Juli 2022 / "Michael Jackson - I love you all"

Das Publikum feiert Theaterprojekt des Schulzentrums Geschwister Scholl

Im Oktober 2019 hatten die Proben begonnen, Premiere sollte im Juli 2020 sein. Doch dann schlug Corona zu und stoppte sogar den King of Pop, die Inszenierung "Michael Jackson - I love you all" musste auf Eis gelegt werden. Aber jetzt kam das Theaterprojekt Geschwister Scholl doch noch zum Zug und präsentierte im Theater im Fischereihafen (TiF) mitreißende Unterhaltung mit Widerhaken. Am Ende gab es stehenden Applaus, hatte sich das lange Warten gelohnt.

Frustrierend Rückschläge und der Wille zum Durchhalten

Schlusspunkt einer Premiere: Der Vorhang öffnet sich noch einmal, das Publikum kann die 26 Akteure mit stehendem Applaus feiern. Mit einem hochverdienten Applaus, denn das Theaterprojekt des Schulzentrums Geschwister Scholl hatte zwei Stunden lang Schauspiel, Tanz und Musik zu einer mitreißenden Revue kombiniert, die kurzweilig und punktgenau Schlaglichter auf Michael Jacksons Karriere warf. Auf eine alles andere als unbeschwerte Kindheit, auf geniale Momente im Leben des King of Pop, aber auch auf Abgründe, die man damals wie heute am liebsten nicht wahrhaben wollte. In diesem Stück griff vom ersten bis zum letzten Song einfach alles nahtlos ineinander.

"Wir wollten gerade für die Premiere durchstarten", erinnert sich Lehrerin Ellen Lindek an den Ausbruch der Corona-Pandemie. Für ihre Textfassung hatte die Leiterin des Theaterprojekts des SZ Geschwister Scholl gründlich recherchiert, Biographien zum Leben des "King of Pop" gelesen, Filme zum Thema geschaut und sich mit der Wirkung des Musikers auf seine Fans beschäftigt. "Alle Termine mussten abgesagt werden, das war schon ein bisschen frustrierend", berichtet sie weiter. "Wir haben dann immer wieder neue Zeitpunkte für eine Aufführung gesetzt und uns so motiviert. Natürlich gab es seit Oktober 2019 Fluktuation, aber viele Akteure wollten unbedingt dabeibleiben. Sogar über das Abitur hinaus, das habe ich so noch nicht erlebt!"

Vom Peter Pan des Pop zum Monster von Neverland

Gleiches galt bei den Tänzerinnen (Leitung und Choreografie: Lisa-Marie-Semler), bei der siebenköpfigen Band und den drei Sängerinnen (Leitung: Guido Solarek). Die Kostüme wurden von Auszubildenden der BS Sophie Scholl entworfen, der Dank des Teams ging natürlich auch an alle, die jetzt nicht mehr dabei sein konnten und trotzdem wichtige Vorarbeit geleistet haben. "Es ist das größte Projekt, das wir bisher gemacht haben", bestätigt Ellen Lindek und erzählt, dass die Gruppen Schauspiel, Tanz und Musik erst in der Woche der Premiere zusammengefügt wurden. "Vorher haben sie unabhängig voneinander gearbeitet", so die Lehrerin. "Es wurden dann vier ziemlich aufregende Tage, aber wir haben es hinbekommen."

Und wie: Michael Jackson war im TiF nicht nur Täter, sondern auch Opfer. Stimmig ausgewählte Szenen zeichneten aus verschiedenen Blickwinkeln seine Entwicklung zwischen Familie und Kommerz, zwischen Genie und Wahnsinn in einem rassistisch diskriminierenden Amerika nach. Dank der Leistungen des Schauspiel- Tanz- und Musikensembles konnte die Gratwanderung zwischen Megahits wie "Billie Jean" oder "Bad" und dem Vorwurf der sexualisierten Gewalt gegen Kinder tatsächlich gelingen. Und wenn es gar nicht mehr ging, durften die Akteure aus ihren Rollen treten und sie so selbst infrage stellen. Schauspiel mit allen Stilmitteln, fetzige Choreografien und ein starker Sound: Es war ein klasse Abend!