Reformschule im Süden der Stadt: Die "Paula" wird 50

In nur wenigen anderen Schulen Bremerhavens spiegeln sich die Bildungsreformen der vergangenen Jahrzehnte so sehr wider wie in der Wulsdorfer Paula-Modersohn-Schule. 1961 ging die "Paula", wie sie liebevoll genannt wird, mit 668 Grund- und Hauptschülern an den Start. Ein Jahr später zogen die Grundschüler aus und Realschüler ein, die damals noch "Mittelschüler" hießen. 1977 kam die Orientierungsstufe hinzu, 1979 die Gymnasialabteilung. Ein halbes Jahrhundert nach der Einweihung hat sich die "Paula" längst zur modernen Reformschule im Süden der Stadt gewandelt.

Anfang der 80er Jahre bevölkerten mehr als 1000 Mädchen und Jungen die Lehranstalt in der Straße Dreibergen. 1993 wurde die „Paula“ eine Gesamtschule, ohne Trennung von Haupt-, Realschule und Gymnasium. Zum 50-jährigen Jubiläum, das am Freitag, 16. September, in der Aula gefeiert wird, besuchen noch knapp 540 Schülerinnen und Schüler die „Neue Paula“ – so das Motto, unter dem sich die Ganztagsschule seit Beginn des Schuljahrs 2011/2012 präsentiert.

Im Jubiläumsjahr geht sie erneut neue Wege: als Oberschule laut Schulentwicklungsplan mit jahrgangsübergreifenden Klassenverbänden. Lehrerinnen und Lehrer haben sich dabei „einem Aufbruch zu einer Schule gewidmet, in deren Mittelpunkt jedes einzelne Kind mit seinen Stärken steht“. Mit diesem Leitsatz umschreibt die Schulleitung im Vorwort ihrer jüngsten Elterninformation das Ziel der Reformen. Dort lernen die „Paulaner“ künftig gemeinsam in zwei „Häusern“ statt Jahrgangsklassen.

Im „Haus der Kindheit“ werden die jüngeren Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufen 5 bis 7 unterrichtet, im „Haus der Jugend“ die älteren der Jahrgänge 8 bis 10. Als Inklusions-Schule nimmt die „Paula“ auch Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf auf, die bislang nicht die Regelschule besuchen konnten.

Mit der Oberschule als „Lernort für alle“ soll sich „nicht nur der Stundenplan“ ändern, betont das Schulleitungsteam mit Direktor Rudi Woll sowie den Jahrgangsleitern Dr. Joachim Wolff und Frank Buß. Die veränderte Grundstruktur der Schule, zu der Klassengrößen von nur 22 Schülern gehören, diene einem besseren Lernen und der Förderung jedes einzelnen Kindes. Das „Neue Denken“ des pädagogischen Aufbruchs schlägt sich sogar in einem eigenen „Wörterbuch der Neuen Paula“ nieder, dessen pädagogisches Vokabular von Ad-hoc-Gruppen und Bilanzgesprächen über Flüsterstunden („Unterricht in ruhiger Arbeitsatmosphäre“) und Kompetenzraster bis zu Zielen und Zielvereinbarungsgesprächen reicht.

Als die Paula-Modersohn-Schule vor 50 Jahren mit neun Klassen an den Start ging, waren derlei Reformbegriffe noch unbekannt. In fünf Abschnitten wurde die „Paula“ innerhalb von 20 Jahren durch Neu- und Anbauten erweitert. Dennoch platzte sie um 1980 mit mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen aus allen Nähten, sodass schließlich Mobilbauten her mussten – von den Schülern „Paulinchen“ getauft. Die Ausweichquartiere blieben mehr als 25 Jahre stehen, bis sie im Schuljahr 2007/2008 einem neuen Massivbau gleichen Namens Platz machten. Zu „Paulinchen“ gesellte sich 2004 noch „Paulchen“ hinzu – kein Unterrichtsgebäude, sondern der Mensagarten.

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