Erinnerung an NS-Verbrechen bewahren: Ausstellung über polnische Zwangsarbeiter

Bremerhaven erinnert an das Leid polnischer Sklaven- und Zwangsarbeiter während der Nazi-Zeit. In Zusammenarbeit mit dem Honorarkonsul der Republik Polen in Bremen, Dr. Hans-Dietrich Paschmeyer, präsentiert das Amt für Jugend, Familie und Frauen im Dienstleistungszentrum Grünhöfe vom 25. Oktober bis 15. November die Ausstellung "Erinnerung bewahren - Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939 bis 1945".

Jugendstadtrat Melf Grantz: „Wir wollen mit der Dokumentation vor allem junge Menschen erreichen und sie über dieses Verbrechen der NS-Diktatur aufklären." Es handelt sich dabei um ein Projekt der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide, einer Abteilung der Stiftung „Topographie des Terrors". Mitfinanziert wurde das Projekt teils durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", teils durch die Stiftung für Polnisch-Deutsche Zusammenarbeit.

Die Ausstellung präsentiert einzigartiges, bisher nicht gezeigtes Archivmaterial aus eigenen Beständen der Stiftung. Ab September 2005 wurde die Dokumentation bereits in Polen vorgestellt, wo sie großes Interesse fand und positive Kritiken erhielt. Die gab es nicht nur von den Besuchern: Auch das Fachpublikum würdigte die Ausstellung als wichtigen und notwendigen Schritt im Aufarbeitungs- und Aufklärungsprozess der Nazi-Verbrechen. In Deutschland wurde die Ausstellung unter anderem im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide, im NS-Dokumentationszentrum Prora auf Rügen sowie in Köln und Frankfurt/Main gezeigt.

Die Ausstellung beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Sklaven- und Zwangsarbeit im Dritten Reich und ist für deutsches Publikum konzipiert. Aufgezeigt werden die Schicksale einzelner Menschen, deren persönliche Geschichte in Fotos, Dokumente und Erzählungen stellvertretend für die drei Millionen Sklaven- und Zwangsarbeiter stehen.

Die Dokumentation wird am Sonntag, 25. Oktober, um 11 Uhr vom polnischen Generalkonsul Andrzej Osiak sowie Finanzsenatorin Karoline Linnert undOberbürgermeister Jörg Schulz eröffnet. Im Rahmen der Ausstellung wird der Rechtsanwalt und Stadthistoriker Dr. Manfred Ernst einen lokalen Bezug zur Zwangsarbeit während des Dritten Reichs im Raum Bremerhaven herstellen, an die ein Gedenkstein im Fischereihafen erinnert. Mit dem Fall des 17-jährigen Zwangsarbeiters Walerjan Wrobel, der aus Heimweh ein Feuer in der Scheune seiner Zwangsarbeitsstätte gelegt hatte und dafür in Bremen als Volksschädling zum Tode verurteilt wurde, soll Jugendlichen die Problematik der Zwangsarbeiter eindringlich anschaulich gemacht werden.

Während der Dauer der Ausstellung vom 25. Oktober bis 15. November wird es eine Führung durch die Ausstellung und Einführung in die Problematik für Multiplikatoren sowie mehrere Vormittagsveranstaltungen für Schulklassen und eine weitere für die Marineoperationsschule geben. Drei Führungen in polnischer Sprache sind vorgesehen.

Am 2. November beteiligt sich die Landeszentrale für politische Bildung, Außenstelle Bremerhaven, mit einem Dokumentarfilm über den „Reichseinsatz – Zwangsarbeiter in Deutschland“ und einem Vortrag von Dr. Helga Bories-Sawala sowie am 12. November mit einem Beitrag von Günther Saathoff von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ an der Ausstellung.

Am 5. November erhalten die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung und gesellschaftspolitischer Verbände Gelegenheit zu einer Führung. Am 12. November ist eine Veranstaltung für Jugendverbände, Vereine und Initiativen mit dem Stadtjugendring und der Landeszentrale für politische Bildung geplant, am 10. November eine Führung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. Die Ausstellung wird in der Regel von 10 bis 17 Uhr geöffnet sein, soweit nicht im Programmheft die einzelnen Veranstaltungen zu anderen Zeiten und für bestimmte Besuchergruppen ausgewiesen werden. Am Sonnabend, 31. Oktober, ist die Ausstellung ab 15 Uhr geöffnet, am Sonntag, 1. November, von 11 bis 15 Uhr.

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