Wer erinnert sich an die Asyldebatte der 90er-Jahre?

Deutsches Auswandererhaus sucht Geschichten und Objekte aus Bremen

Wer erinnert sich an die Asyldebatte der 1990er-Jahre? Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven sucht für seine neue Dauerausstellung Interviewpartner, die sich dem preisgekrönten Migrationsmuseum als Zeitzeugen zur Verfügung stellen. Seit Beginn der 1980er Jahre wurde das Recht auf politisches Asyl in der Bundesrepublik Deutschland zum Gegenstand einer immer schärfer geführten Debatte – innenpolitisch wie öffentlich. Sie war im Kern eine Auseinander-setzung darüber, wie mit den steigenden Zahlen von Asylbewerbern umzugehen sei. Viele Kommunen klagten über Überlastung ihrer Aufnahmemöglichkeiten: In Bremen etwa sorgte 1991 der Beschluss der Landesregierung für bundesweites Aufsehen, keine Anträge von Asylbewerbern aus Rumänien und Polen mehr anzunehmen. Im Zuge der „Asyldebatte“ zogen rechte Parteien – in Bremen 1991 die DVU – in die Landesparlamente ein. Es kam im Westen und Osten Deutschlands zu zahlreichen gewalttätigen Übergriffen, Pogromen und Mordanschlägen auf Ausländer oder Personen, die als solche wahrgenommenen wurden.

Das Deutsche Auswandererhaus sucht jetzt Personen, die an der Demonstration gegen die Änderung des Grundrechts auf Asyl in Bonn am 26. Mai 1993 teilnahmen, oder Asylbewerber, die davon berichten, wie sie zwischen 1990 und 1993 die Debatte wahrnahmen oder sich an ihr beteiligten. Interessiert sind die Museumswissenschaftler auch an den Berichten von Ehrenamtlichen oder beruflichen Unterstützern und Helfern, die zwischen 1980 und 1995 aktiv waren, etwa Rechtsanwälte, Übersetzer und Sprachlehrer. Gewünscht sind auch Erinnerungen von Anwohnern von Asylbewerber-Unterkünften zwischen 1990 und 1993.

Darüber hinaus sucht des Deutsche Auswandererhaus Objekte, die an die Asyldebatten in den 1980er/1990er Jahren erinnern: Transparente, Schilder und T-Shirts von Demonstrationen; Tagebücher von Privatpersonen; amtliche Dokumente (z.B. Protokolle); Polizeiberichte und Zeugnisse von Gewalt (z.B. Anzeigen); Gegenstände, die an die Zeit der Asyldebatten erinnern; oder persönliche Erinnerungsobjekte von Asylbewerbern aus der Zeit ihres Aufenthaltes in einer Erstunterbringung.

Die Beiträge sind zu schicken an: Deutsches Auswandererhaus, Stichwort: „Asyldebatte“, Columbusstraße 65, 27568 Bremerhaven – oder per E-Mail an:  c.bongert@dah-bremerhaven.de. Für Rückfragen steht Christoph Bongert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Auswandererhaus, auch telefonisch zur Verfügung :  0471 90 22 0 0

 

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