Experten berufen: Historiker überprüfen Straßennamen

In Bremerhaven soll es zukünftig keine Straßen mehr geben, die den Namen von Personen tragen, die in das nationalsozialistische Regime verstrickt waren. Um das gesamte Straßenverzeichnis zu überprüfen, hat der Magistrat in seiner heutigen (26. 9. 2012) Sitzung auf Vorschlag von Oberbürgermeister Melf Grantz und Stadtrat Dr. Rainer Paulenz ein Expertengremium berufen.

Nach einer öffentlichen Debatte im Frühjahr über die Frenssenstraße in Lehe hat Oberbürgermeister Grantz die Anregung aus dem politischen Raum aufgenommen, nicht immer wieder einzelne Straßennamen zu diskutieren, sondern alle Straßennamen dahingehend zu überprüfen, ob unter ihnen Namensgeber nationalsozialistisch, antisemitisch oder fremdenfeindlich hervorgetreten sind. „Solche Namensgeber taugen nicht als Vorbilder für eine offene demokratische Gesellschaft“, betont der Oberbürgermeister. Von dem nun berufenen Expertengremium erhofft sich Grantz Klarheit bei strittigen Namensgebern und erwartet fundierte Empfehlungen.

Als Mitglieder der Expertenkommission zur Überprüfung des Straßenverzeichnisses beruft im Einverständnis mit dem Magistrat der Oberbürgermeister folgende Persönlichkeiten: Uwe Lissau als Vorsitzenden. Der Präsident des Amtsgerichts Bremerhaven ist durch einschlägige Ausstellungen und Veröffentlichungen mit dem Thema Nationalsozialismus vertraut und gilt als erfahrener Moderator. Als weitere Mitglieder der Kommission werden berufen: der Leiter des Stadtarchivs Dr. Hartmut Bickelmann, der Jurist und Verfasser stadthistorischer Arbeiten Dr. Manfred Ernst, der wissenschaftliche Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Dr. Bernd Gausemeier, der als Kenner von Adolf Butenandt ausgewiesen ist, sowie die Kulturhistorikerin und Expertin zu Fragen der Erinnerungskultur Prof. Dr. Inge Marßolek. Die Kommission kann bei Bedarf weitere fachkundige Personen (ohne Stimmrecht) hinzuziehen. Schon jetzt ist beabsichtigt, dass der Münsteraner Historiker Prof. em. Dr. Hans-Ulrich Thamer korrespondierend die Kommission berät, weil er als Mitglied von ähnlichen Straßennamen-Kommissionen in Münster und Celle über einschlägige Erfahrungen verfügt.

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