Alle Informationen zum Start in das neue Schuljahr

Mit dem Ende der Sommerferien starten 1.319 Einschulungskinder in den Bremerhavener Grundschulen, was einem Zuwachs von mehr als 200 Kindern gegenüber dem Vorjahr entspricht (1.115).

Entsprechend wurde die Anzahl der Einschulungsklassen auf 60 erhöht (gegenüber 53 im Vorjahr). Die zusätzlichen Klassen verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet, insbesondere jedoch steht mit der Neuen Grundschule Geestemünde ein zusätzlicher Standort mit zunächst drei Einschulungsklassen zur Verfügung. Für die NGG werden auf dem Gelände der Humboldtschule Mobilbauten errichtet. Bis zum Einzug im Herbst wurde für die Klassen im Haupthaus der Humboldtschule ein Übergangsquartier eingerichtet. „Die Schaffung von Schulraumkapazitäten ist ein Kraftakt, dessen Bewältigung nur durch die exzellente Zusammenarbeit zwischen Schulamt, Seestadt Immobilien und den betroffenen Schulen gelungen ist“, hebt Stadtrat Michael Frost hervor.

Nach dem Ende der vierjährigen Grundschule beginnt für 1096 Schülerinnen und Schüler (1054 im Vorjahr) der Unterricht in den weiterführenden Schulen. 971 Schülerinnen und Schüler (954) starten an einer der 11 Oberschulen, 125 (100) am Lloyd Gymnasium, das damit wieder fünfzügig wird.

Die Schülerinnenzahl und Schülerzahl pro Jahrgang stabilisiert sich weiter auf hohem Niveau. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an das Personal, Sachmittel und Räume. Die Gesamtzahl der Lehrkräftestellen in den städtischen Schulen beträgt 1.381 (gegenüber 1.339 zum Beginn des vorigen Schuljahres). 205,18 Stellen waren neu zu besetzen (162,86).

An den Zahlen lässt sich ablesen, dass der Druck auf das Bildungswesen aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels sowie aufgrund der steigenden Schülerinnenzahlen und Schülerzahlen weiter zunimmt. „Mit den bislang eingeleiteten Maßnahmen ist es allerdings gelungen, noch größere Lücken in der pädagogischen Versorgung zu verhindern bzw. nach Möglichkeit abzufedern“, so Frost. „Dazu zählen insbesondere die Qualifizierungsprogramme für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, das Stipendium für Lehramtsstudierende, die Beschäftigung von pädagogischen Unterstützungskräften und Kooperationen mit außerschulischen Einrichtungen, die pädagogisch hochwertige Bildungsangebote vorhalten, oder auch eine Marketingkampagne - allesamt Maßnahmen, die in der Regie des Bremerhavener Schulamtes konzipiert und umgesetzt werden“, fasst der Schuldezernent zusammen.

Daher wertet Frost es als Erfolg, dass unter den Bedingungen des immer stärker werdenden Konkurrenzdrucks zwischen den Anstellungsträgern insgesamt 91,00 Stellen neu besetzt werden konnten (Vorjahr: 96,46): „Diesen Erfolg verdanken wir dem Engagement des Landesinstituts für Schule, das Lehrkräfte explizit für den Schuldienst in Bremerhaven ausbildet, dem Schulamt mit seinen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nicht zuletzt den Schulleitungen sowie den Kollegien der Schulen, die sich in bemerkenswerter Weise um das Wohl von Nachwuchskräften, Studierenden und Referendarinnen und Referendaren kümmern.“

Die Einstellung von Lehrkräften direkt aus dem Referendariat ist erfreulicherweise auf 42,19 VZE gestiegen (Vorjahr: 34,05), der Wechsel aus anderen Bundesländern und der Stadt Bremen auf Grundlage des Freigabeverfahrens gestaltet sich verhältnismäßig stabil (01.08.2023: 12,09 VZE; 01.08.2022: 18,56 VZE).

