Juni 2019 / TheaterFilm geht neue Wege

In der Aula des SZ Geschwister Scholl werden ästhetische Möglichkeiten für die Zukunft aufgezeigt

Oberschulrat Stephan Rademacher schlug bei der Begrüßung der Gäste einen Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart: In der Aula des SZ Geschwister Scholl standen Mitte Juni ein Theaterstück und ein TheaterFilm auf dem Programm. „Die Konferenz“ und „Lili“ erwiesen sich als Plädoyers für die Einhaltung der Menschenrechte und zeigten, wie aktuell Geschichte ist und wie sich Jugendliche künstlerisch mit der Vergangenheit auseinandersetzen können.

Theaterstück und Theaterfilm

In der gut besuchten Aula des SZ Geschwister Scholl brauchte das kurze Stück „Die Konferenz“ als Requisiten nur einen Koffer und ein paar Stühle, um nachhaltig Wirkung zu erzeugen. Eben noch war der von Ellen Lindek geleitete Theaterkurs der Eingangsphase eine Reihe von gleichberechtigten Menschen, nach einer halben Drehung wurde er die Warteschlange vor einer Botschaft. Verzweifelte Flüchtlinge auf der einen Seite, Champagner trinkende Delegierte aus 32 Staaten auf der anderen: In starken Bildern wurde die Konferenz von Évian thematisiert, die 1938 eine organisierte Aufnahme der in Deutschland verfolgten Juden ablehnte. Verdienter Beifall für eine eindringliche Inszenierung, die beim Bremer Wettbewerb „Dem Hass keine Chance“ mit dem Senatspreis ausgezeichnet wurde.

Während „Die Konferenz“ gewohnte Theaterwege ging, zeigte der TheaterFilm „Lili“ ganz neue Möglichkeiten auf. Theaterlehrerin Ellen Lindek hatte für die außergewöhnliche Produktion mit Regisseur Martin Kemner und Choreografin Claudia Hanfgarn kooperiert, mit Unterstützung von Radio Weser.TV entstand dabei ein Film, der viele Genres mischte. Man musste sich eingewöhnen, aber dann konnte das 50-minütige Experiment, das sich am berühmten „Lili Marleen“-Lied und Sängerin Lale Andersen orientierte, voll und ganz überzeugen.

Dokumentarische Perspektive wird gebrochen

Senioren erzählten von ihren Begegnungen mit dem „Soldatenlied“, Jugendliche sprachen über ihre Lieblingslieder und ihre damit verbundene Gefühle. Verfremdungen und psychodelische Momente, ein Baum als Kaleidoskop – die dokumentarische Perspektive wurde immer wieder gebrochen. Der Theaterkurs des diesjährigen Abiturjahrgangs spielte „Lili“ und wurde dabei auf der Bühne von der Kamera begleitet, Text und Bewegung, Spiel und Kulissen sorgten für emotionale Momente. Texter Hans Leip trat auf, Komponist Norbert Schultze ließ sich von den Nationalsozialisten für deren Zwecke einspannen, Zeitgeschichte als Warnung. Und Schnitt: Truppenbetreuung und Entnazifizierung – der rote Faden blieb das berühmte Lied.

„Vor der Kaserne, vor dem großen Tor“, am Ende des Abends stand das gemeinsame Karaoke-Singen, war die Macht der Musik für jeden zu spüren. Blumen für die Darstellerinnen und Darsteller und lang anhaltender Applaus für das gesamte Team: Der auch von Radio Weser.TV ausgestrahlte TheaterFilm „Lili“ zeigte an diesem Abend interessante Möglichkeiten für die Zukunft auf.