Jahresprojekt RE:SET: Bremerhaven wird grüner, kühler und klimafreundlicher

Die Stadt Bremerhaven wird im Jahr 2024 grüner, kühler und klimafreundlicher. Um dieses Ziel zu erreichen, werden unter dem Titel „RE:SET – Renaturierung einer Hafenstadt“ in den kommenden Monaten mehrere Projekte im Stadtgebiet umgesetzt.

Der Startschuss fällt am Montag, dem 15. Januar 2024, auf dem Waldemar-Becké-Platz.

Weil sie allesamt von dem Bakterium „Pseudomonas syringae“ befallen sind und ihr Absterben nicht mehr zu verhindern ist, werden die 26 verbliebenen der ursprünglich 52 Kastanien auf dem Waldemar-Becké-Platz gefällt und durch die klimaangepasste Baumart Zerr-Eiche (Quercus cerris) ersetzt, die leichter mit den Klimaveränderungen zurechtkommt. Im Jahresverlauf werden viele weitere Maßnahmen hinzukommen, die im Rahmen des Bundesprogramms „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ vom Bund mit insgesamt 4,5 Millionen Euro bezuschusst werden. Rund 500.000 Euro schießt die Stadt Bremerhaven zu.

Hier die fünf Leitprojekte im Überblick:

1. Pflanzung von Klimabäumen

Etwa 8.700 Straßenbäume gibt es in Bremerhaven. Es sind im Stadtgebiet aber auch viele Straßen ohne jeglichen Baumbestand vorhanden, ebenso Straßen mit lückenhaftem oder mit abgängigem Baumbestand. „Die Lufttemperatur in diesen Straßen ist im Sommer höher als in baumbestandenen Straßen, Wind entwickelt hier eine höhere Dynamik, CO2 und Staub können nicht gebunden werden, für Vögel und Insekten gibt es keinen Lebensraum, und auch aus gestalterischer Sicht ist die Aufenthaltsqualität niedrig“, fasst es Bürgermeister Torsten Neuhoff, Dezernent für das Stadtplanungsamt, zusammen. Das ehrgeizige Ziel lautet daher: Bis Ende 2024 sollen im Stadtgebiet insgesamt 269 solcher Klimabäume in zahlreichen Straßen neu gepflanzt worden sein. Weitere 17 Bäume werden in bestehenden Grünflächen an den Straßen gepflanzt.

2. Aufwertung der städtischen Parks durch einen klimagerechten Umbau der Fichtenbestände

In den beiden großen Parkanlagen von stadtweiter Bedeutung, dem Bürgerpark und dem Gesundheitspark Speckenbüttel, sind durch die Klimaveränderung und den Befall von Schädlingen diverse Waldbereiche mit nicht standortgerechten Baumarten durch Extremwetter gefährdet, stark geschädigt und in den nächsten Jahren abgängig. „Es gibt somit Bereiche, die intensiv auf Verkehrssicherheit überprüft werden müssen, für die Erholungsnutzung teilweise eingeschränkt zur Verfügung stehen und ihre klimatische sowie ökologische Funktion nur noch unzureichend erfüllen können“, so Stadträtin Mandy Kathe-Heppner, Dezernentin für das Gartenbauamt. Die maroden Fichtenbestände in den Waldbereichen der Parks sollen im Rahmen des RE:SET-Projekts durch einen klimaangepassten, stabilen Laubmischwald ersetzt werden. „Diese Maßnahme fördert die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegen Sturmereignisse und Trockenperioden und sorgt für mehr Artenvielfalt“, so die Dezernentin.

Konkret werden im Bürgerpark 840 Fichten und im Gesundheitspark Speckenbüttel 558 Fichten gefällt. Als Neupflanzung sind im Bürgerpark insgesamt knapp 1400 Bäume und im Gesundheitspark Speckenbüttel knapp 1650 Bäume vorgesehen.

3. Optimierte Bewässerung der Straßenbäume

Von den etwa 8.700 Straßenbäumen in Bremerhaven werden in Trockenperioden etwa 1.700 Bäume gewässert. Bislang wird die Wässerung von Bäumen bei trockener und heißer Witterung nach Einschätzung durchgeführt. Ob die Wässerung ausreichend ist oder ggf. mehr Wasser als erforderlich gegeben wird, kann somit nicht präzise beurteilt werden. „Wir werden deshalb Sensoren für die Messung der Bodenfeuchte an mindestens 30 repräsentativen Baumstandorten einbauen lassen“, so Stadträtin Kathe-Heppner. Die Daten, die dadurch ermittelt werden, sollen anfangs durch das beauftragte Unternehmen und nach erfolgter Schulung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gartenbauamtes ausgewertet werden. „Die Daten können und sollen auf andere entsprechende Baumstandorte übertragen werden und so zu einer bedarfsgerechten Bewässerung und damit einer besseren Entwicklung der Bäume führen“, so die Gartenbaudezernentin. „Dies kann zu immensen Einsparungen von Wasser, Treibstoff und Arbeitszeit führen und das Klima zusätzlich schonen.“

4. Entsiegelung von Hauptverkehrsstraßen

Bremerhavens Hauptverkehrsstraßen stellen sich immer noch als überbreite und stark versiegelte Straßenräume dar. Dabei könnten viele sogenannte Sperrflächen, also Flächen ohne direkte zugewiesene Nutzung, entsiegelt und mit einer Begrünung versehen werden. „Der starken Versiegelung und zunehmenden Reduzierung der Artenvielfalt sowie den künftig zu erwartenden Extremregenereignissen muss vorgebeugt werden“, sagt Stadtrat Bernd Schomaker, Dezernent für den Baubereich. Durch die Maßnahme soll sowohl ein visueller als auch ein ökologischer Mehrwert geschaffen werden. Das Niederschlagswasser kann versickern und entlastet den Straßenraum, Neuansaaten schaffen mehr Biodiversitätsflächen, und auch das gewonnene Baumaterial wird wiederverwendet und nicht entsorgt. Zwar sei der bauliche Aufwand hoch, da viele unzusammenhängende Einzelflächen entsiegelt würden – „die spätere hohe Wirkung rechtfertig diesen Aufwand aber allemal“, ist sich Schomaker sicher.

5. Begrünung des Bereichs Alter/Neuer Hafen

Im Bereich der Havenwelten setzt die BEAN (Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter/Neuer Hafen) auf die Begrünung von Dachflächen sowie auf „mobiles“ Grün. Das Deutsche Auswandererhaus bekommt ein Gründach, das Wasser zurückhält und mit den eingesetzten Pflanzen die Artenvielfalt fördert. Der Bereich um Klimahaus und Lloyddock muss veranstaltungstauglich und barrierefrei bleiben, ein großflächiges Entsiegeln der Havenwelten ist also nicht möglich. Aus diesem Grund werden hier mobile Pflanzcontainer vorgesehen, die sich in der Optik der Umgebung anpassen und für Veranstaltungen versetzt werden können.

Wichtig ist allen Beteiligten zu betonen, dass den geplanten Maßnahmen eine intensive Zusammenarbeit verschiedenster Ämter, Institutionen und Vereinigungen zugrunde liegt. „So ist etwa die Umwandlung der Fichtenbestände mit dem BUND, dem NABU und dem Grünen Kreis abgestimmt“, nennt Mandy Kathe-Heppner ein Beispiel. Dass man diesen Weg nun beschreitet, unterstreiche einmal mehr, dass Bremerhaven eine Klimastadt sei und sich der Klimaanpassung ohne Wenn und Aber verschrieben habe, so die Beteiligten.

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