Maritime Erinnerungsstücke

Kabinettausstellung im Historischen Museum Bremerhaven

Die Stiftung eines besonderen Gemäldes des Bremerhavener Malers Georg Andreas Wilking (1869-1914) durch Frau Helene von Hassel sowie die Schenkung eines umfangreichen maritim geprägten Familiennachlasses von Klaus Pleitner sind der Anlass für eine Kabinettausstellung mit dem Titel „Maritime Erinnerungsstücke“ im Historischen Museum Bremerhaven.

Das Historisches Museum Bremerhaven besitzt eine kleine Sammlung von elf Gemälden des Bremerhavener Marinemalers Georg Andreas Wilking, die nun erstmals zu sehen ist. Da er nur in einer sehr kurzen Zeitspanne von etwa zehn Jahren künstlerisch aktiv war, sind von ihm nur wenige Werke überliefert. Wilking war Autodidakt und spezialisierte sich auf die Marinemalerei, der Norddeutsche Lloyd zählte zu seinen Auftraggebern. Er porträtierte so legendäre Schiffe wie das auf der Tecklenborg-Werft gebaute Fünfmastvollschiff „PREUSSEN“ oder auch historische Ereignisse wie den Besuch von Kaiser Wilhelm II. am 12. März 1904 in Bremerhaven.

Auch das jüngst gestiftete Gemälde aus dem Jahr 1904 hat einen historischen Bezug, es zeigt den Passagierdampfer „MOSEL“ des Norddeutschen Lloyd an der Kaje vor der Schleuse zum Neuen Hafen. Wilking dreht die Zeit zurück bis in das Jahr 1875, kurz bevor es zu einer Katastrophe kam. Damals war das Auswandererschiff „MOSEL“ in den bis dahin größten Versicherungsbetrug der Schifffahrtsgeschichte verwickelt. Ein Fass explodierte bei der Verladung und tötete 83 Menschen. Der Kanadier Wilhelm King Thomas hatte es mit einer Bombe präpariert und hoch versichert, um so nach dem geplanten Versenken des Schiffs auf See die Prämie zu kassieren.

Schifffahrt, Schiffbau, Hochseefischerei und Hafenwirtschaft boten Generationen von Bremerhavenern Beschäftigung und Einkommen. Mit den in den 1970er Jahren einsetzenden Krisen in der Fischerei und im Schiffbau sowie den veränderten Bedingungen im Warenumschlag nahm die Bedeutung dieser Wirtschaftszweige jedoch immer mehr ab. Maritim geprägte Familienbiografien sind daher seltener geworden. Maritime Erinnerungsstücke aus der Familiengeschichte von Klaus Pleitner spiegeln die große Bedeutung der Seefahrt in Bremerhaven in vergangenen Jahrzehnten wider. Vater und Onkel des Stifters fuhren auf Fischdampfern oder in der Frachtschifffahrt zur See, seine Frau war rund ein halbes Jahrhundert bei der Rickmers-Gruppe tätig. Er selbst arbeitete für einen Zulieferer der Werften. Die Objekte und Dokumente zeigen die Geschichte einer Familie, die über Generationen mit der Seefahrt verbunden war. Seefahrtsbücher aus der Hochseefischerei, Reedereigeschirr und der auf spektakuläre Weise geborgene Rettungsring eines Fischdampfers sind Beispiele der ausgestellten Objekte.

Die Kabinettausstellung im Erdgeschoss ist ab sofort bis zum 3. Juni 2018 zu besichtigen.