgesetzt, die mit ihren Leuchttürmen Klimahaus 8º Ost und Deutsches Auswandererhaus zu einer bundesweit beachteten Attraktion geworden sind. Das „Tüpfelchen auf dem i“ wäre natürlich ein vorderer oder sogar der erste Platz morgen Abend bei der Verleihung des Deutschen Tourismuspreises 2010. Diese Auszeichnung ist so etwas wie der Oscar der Tourismusbranche, und daher fiebern wir alle der Preisverleihung in Essen mit Spannung entgegen.

Doch zunächst werden Sie gespannt sein, wer den Bremerhavener Gründerpreis 2010 erhält. In diesem Jahr gibt es zwei Gewinner. Die Jury hat sich entschlossen, die Auszeichnung zu teilen und ihn sowohl an eine Existenzgründerin als auch an einen Unternehmensnachfolger zu vergeben. Der Bremerhavener Gründerpreis 2010 geht an Frau Nicole Steffens, Inhaberin der Buchandlung Mausbuch, und an Herrn Felix Huth, im Rahmen der familiären Nachfolgeregelung Geschäftsführender Gesellschafter der Firmen Huth Metallbau GmbH und Huth Zaun + Torsysteme GmbH. Die Begründung des Preisgerichts hat folgenden Wortlaut:

Die Jury empfiehlt den Stiftern, den Gründerpreis 2010 zu teilen und zwei in ihrer Struktur sehr unterschiedliche Unternehmen auszuzeichnen. Dabei handelt es sich zum einen um eine Neugründung, zum anderen um eine vorbildlich vorbereitete, erfolgreiche Unternehmensnachfolge. Die Entscheidung macht noch einmal deutlich, wie groß die Bandbreite der potenziellen Bewerber ist. In diesem Jahr werden ein Unternehmen aus dem Bereich Einzelhandel und ein Handwerksbetrieb ausgezeichnet.

Nicole Steffens von der Buchhandlung Mausbuch erhält den Gründerpreis Bremerhaven u. a. auch dafür, dass sie den Mut hatte, sich aus einer gesicherten Existenz heraus selbstständig zu machen und damit Vorbildfunktion übernimmt. Die ausgebildete Buchhändlerin und Einzelhandelskauffrau hat ihr Gründungsvorhaben strukturiert geplant und Konzept und Standort im Dialog entwickelt. Auch sich aus Überzeugung den Stadtteil Lehe auszusuchen, in dem es seit über 20 Jahren keine Buchhandlung mehr gibt, hat die Jurymitglieder positiv überzeugt.

Nahezu ein Musterbeispiel für eine systematisch und behutsam aufgebaute Nachfolgeregelung ist Felix Huth aus dem Betriebsverbund Huth Metallbau GmbH und Huth Zaun + Torsysteme GmbH, der dafür mit dem Gründerpreis ausgezeichnet wird. Verschiedene Ausbildungs-, Qualifizierungs- und Unternehmensstationen durchläuft Felix Huth auf dem Weg zum Nachfolger. Heute ist der Handwerksmeister mit seinen 27 Jahren Geschäftsführender Gesellschafter und in seiner Funktion als kaufmännischer und technischer Leiter auch für die finanzielle Planung und Steuerung des alteingesessenen Familienunternehmens verantwortlich. Im Rahmen der Nachfolgeregelung wurden im Unternehmen bereits vielfältige Neuerungen realisiert und zukunftsweisende Investitionen getätigt.

Nun wissen Sie also, wer den Gründerpreis 2010 gewonnen hat, und ich bitte jetzt Frau Steffens und Herrn Huth, die Gründerpreis-Boje und die Urkunde in Empfang zu nehmen. Die Herren Brüggemann, Dieckell und Schnorrenberger als die Stifter des Gründerpreises, die ich ebenfalls auf die Bühne bitte, werden die Preisträger auszeichnen.

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