Vom Start-up zum Global-Player: Spezialisierte Krebs-Diagnostika aus Bremerhaven schreiben Erfolgsgeschichte

2004 gegründetes Unternehmen ZytoVision behauptet sich weltweit am Markt.

Die Zukunft der modernen Krebs-Medizin liegt in der immer präziseren Charakterisierung der Tumore. Sie liefert die Grundlage für moderne, maßgeschneiderte Therapieansätze. Molekularbiologen Dr. Piere Marggraf-Rogalla und Dr. Sven Hauke entwickeln am Standort Bremerhaven hoch spezialisierte Produkte für die Tumor-Diagnostik. Mit ihrem 2004 gegründeten Unternehmen ZytoVision behaupten sie sich inzwischen weltweit erfolgreich am Markt.

Bio-Nord, Biotechnologiezentrum – Hier im Bremerhavener Gewerbegebiet Fischereihafen ist die ZytoVision GmbH seit der Unternehmensgründung 2004 zuhause. In den Räumen an der Wasserkante entwickeln und produzieren die beiden Geschäftsführer Dr. Piere Marggraf-Rogalla und Dr. Sven Hauke mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sogenannte Marker zur Typisierung unterschiedlicher Tumore. „Wir haben über 300 Produkte im Portfolio, die wir an Pathologen weltweit vertreiben. Damit können DNA-Elemente und -Anordnungen in Krebszellen sichtbar gemacht werden. Das ermöglicht eine Feincharakterisierung des Tumors und schließlich oftmals maßgeschneiderte Therapieansätze“, erklärt Dr. Hauke.

Gezielte Behandlung statt breit wirkender Chemotherapie: Dieser Trend in der Krebs-Therapie steckte noch in den Kinderschuhen, als Hauke, der aus Wilhelmshaven stammt, und sein Geschäftspartner, der Lübecker Dr. Marggraf-Rogalla, zur Jahrtausendwende gemeinsam am Zentrum für Humangenetik der Universität Bremen der Frage nachgingen, an welcher Stelle eines Chromosoms welche Gene in Tumoren häufig von Veränderungen betroffen sind. Eine Schlüsselfrage der Krebs-Diagnostik.

Ein Zuhause fand das junge Unternehmen, neudeutsch Start-up, im Bremerhavener Biotechnologiezentrum Bio-Nord. „Das war eine ganz gezielte Entscheidung für einen Standort, der von Anfang an alles bot, was uns wichtig war“, betont Dr. Sven Hauke. „Neben Labor-, Büro- und Lagerräumen gab es hier eine Grundversorgung mit Großgeräten, die wir beispielweise zum Autoklavieren (Sterilisieren im Dampfgefäß) nutzen konnten. Das hat gerade am Anfang enorme Anschaffungskosten gespart.“

Dr. Marggraf-Rogalla, der bei ZytoVision unter anderem für die betriebswirtschaftlichen Belange zuständig ist, lobt Bremerhaven als die „Stadt der kurzen Wege“, wenn es um das Zusammenspiel von Verwaltung, Wirtschaftsförderung und Kreditgebern geht: „Die Abstimmung untereinander lief unkompliziert und ohne lange Wartezeiten. Ein bisschen sind wir deshalb wohl auch eine Erfolgsgeschichte für die Stadt als Wirtschaftsstandort.“ Die Unternehmensgründung wurde durch die BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mit einer regionalen F&E-Förderung unterstützt.

Dem Fachkräftemangel trotzen

Neben Laboranten, MTA, CTA und BTA beschäftigen Hauke und Marggraf-Rogalla auch Mitarbeiter in einer eigenen Marketingabteilung sowie Bürokaufleute und Packkräfte. Absolventen des Studiengangs „Medizintechnik“ der Hochschule Bremerhaven konnten als Fachkräfte gewonnen werden. Biologen mit Bachelor- oder Promotionsabschluss, aber insbesondere biologisch- oder medizinisch-technische Assistenten sowie Biologielaboranten seien allerdings rar am Arbeitsmarkt. Nicht zuletzt deshalb sehen die beiden Geschäftsführer ihre Unternehmen vom Fachkräftemangel bedroht. Folgerichtig wird derzeit großen Wert auf die Qualität der Ausbildung der sieben Auszubildenden gelegt. Hier sehen beide auch Verbesserungspotenzial für die Zukunft: „Schön wäre es, wenn in Bremerhaven auch der schulische Teil der Ausbildung absolviert werden könnte“, wünscht sich Marggraf-Rogalla und Hauke ergänzt: „Kooperationen auf Forschungsebene durch die Einrichtung einer medizinischen Fakultät im Land Bremen – Das wäre eine Vision für die Zukunft.“