Die nahezu konstant bleibenden Erfolge bei Einstellungen von Lehrkräften relativieren sich ein Stück weit bei Betrachtung etwa der weiterhin hohen Pensionierungsquote (01.08.2023: 26,18 VZE; 01.08.2022: 38,98 VZE) sowie vor dem Hintergrund der steigenden Schülerinnenzahl und Schülerzahl, welche automatisch zu einem höheren Stellenbedarf und somit zu mehr nicht besetzten Stellen führt. In diesem Zusammenhang verdeutlicht Frost: „Über die anhaltend hohe Zahl der Kinder und Jugendlichen kann sich Bremerhaven angesichts des demographischen Drucks glücklich schätzen, schließlich sind die Schülerinnen und Schüler von heute die so dringend benötigten Fachkräfte von morgen.“ Zugleich verlange diese Entwicklung der Verwaltung weiterhin große Anstrengungen bei der Personalakquise ab.

Neben den altersbedingten Abgängen aus dem Schuldienst sind die Wechsel von Lehrkräften in andere Bundesländer bzw. in die Stadt Bremen auf Grundlage des Freigabeverfahrens ein weiterer besonders relevanter Faktor mit Auswirkungen auf die Unterrichtsversorgung. Dabei betont Frost, dass auch die geänderte Freigabepraxis für Lehrkräfte zum Wechsel in andere Bundesländer Teil der Bestrebungen sei, den Schuldienst in Bremerhaven attraktiver zu gestalten: „Die Größenordnung unserer Einstellungskontingente zu jedem Schuljahr macht deutlich, dass wir auf den Zuzug von auswärtigen Lehrkräften angewiesen sind. Darunter befinden sich jedoch etliche, die mit der Einstellung nicht ihre Zusage verknüpfen wollen, sich lebenslang an Bremerhaven zu binden. Zwar setzen wir auf einen Bindeeffekt, wir wollen der wachsenden Mobilität und Flexibilität der jüngeren Generation jedoch Rechnung tragen, indem wir ihnen auch eine zeitlich befristete Tätigkeit einfacher ermöglichen als in der Vergangenheit.“

Die Neuregelung habe nicht den vielfach befürchteten „Exodus“ ausgelöst, wie die Zahlen zeigen (01.08.2023: 20,70 VZE; 01.08.2022: 15,17 VZE), während es jedoch umgekehrt Hinweise darauf gebe, dass Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger sich eher für die Einstellung entscheiden als unter der alten Regelung, die sie zu einer Beschäftigung für mindestens vier Jahre verpflichtete. Frost: „Ich weiß, dass manche Lehrkräfte allein aus Sorge, wir könnten die Neuregelung womöglich wieder zurücknehmen, nun den Wechsel vollzogen haben. Doch diese Sorge ist unbegründet. Umgekehrt erwarte ich selbstverständlich auch von anderen Anstellungsträgern die gleiche Verfahrensweise. Allerdings gibt es auch Interessentinnen und Interessenten für den Schuldienst bei uns, die von ihren Dienststellen nicht in gleicher Weise freigegeben werden wie umgekehrt von uns.“

Frost mahnt jedoch auch eine zentrale Diskussion über die Bildungsentwicklung an: „Der Lehrkräftemangel wird uns noch weitere Jahre begleiten, da aus verschiedenen Gründen zu wenige Nachwuchskräfte zur Verfügung stehen werden. Also muss es zu Entscheidungen kommen, wie Schule und Bildung in den kommenden Jahren organisiert werden können, damit die Qualität nicht leidet.“ In Bremerhaven werde bereits mit zahlreichen externen Unterstützungskräften, pädagogischen Begleitungen und außerschulischen Partnern wie Kulturschaffenden und Sportvereinen zusammengearbeitet.

Frost: „Hieraus müssen Standards entwickelt werden, damit die vorhandenen Lehrkräfte sich verstärkt um ihre Kernaufgaben kümmern können und von zusätzlichen Aufgaben entlastet werden. Auch der verstärkte Einsatz von Verwaltungskräften kann ein Ansatz zur Entlastung sein. Mehrarbeit einer ohnehin belasteten Berufsgruppe hilft kurzfristig, ist aber kein nachhaltiger Lösungsansatz. Es braucht vielmehr flexible Modelle für die Gestaltung von Lebensarbeitszeit sowie eine Angleichung der Unterrichtsverpflichtung zwischen den Bundesländern, um den Konkurrenzdruck zwischen den Anstellungsträgern zu entschärfen.“

