Jeanette Schocken Preis 2021 geht an Eliot Weinberger

Die unabhängige Jury des Jeanette Schocken Preises – Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur, hat den Preis in diesem Jahr dem US-amerikanischen Schriftsteller Eliot Weinberger zugesprochen.

In seinem jüngsten Buch „Neulich in Amerika“, in dem er die Präsidentschaften von George W. Bush und Donald Trump nachzeichnet, entlarve Weinberger den Zynismus der Herrschenden und male ein deprimierendes Sittenbild eines Teils der Vereinigten Staaten, heißt es in der Begründung der Jury. Dabei agiere der Autor ganz im Sinne der Aufklärung als agent provocateur für eine bessere Welt.

Der Schocken-Preis ist einzigartig in Deutschland. Die Preissumme wird nicht wie üblich von der Kommune, von Banken oder großen Wirtschaftsunternehmen aufgebracht, sondern allein durch Spenden Bremerhavener Bürgerinnen und Bürger.

Er wird alle zwei Jahre in mahnender Erinnerung an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten und an das Schicksal all jener Verfolgten vergeben, für die Bremerhaven oftmals die letzte Station auf der Flucht ins Exil war. Die für diesen Mai geplante Preisverleihung muss abhängig von der Entwicklung des Pandemiegeschehens auf einen noch zu benennenden späteren Termin verschoben werden.

Zur Begründung hat die Jury ausgeführt:

„Eliot Weinberger, 1949 in New York geboren, wo er auch heute lebt, ist Schriftsteller, Herausgeber, Übersetzer und vor allem ein begnadeter Essayist. Seine enzyklopädische Neugier weitet sich krakenarmig in auch ferne Orte und Zeiten, lässt ihn mal erzählen von Nashörnern oder der Mythologie der Steine, lässt ihn schreiben über chinesische Lyrik, Frösche oder mittelalterliche Heilige. Es sind oft entlegene Fundstücke, die er in seinen Texten ausbreitet, und die wir staunend lesen ob all des Wissens, ob der poetischen Eleganz und der assoziativen Erkenntnisse.

Er ist ein Ästhet, der Zerbrechlichkeit und Schönheit, der die Ungewissheit des Seins auch in ironisch gebrochene Sprache fasst.

„Eine Art Zen-Meister der Essayistik“, wie ihn ein Kritiker einmal genannt hat.

Doch zieht sich dieser Meister keineswegs in die Abgeschiedenheit der Weltferne zurück. Im Gegenteil - immer wieder wirft Weinberger sich mit Verve ganz im Sinne Zolas („meine Pflicht ist es zu sprechen, ich will nicht Komplize sein“) ins Getümmel der aktuellen Politik und offenbart monströse Abgründe und moralische Korrosion in brillant komponierten und komprimierten Textmontagen von Zitaten und Fakten. In dem Band „Neulich in Amerika“, in dem er den Weg der republikanischen Partei, ihrer Präsidenten und Repräsentanten, ihrer Einstellungen und Entscheidungen von Bush bis Trump nachzeichnet, entlarvt er den Zynismus der Herrschenden und zeigt die Fragilität der Demokratie. Malt ein deprimierendes Sittenbild eines Teils der Vereinigten Staaten.

Ganz im Sinne der Aufklärung agiert Weinberger in diesen Texten als agent provocateur für eine bessere Welt, als großer Warner vor dem Verlust von Freiheit und Menschenwürde.“

Zur Jury gehören Dr. Gabriele von Arnim, Nico Bleutge, Dr. Helmut Böttiger, Dr. Kerstin Preiwuß, Dorothea Westphal,

Die bisherigen Preisträger*innen sind:
Irene Dische (1991), Hanna Krall (1993), Louis Begley (1995), Imre Kertész (1997), Tuvia Rübner (1999), Barbara Honigmann (2001),George Tabori (2003), Bei Dao (2005), Lizzie Doron (2007), Ursula Krechel (2009), Richard Sennett (2011) Péter Esterházy (2013), Gerhard Roth (2015), Aris Fioretos (2017), Dzevad Karahasan (2019)

Presseanfragen:
Dorothee Starke, Leiterin des Kulturamtes Bremerhaven
 0471 5902849
dorothee.starke@magístrat.bremerhaven.de

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