Rede von Oberbürgermeister Jörg Schulz zur Eröffnung des Bremer Logistiktages

Anrede,

ich freue mich sehr, dass ich Sie als Schirmherr des Bremer Logistiktags im Namen der Stadt Bremerhaven recht herzlich begrüßen kann. Mehr als 400 Expertinnen und Experten der Logistikbranche aus dem In- und Ausland nehmen an diesem Symposium unter dem Motto "Deutschland - Gateway zur Welt" teil. Für Bremerhaven ist es eine große Ehre, in diesem Jahr Veranstaltungsort des Logistiktags zu sein. Dafür eignet sich das neue Conference Center hervorragend. Dieses moderne Kongresszentrum wurde im Sommer vergangenen Jahres eingeweiht und ist mit dem Atlantic Hotel Sail City - Bremerhavens neuem, rund 100 Meter hohen Wahrzeichen - verbunden.

Eine ganz besondere Freude ist es für mich, dass so viele Gäste aus der Volksrepublik China, dem Partnerland des Bremer Logistiktags 2009, zu dieser Tagung gekommen sind. Seien Sie daher in Bremerhaven ganz besonders herzlich willkommen! Ich hoffe, dass Sie sich in unserer Stadt und in Deutschland wohlfühlen und mit positiven Eindrücken und interessanten neuen Erkenntnissen in Ihre Heimat zurückkehren werden. Das Bundesland Bremen pflegt seit vielen Jahren enge wirtschaftliche Verbindungen zum Handelspartner China, und daher bin ich überzeugt, dass der Logistiktag 2009 diese Kontakte weiter vertiefen wird.

Ich möchte diese Begrüßung aber auch zum Anlass nehmen, der Kieserling Stiftung dafür zu danken, dass sie auch in diesem Jahr diese hochkarätig besetzte Tagung ausrichtet. Mit ihrer Entscheidung, den Bremer Logistiktag 2009 in Bremerhaven zu veranstalten, trägt die Kieserling Stiftung der Bedeutung unserer Stadt als Hafenstandort des Landes Bremen Rechnung. Mein Dank gilt auch Herrn Suhr von der Europa-Center AG, der mit einer großzügigen finanziellen Spende zum Gelingen dieser Tagung beigetragen hat.

Meine Damen und Herren, viele von Ihnen sind zum ersten Mal in Bremerhaven zu Gast. Daher nutze ich gern die Gelegenheit, Ihnen unsere noch recht junge Stadt kurz vorzustellen. Umschlag, maritime Logistik und Transport prägen das Profil Bremerhavens, seit es 1827 von der traditionsreichen Freien Hansestadt Bremen als neuer Seehafen am Eingang zur Nordsee gegründet wurde.

Wenn das Motto dieses Logistiktags "Deutschland - Gateway zur Welt" lautet, so ist Bremerhaven zweifellos neben Hamburg eines dieser internationalen Tore. Seefahrt, Hafenumschlag, Schiffbau und Fischwirtschaft haben es zur größten Stadt an der deutschen Nordseeküste gemacht. Heute verbinden die Bremerhavener Häfen mit ihrer modernen Infrastruktur alle Weltmärkte.

Der Container-Terminal direkt am Eingang zur Nordsee ist einer der größten Europas und verfügt über die längste durchgehende Stromkaje der Welt. Die Bremerhavener Überseehäfen sind die deutsche Drehscheibe für den Autoumschlag. Dort werden jährlich 2 Millionen Fahrzeuge im- und exportiert. Der Fischereihafen von Bremerhaven ist zu einem großen Zentrum der Lebensmittelwirtschaft geworden, vor allem der Produktion von Tiefkühlkost. Eine lange Tradition hat unsere Stadt im Schiffbau. Für Spezialaufträge wie die Verlängerung von Kreuzfahrtschiffen genießen die Bremerhavener Werften weltweites Ansehen.

Mit dem starken Wachstum des Container-Terminals und des Automobilumschlags hat Bremerhaven lange von der internationalen Globalisierung profitiert. Daher konnte es nicht ausbleiben, dass auch wir in den vergangenen drei Monaten von den Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen wurden, die zwangsläufig vor keinem internationalen Wirtschaftsstandort haltmachten. Sowohl der Containerverkehr als auch der Autoumschlag mussten Einbußen hinnehmen, und auch die Werften verloren Aufträge.

