Rede von Oberbürgermeister Jörg Schulz zum 70. Geburtstag von Werner Lüken

 

Eigentlich hattest Du lieber Werner - so konnte man es vor 10 Jahren zu Deinem 60. Geburtstag in der Nordsee-Zeitung lesen - Deiner Frau Christa versprochen, bereits in diesem Alter aufzuhören. Doch daraus wurde nichts, wie wir alle heute wissen. Und gerade in den vergangenen, äußerst bewegten Jahren war es gut, dass die Werft auf Deine jahrzehntelange Erfahrung zählen konnte. Für die maritime Wirtschaft bist Du ein Glücksfall, ein Unternehmer im allerbesten Sinne, der sowohl die Seefahrt als auch Schiffbau und Meerestechnik ganz handfest von der Pike auf gelernt hat.


Das zeigt Dein seemännischer und unternehmerischer Werdegang. Du bist ein Wesermünder Jung, der nach der Mittleren Reife 1956 als Maschinenschlosser-Lehrling bei der Seebeckwerft begann. Anschließend bist Du als Ingenieur- bzw. Maschinenassistent auf den Schiffen der Union Kühlschiffahrt und der Hanseatischen Hochseefischerei gefahren und hast 1962/63 an der damaligen Schiffsingenieurschule Bremerhaven studiert.


Nach Fahrtzeiten bei den Reedereien Vinnen und Union Kühlschiffahrt hast Du dann 1965 und 1966 erfolgreich Dein Ingenieurstudium an der Fachhochschule Bremerhaven beendet. Es folgten zwei Jahre bei der Union Kühlschiffahrt als Chief. Die Union erkannte Dein Organisationstalent und machte Dich zum Reedereiinspektor und Technischen Leiter. 1977 reichte Dir dies aber nicht mehr, und Du wolltest Dein eigener Herr sein. Es folgten Zeiten als Geschäftsführender Gesellschafter bei den Firmen Technical Ships Service GmbH, Marine- und Industrieservice GmbH sowie E + A Elektrotechnik und Aggregatebau und zusätzlich als Berater und Vereidigter Sachverständiger für Schiffsbetriebstechnik im Land Bremen. Darüber hast Du den Weg zur Lloyd Werft gefunden, die Du 1984 beim spektakulären Umbau der „QE 2" beraten hast.


1987 bist Du dann als Geschäftsführer und schließlich 1997 als Geschäftsführender Gesellschafter nach dem Ende des Vulkan-Verbunds bei der Lloyd Werft eingestiegen. In dieser Zeit hast Du die Höhen und Tiefen der Schiffbauindustrie miterlebt - sowohl bei der Lloyd Werft, die den legendären Namen des Norddeutschen Lloyd in unserer Stadt weiterführt, als auch im Verband für Schiffbau und Meerestechnik, dessen Vorsitzender Du seit 2007 bist und der mehr als hundert Werften, Meerestechnikunternehmen und Zulieferer vertritt.


Zu den Höhepunkten gehörten die Arbeiten am Luxusliner „Norwegian Sky", die Schönheitskuren für die „Queen Elizabeth" und die „Norway", um nur einige Namen zu nennen. Mit Sicherheit aber auch die Verlängerung von Kreuzfahrtschiffen, die zum weltweit guten Ruf der Lloyd Werft beigetragen haben. Zu den bitteren Momenten wirst Du sicher die Insolvenz der Lloyd Werft als Folge des Zusammenbruchs des Vulkan-Verbunds und die Havarie der „Pride of America" in einer stürmischen Januarnacht 2004 zählen. Doch dazu später mehr von Herrn von Betteray.


Die Lloyd Werft hat unter Deiner Führung wieder ruhigeres Fahrwasser erreicht und in neuen Aufträgen bewiesen, dass der traditionsreiche Werftname für Zuverlässigkeit, Termintreue, Kompetenz und höchste schiffbauerische Qualität steht. Gegen den Gegenwind, der dem deutschen Schiffbau in diesem Jahr durch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise entgegenbläst, ist allerdings auch die beste Werft machtlos.


In einem Interview mit der „Nordsee-Zeitung" hast Du am Sonnabend zu bedenken gegeben, dass der Schiffbau nach der Krise ein anderer sein wird, aber zugleich auch zuversichtlich geäußert, dass Deine Werft am Markt hervorragend aufgestellt ist. Mit ihrem hochqualifizierten Mitarbeiterstamm habe sie weiterhin hervorragende Zukunftschancen und werde auch in 70 Jahren die Lloyd-Werft-Flagge hochhalten. Zu diesen guten Aussichten hast Du als Mann auf der Kapitänsbrücke mit Deiner umsichtigen und zupackenden Art, Deinem Verhandlungsgeschick und großem persönlichem Einsatz ganz maßgeblich beigetragen.


Doch nicht nur die Lloyd Werft, sondern auch die Stadt Bremerhaven hat Dir viel zu verdanken. Du gehörst zu den engagierten Bremerhavenern, denen das Wohl ihrer Heimatstadt am Herzen liegen, ohne dass sie groß darüber reden. So engagierst Du Dich ehrenamtlich im Förderverein des Deutschen Schiffahrtsmuseums und im Initiativkreis Deutsches Auswandererhaus. Die Lloyd Werft ist bei Sail Veranstaltungen ebenso präsent wie beim Bremer Musikfest sowie in jüngster Zeit bei den Eisbären, d. h. bei unseren Basketballern und dem Eisbären „Lloyd" im Zoo am Meer.


Im Namen der Stadt Bremerhaven gratuliere ich Dir, lieber Werner, ganz herzlich zum 70. Geburtstag. Wer Dich kennt, der weiß, wie sehr Dir die Lloyd Werft als Dein Lebenswerk ans Herzen gewachsen ist. Du hast unendlich viel für die Werft und den Standort Bremerhaven getan, und dafür gilt Dir der Dank aller Anwesenden. In diesen Dank schließe ich auch Deine Ehefrau Christa ein, die Dir stets zur Seite gestanden hat und die mit Dir das Engagement für die Lloyd Werft und Bremerhaven teilt. Aber bedenke, dass Du ihr gegenüber keine unhaltbaren Versprechungen mehr über den Eintritt in den Ruhestand abgeben solltest.


Lieber Werner, wir brauchen weiter Deine Erfahrung und Deinen Rat, und deshalb wünsche ich Dir weiterhin Schaffenskraft und Gesundheit. Nochmals herzlichen Glückwunsch und alles erdenklich Gute!

 

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