Anne-Frank-Schule feiert Geburtstag: 30 Jahre erfolgreiche Sonderpädagogik

Mit einem großen Schulfest feiert die Anne-Frank-Schule in Weddewarden am morgigen Freitag, 26. November, ihren 30. Geburtstag. Neben zahlreichen Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler steht dabei die Übergabe des neuen Schulbusses auf dem Programm.

Am Sonnabend, 27. November, schließt sich der Jubiläumsbasar an, auf den die Klassen bereits in den vergangenen Wochen mit großem Engagement hingearbeitet haben. Für das leibliche Wohl der Besucher ist gesorgt. Weitere Höhepunkte des Fests sind nach Einbruch der Dunkelheit ein Fackellauf durch Weddewarden und ein Feuerwerk.

„30 Jahre Anne-Frank-Schule, 30 Jahre erfolgreiche sonderpädagogische Arbeit: Eine Schule im Wandel“ – unter diesem Titel blickt die Schulleitung in der folgenden Chronik auf die Geschichte der Schule zurück:

Vor 30 Jahren – 1980 – wurde die Anne-Frank-Schule feierlich als staatliche Sonderschule für geistig Behinderte in Bremerhaven eröffnet. Zu dieser Zeit eine Ausnahmeerscheinung in der bundesdeutschen Bildungslandschaft, so hatten die Nachbarländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen in dieser Zeit sogenannte Ersatzschulen für die Erfüllung der Schulpflicht.

Die Anne-Frank-Schule begann als sehr gut ausgestattete Sonderschule für Geistigbehinderte mit den Klassen 1-12 mit eigenem angeschlossenem Kindergarten. Diese Form veränderte sich in den 80er Jahren jedoch sehr schnell. Die Forderung nach gemeinsamer Beschulung von behinderten und nicht behinderten Kindern wurde immer stärker. Aus zunächst „zarten“ Versuchen der Integration einzelner Schüler wurden bald die so genannten Kooperationsklassen. Einzelne Klassen der Anne-Frank-Schule gingen in die Regelschule, und es fand in einzelnen Fächern gemeinsamer Unterricht statt. Behinderte und nichtbehinderte Schülerinnen und Schüler begegneten sich täglich und erlebten einen gemeinsamen Schulalltag. Nach intensiver Auseinandersetzung mit den Formen der Integration / Kooperation erwies sich diese Form als die pädagogisch richtige und erfolgreiche.

Die Anne-Frank-Schule verwandelte sich in dieser Zeit von einer abgeschlossenen Schule für geistig Behinderte zu einem eigenständigen Förderzentrum für die Bereiche Wahrnehmungs- und Entwicklungsförderung mit immer mehr Öffnung zur Regelschule. Den speziellen Förderbedürfnissen der Schüler mit unterschiedlichsten Behinderungsformen konnte so entsprochen werden. Gleichzeitig wurde behutsam das Miteinander von Schülern mit und ohne Behinderung angebahnt.

Die ersten Kooperationsklassen wurden zunächst nur in der Primarstufe Anfang der 90er Jahre in der Surheider Schule eingerichtet. Die Erfahrungen mit der kooperativen Beschulung waren durchweg positiv, sodass begeisterte und engagierte Eltern und Kollegen für die erfolgreiche Fortsetzung der kooperativen Beschulung von geistig behinderten Kindern auch in der Sekundarstufe I eintraten. Politische Widerstände wurden aus dem Wege geräumt, und eine mutige und engagierte Schulaufsicht unterstützte das Vorhaben.

Ab 1993 etablierte sich die kooperative Beschulung dann auch in der SEK I zunächst an der Humboldtschule, ab 1998 an der Immanuel-Kant-Schule, ab 2003 an der Johann-Gutenberg-Schule und 2010 an der Paula-Modersohn-Schule. Für die Berufsschulstufe der Anne-Frank-Schule – die Klassen 11 und 12 – fand sich ein Kooperationspartner in Form der Fachschule für Heilerziehungspflege der Lehranstalten für Sozialpädagogik und Hauswirtschaft, deren Klassen ab 2003 zur Anne-Frank-Schule ins „Stammhaus" in Weddewarden zogen, da hier aufgrund der Unterbringung der Klassen 5-10 in den Sekundarschulen nun genügend Platz für einen Kooperationspartner war.

1998 wurden die Primarstufe und die Sekundarstufe geteilt. Die Surheider Schule wurde als Grundschule und die Anne-Frank-Schule als Sekundarschule eingerichtet. Die Anne-Frank-Schule beschult seitdem die Klassen 5-12 mit zurzeit insgesamt 89 Schülerinnen und Schülern.

In allen Kooperationsklassen wird ein lebendiges und intensives Miteinander gelebt und ein äußerst differenzierter gemeinsamer Unterricht erteilt. Der Wandel des Förderzentrums für Wahrnehmungs- und Entwicklungsförderung Anne-Frank-Schule ist durch das neue Bremer Schulgesetz, das die Auflösung der Förderzentren vorsieht, eingeläutet.

Seit März 2009 gilt die UN-Behindertenrechtskonvention auch für Deutschland. Diese sieht u. a. die inklusive Beschulung von behinderten Menschen vor. Durch die kooperative Beschulung der geistig behinderten Kinder in Regelschulen wird deutlich, dass in der Stadt Bremerhaven schon entscheidende Schritte in diese Richtung gegangen worden sind

Dieses wird nun immer mehr in Richtung Inklusion ausgebaut. Dabei werden die spezifischen Belange von Schülern mit einer geistigen Behinderung berücksichtigt. Nötig ist nach wie vor eine sehr spezielle und individuelle Förderung in einer kleinen Gruppe. Notwendig dafür sind die jetzt vorhandenen fachkompetenten multiprofessionellen Teams, die u. a. aus Sonderschullehrkräften, Diplom-Behindertenpädagogen, Sozial- und Heilpädagogen, sowie pflegerischen Hilfskräften, bestehen. Neben den kompetenten Fachkräften sind die jetzt vorhandenen behindertengerechten räumlichen Einrichtungen und Ausstattungen unbedingt weiter notwendig.

Nur so kann eine schulische Integration gelingen und nur unter diesen Voraussetzungen kann sich eine erfolgreiche inklusive Beschulung von Schülern mit einer geistigen Behinderung etablieren. Neben dem Miteinander an den Regelschulen pflegt die Anne-Frank-Schule ein sehr intensives eigenes Schulleben mit gemeinsamen Sportfesten, Projekttagen und Veranstaltungen an der Stammschule in Weddewarden.

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