Doch ich bin zuversichtlich, dass die Leistungsfähigkeit und die Innovationskraft der Bremerhavener Wirtschaft stark genug sind, um die Folgen dieser Krise zu überwinden und wieder auf Wachstumskurs zu gehen. Dafür sprechen nicht zuletzt die Erfolge, die wir in den vergangenen Jahren in den Bereichen Erneuerbare Energien und Logistik erreicht haben. Mit der Offshore-Windenenergie, also zunächst der Erprobung und Produktion von Windrädern für den Einsatz im offenen Meer, haben wir eine völlig neue industrielle Branche in Bremerhaven angesiedelt.

Und kaum eine andere Stadt an der deutschen Küste bietet derzeit Logistikunternehmen so gute Möglichkeiten in Hafennähe wie Bremerhaven. Unser Ziel ist es, die Wertschöpfung am Hafenstandort zu erhöhen, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Bremerhavener Wirtschaft zu stärken. Gleich neben dem Container-Terminal wurde im Norden der Stadt das 269 Hektar große Gewerbegebiet LogInPort für Logistikunternehmen und hafennahes Gewerbe erschlossen und vermarktet. Als bedeutender Investor nutzte die Hamburger Europa-Center Logistik-Immobilien GmbH dieses Angebot und begann mit dem Bau eines insgesamt fast 400 000 Quadratmeter großen Logistikparks, in dem unter anderem Fahrzeugteile für Autos des Volkswagen-Konzerns zwischengelagert, kommissioniert, verpackt und in Container verstaut werden. Weitere große Logistikparks bauen die niederländische Ten-Brinke-Gruppe und die bauwo Grundstücks-AG aus Hannover.

Weltweite Verbindungen auf der Wasserseite durch Europas viertgrößten Containerhafen; ein direkter Zugang über Feederverkehre ins Baltikum, nach Osteuropa sowie nach Skandinavien; schnelle Anschlüsse auf dem Schienenweg und über die Autobahn an die transeuropäischen Verkehrsnetze - diese Faktoren machen den LogInPort zu einer Entwicklungszone mit hervorragenden Chancen. Dazu kann Bremerhaven ein gutes Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften ebenso bieten wie die wissenschaftliche Unterstützung in den Logistik-Studiengängen der Hochschule und das hier ansässige Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik.

Bremerhaven setzt jedoch für die Zukunft nicht nur auf diese bisherigen Säulen sei-ner Wirtschaft. Wir haben einen Strukturwandel eingeleitet und bauen Wissenschaft und Forschung sowie Zukunftstechnologien wie die Erneuerbare Energien und die Biotechnologie aus. Das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung spielt eine führende Rolle in der internationalen Klimaforschung. Einen hervorragenden wissenschaftlichen Ruf haben auch die Hochschule Bremerhaven, das Biotechnologiezentrum BioNord und das Deutsche Schiffahrtsmuseum als Nationalmuseum und Forschungsstätte für die Geschichte der Seefahrt.

Eine weitere bedeutende Einrichtung gibt es seit August 2005 mit dem Deutschen Auswandererhaus, einem modernen Erlebnismuseum, das an einem besonders authentischen Standort gebaut wurde. Denn Bremerhaven war einst der größte Auswandererhafen des Kontinents, von dem aus sieben Millionen Menschen von 1832 bis 1974 den Weg in die neue Heimat antraten.

Neue wirtschaftliche Impulse versprechen wir uns vom Städtetourismus. Wir wollen erreichen, dass Bremerhaven mehr als bisher zu einem Ziel für Urlauber wird. Das Hauptprojekt sind die Havenwelten, in denen Sie heute und morgen zu Gast sind. Rund um den Alten und Neuen Hafen ist eine maritime Erlebnis- und Freizeitwelt entstanden, deren wichtigste Attraktion am 27. Juni 2009 eröffnet wird: das Klimahaus Bremerhaven 8º Ost. Hier können sich die Besucher auf anschauliche Weise über das Wetter und die Klimazonen der Erde informieren.

Bremerhaven ist also auf einem guten Weg und wird auch in einer Zeit weltweiter Wirtschaftskrise große Anstrengungen unternehmen, um seine dynamische Entwicklung fortzusetzen. Ich würde mich freuen, wenn Sie Interesse am Hafen- und Logistikstandort Bremerhaven gefunden hätten, und wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unserer Stadt und Ihrer Tagung einen guten Verlauf.

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