Auch wünscht sich Stadtrat Frost ein verstärktes konzertiertes Vorgehen des Senats sowie einen noch engeren Austausch zwischen Magistrat und Senat zwecks Bewältigung des Fachkräftemangels. So seien zum einen mehr Lehramtsstudienplätze im Land Bremen vonnöten. „Zudem sollte die Stadt Bremerhaven im Rahmen des Ländertauschverfahrens als Anstellungsträger für Lehrkräfte mit am Verhandlungstisch sitzen“, erklärt der Schuldezernent. Außerdem brauche es für die Anstellung von pädagogischen Unterstützungskräften aus dem Lehrkräftebudget des Landes eine schlankes Verfahren, so Frost weiter. Die derzeit erforderliche Befassung von Senat, Deputation sowie Haushalts- und Finanzausschuss des Landes koste zu viel Zeit. „Wir könnten laufend pädagogisches Unterstützungspersonal einstellen, allerdings fehlen die nötigen Beschlüsse“, gibt Stadtrat Frost zu bedenken.

Die derzeit aus unterschiedlichen Programmen finanzierten 55 Stellen für pädagogische Unterstützungskräfte, darunter 17 direkt aus nicht verbrauchten Personalmitteln für Lehrkräfte, konnten vom Schulamt vollständig besetzt werden. Diese Personen leisten laut Stadtrat Frost unverzichtbare Unterstützungsarbeit in der Förderung und Betreuung von Schülerinnen und Schüler und tragen auch zur Entlastung der Lehrkräfte bei. Diese Stellen ließen sich bei entsprechender Bewilligung durch das Land fortführen und weiter ausbauen und könnten perspektivisch einen qualifizierten Personalpool für die erfolgreiche Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder bilden, doch leider stehen die erforderlichen Beschlüsse hierfür weiter aus.

Dennoch blickt Frost mit einer Portion Optimismus in die Zukunft: „Wenn Bremerhaven und das Land Bremen weiterhin gemeinsam und im Interesse beider Städte agieren, an kreativen Lösungen zur Bewältigung des Fachkräftemangels arbeiten, kann es gelingen, den nicht kurzfristig vollends behebbaren Mangel zu meistern.“


Die Zahlen in der Übersicht:

a) Schülerinnen und Schüler

 

 

2023/2024

2022/2023

Einschulungskinder in öffentliche Schulen

1.319

1.115

Klassenverbände

60,5

53,5

 

 

 

Übergänge in die 5. Jahrgangsstufe

1.096

1.054

  • davon ins Gymnasium

125

100

  • in die Oberschule

971

954

 

 

 

Übergänge in die GyO

575

630

  • davon Lloyd-GyO

153

210

  • GyO Geschwister Scholl

177

164

  • GyO Carl von Ossietzky

245

256

 

b) Lehrkräfte

 

01.08.2023

01.08.2022

Unterrichtswirksame Abgänge von Lehrkräften (in Stellen) davon:

82,27

85,82

Pension, Rente, Altersteilzeit, Sabbatjahr, Todesfall

26,18

38,98

Vertragsende, Kündigung

35,38

31,67

Wechsel in andere Bundesländer/Stadt Bremen (gemäß Freistellungsverfahren)

20,70

15,17

Offene Stellen vom 01.02.2022

80,11

47,94

Stellenaufstockungen (zusätzliche Klassenverbände)

42,8

29,10

Zu besetzende Stellen gesamt:

205,18

162,86

 

 

 

Einstellungen (in Stellen)

91,00

96,46

Davon direkt aus dem Referendariat (Personen):

42,19

34,05

Bremerhaven

36,39

27,05

Stadt Bremen und andere Bundesländer

5,80

7

Wechsel aus anderen Bundesländern und Stadt Bremen (gem. Freistellungsverfahren)

12,09

18,56

Umgewandelte Lehrerstellen (Programm für Pädagogische Unterstützungskräfte)

17

17

 

 

 

Offene Stellen:

114,18

66,37

Regelbereich

69,98

21,38

Unterstützende Pädagogik LSV

40,20

26,59

Unterstützende Pädagogik W+E

4,00

1,4

Lehrerstellen, die für pädagogische Unterstützung genutzt werden

17

17

Offene Stellen gesamt:

97,18

49,37

 

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