Ehepaar Wencke nach jahrzehntelanger Trennung wieder vereint

Deutsches Schiffahrtsmuseum gibt Gemälde an Historisches Museum Bremerhaven zurück

Über 30 Jahre waren sie getrennt. Nun sind sie endlich wieder vereint und bereichern die Dauerausstellung zur Bremerhavener Stadtgeschichte. Das Ehepaar Friedrich Wilhelm und Gesine Wencke, Schiffbauunternehmer aus der Gründungszeit von Bremerhaven, haben einen gemeinsamen Platz gefunden. Die Familienzusammenführung ist das Ergebnis eines langfristig angelegten Kooperationsprojekts zwischen dem Deutschen Schiffahrtsmuseum und dem Historischen Museum Bremerhaven. Das glückliche Ende hat eine verzwickte Vorgeschichte.

Zur Eröffnung des Morgenstern-Museums in der Kaistraße 1961 übergaben Sophie und Clara Wencke mehrere Exponate zur Wencke-Werft dem Museum, darunter auch die Porträts ihrer Großeltern Friedrich Wilhelm (1806 Bremen - 1859 Bremerhaven) und Gesine Wencke (1807 Vegesack - 1866 Bremerhaven) aus der Zeit um 1840. Friedrich Wilhelm Wencke gründete 1833 den Werftbetrieb „F. W. Wencke“ am Ufer der Geeste in Bremerhaven. Nach seinem Tod 1859 führte die Witwe Gesine Wencke den Betrieb weiter. Die beiden Gemälde bereicherten die Dauerausstellung im Morgenstern-Museum, allerdings nur bis zur Gründung des Deutschen Schiffahrtsmuseums 1971. Das Gemälde von Friedrich Wilhelm Wencke musste laut Stiftungsurkunde 1986 an das Deutsche Schiffahrtsmuseum abgegeben werden, Gesine Wenckes Porträt verblieb im Morgenstern-Museum.

Seit Eröffnung des Neubaus des Historischen Museums Bremerhaven im Jahr 1991 ist Gesine Wencke hier in der Dauerausstellung präsent, denn als erste Großunternehmerin in Bremerhaven ist sie für die Stadtgeschichte von besonderer Bedeutung. Darüber hinaus ist die Wencke-Werft mit ihrem ehemaligen Standort gegenüber dem Museum und die Familiengeschichte der Wenckes ein Ausstellungs- und Forschungsschwerpunkt des Historischen Museums Bremerhaven. Dr. Alfred Kube und Dr. Anja Benscheidt erarbeiteten 2008 eine umfangreiche Veröffentlichung zur Geschichte der Wencke-Werft, der Familie Wencke und zur Malerin Sophie Wencke.

Beim Deutschen Schiffahrtsmuseum startete vor kurzem ein Projekt zur Provenienzforschung, dabei werden die einzelnen Exponate einer Sammlung auf ihre Herkunft untersucht. Darunter fallen auch die Exponate, die seinerzeit vom Morgenstern-Museum an das Deutsche Schiffahrtsmuseum abgegeben wurden. Aufwändige Recherchen in beiden Museen in alten Inventarbüchern, an den Exponaten selbst und in Übergabelisten brachten rund 600 Exponate zum Vorschein, die ursprünglich auf die Sammlung des Morgenstern-Museums zurückgehen.

Im Rahmen der aktuellen Neuausrichtung des Deutschen Schiffahrtsmuseums stehen dort alle Exponate auf dem Prüfstand. Ein Grund für Direktorin Dr. Ursula Warnke, dem Historischen Museum Bremerhaven Exponate von stadtgeschichtlicher Bedeutung, die im Deutschen Schiffahrtsmuseum aufgrund der Neuausrichtung nicht mehr gezeigt werden, zurückzugeben. Den Anfang macht nun das Wencke-Porträt. „Ich freue mich sehr, dass die Provenienzforschung von Dr. Katrin Kleibl die Sammlung des Deutschen Schiffahrtsmuseums nun so umfangreich erschließt. Es ist gut, dass wir beide das Projekt für das Deutsche Schiffahrtsmuseum auf den Weg gebracht haben“, stellt Dr. Ursula Warnke fest.

Mit dieser Rückgabe löste sie große Freude beim Historischen Museum Bremerhaven aus. „Friedrich Wilhelm Wencke schuf 1833 die erste Werftneugründung in Bremerhaven. Sein Porträt ist eine wichtige Ergänzung zur Darstellung der Geschichte der Wencke-Werft in unserer Dauerausstellung“, so Museumsdirektorin Dr. Anja Benscheidt. Die Porträts des Ehepaares Wencke sind ab sofort in der Dauerausstellung des Historischen Museums Bremerhaven ausgestellt. Historisches Museum Bremerhaven