Wo die wilden Kerle wohnen

Der kleine Max tobt durch die Wohnung, bis seine Mutter ihn "wilder Kerl" schilt und ohne Essen zu Bett schickt. Genau in der Nacht wächst ein Wald in seinem Zimmer, durch den er das Meer erreicht...

Wunderschön wild

Bremerhaven. Die Bühne ist schwarz abgehängt: Stuhl und Tisch, ein paar Requisiten ... Ulrike Andersen fegt Dreck zusammen, und die Kinder fragen sich laut, ob das wohl schon zum Stück gehört.
Tut es - spätestens als der Puppenspielerin von Max der Besen weggerissen wird, ist es allen klar, Max hat nur Unsinn im Kopf, er tobt herum, bis der Stuhl zerbricht. "Wilder Kerl!" schimpft seine Mutter. Zur Strafe muss er ohne Essen ins Bett.
"Genau in dieser Nacht wuchs ein Wald in seinem Zimmer", heißt es in Maurice Sendaks Kinderbuch-Klassiker "Wo die wilden Kerle wohnen" - Ulrike Andersen lässt diesen Wald entstehen. Kleine und große Zuschauer erleben, wie Max in einem Boot übers Meer segelt zu den wilden Kerlen.
Die wollen ihn mit Brüllen und Fauchen erschrecken, aber er hat keine Angst, ist der wildeste der wilden Kerle, wird ihr König. Eigentlich sind die wilden Kerle - sorgfältig gearbeitet, jeder mit eigener Stimme und eigener "Macke" - liebenswert, wollen ihrem König gefallen. Sie machen zusammen Krach, bauen ein Zelt, toben, bis das Boot zerbricht und Max sein Gefolge ohne Essen ins Bett schickt. Dann segelt er zurück über das Meer bis in sein Zimmer, wo noch das warme Essen steht.
Andersen verschwindet in ihrem neuen Stück ... völlig hinter ihren Figuren, erweckt sie zum Leben, verzaubert von der ersten Minute an mit poetischen Bildern. Am Ende sitzt sie mit Max vor einer Schüssel Spaghetti - das Licht fährt langsam herunter, ein Moment Stille. Dann der verdiente Applaus für eine wunderschöne Premiere. (Nordseezeitung Bremerhaven)

Ausstattung: Ulrike Andersen
Spiel: Ulrike Andersen
Regie: Stefanie Hattenkofer