Rede von Oberbürgermeister Melf Grantz zur Einweihung der neuen Kaiserschleuse am 29. 4. 2011

Mit dem Wort „Jahrhundertprojekt“ sollte man sparsam umgehen, doch die neue Kaiserschleuse gehört sicherlich zu den Bauwerken, die maritime Geschichte schreiben. Hat die alte, 1897 eingeweihte Kaiserschleuse erst Bremerhavens Weg zum Welthafen ermöglicht, so ist die neue Kaiserschleuse das Symbol für die erfolgreiche Entwicklung dieses Hafens in diesem Jahrhundert. Sie schafft die Voraussetzung dafür, dass die Autodrehscheibe Bremerhaven in den nächsten Jahrzehnten im Wettbewerb der großen internationalen Häfen bestehen kann.

Der Bau der neuen Kaiserschleuse war ein gewaltiger finanzieller Kraftakt. Mehr als 230 Millionen Euro hat sie gekostet – das ist viel Geld. Aber das Geld ist erstklassig für die Automobillogistik angelegt, die zum Kerngeschäft dieses Hafens gehört. Dafür danke ich im Namen der Stadt Bremerhaven dem Bremer Senat mit Herrn Bürgermeister Böhrnsen und Herrn Senator Günthner. Und ich danke besonders auch dem ehemaligen Bremer und heutigen Berliner Finanzsenator Dr. Ulrich Nußbaum, der bei dieser Einweihungsfeier anwesend ist. Im Bremer Senat hat er sich seinerzeit erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Kaiserschleuse größer als geplant gebaut und für die PanMax-Klasse ausgerichtet wurde. Heute wissen wir, wie richtig diese Entscheidung war.

Dabei ist der Bau der neuen Kaiserschleuse ja nur das letzte Glied in einer einzigartigen Kette von Investitionen am Hafenstandort Bremerhaven. Man muss sich nur einmal vor Augen halten, was sich in den letzten vier Jahrzehnten – also in etwas mehr als einer einzigen Generation – alles in den Häfen getan hat:

  • Bau des Container-Terminals bis zum weltweiten Rekord von fünf Kilometern Länge,
  • Ausbau der Überseehäfen für die Autotransporter,
  • Bau der Fischereihafen-Doppelschleuse.
  • Und nachdem die neue Kaiserschleuse fertig ist, läuft bereits die Planung für den Offshore-Terminal am Blexer Bogen, der die Zukunft der Windenergie in Bremerhaven sichern wird.

Die Kaiserschleuse ist aber nicht nur ein wichtiges Infrastrukturprojekt, sondern auch eine technische Meisterleistung. Ich erinnere mich gern an die gemeinsame Sitzung von Senat und Magistrat am 15. Juni 2010 im Alten Kraftwerk. Dabei führte uns Herr Dr. Woltering, der damalige Chef von bremenports, über die Schleusenbaustelle mit ihren gewaltigen technischen Dimensionen. Wer am Fuß der Baugrube neben meterhohen Spundwänden steht, den erfasst so etwas wie Ehrfurcht und vor allem Respekt für das hier Geleistete. Mein Dank gehört daher allen, die zu diesem beeindruckenden Bauwerk beigetragen haben. Als Planer. Als Techniker und Ingenieure. Als Umweltexperten. Und als Praktiker des Hafenbaus – bis hin zu den Eisenflechtern und Schweißern, die auf der Baustelle zum Teil bei Eiseskälte geschuftet haben.

Ich wünsche der Schleuse eine lange Lebensdauer. Noch in Jahrzehnten werden sich die Menschen daran erinnern, was hier geleistet worden ist. Das gilt vor allem für jene, die im und mit dem Autohafen Bremerhaven ihr Geld verdienen. Und dass auch die Bremerhavener Werften von den Abmessungen dieser Schleusenanlage profitieren werden, will ich gerne hinzufügen. Denn unser Schiffbaustandort wird ebenso zu den Nutznießern gehören wie der Hafen in seiner Gesamtheit. Im Namen der Stadt Bremerhaven gratuliere ich bremenports zu diesem imposanten Bauwerk, auf das alle Beteiligten stolz sein können. Den Schiffen, die in der Kaiserschleuse künftig ein- und ausgeschleust werden, wünsche ich allzeit gute Fahrt.

Doch zunächst steigt an diesem Wochenende am Deich und an der Schleuse eine große Party. Bitte feiern Sie kräftig mit – vor allem morgen, wenn unser Hafen- und Tourismusstandort mit der großen Sportboot-Parade auf der Weser auf Weltrekordjagd geht. Allen Teilnehmern der Parade und den Tausenden von Besuchern viel Spaß und unvergessliche Eindrücke.

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