Schleusen, Schiffe, Staunen: Bremerhavens faszinierende Wasserwege

Schleusentour durch die Stadt begeistert mit maritimer Vielfalt

Wenn eine Stadt von sich behaupten kann, Hotspot für Schiffe und Schleusen zu sein, dann ist es Bremerhaven. Von den größten Schleusen Europas bis zu den ungewöhnlichsten – hier findet sich alles. Wer eine individuelle Tour durch die Stadt zu den Schleusen macht, erlebt maritime Vielfalt zum Anfassen: Die Schiffe liegen in den Schleusenkammern so nah, dass man sie fast berühren kann.

Schleusen haben ebenso wie Schiffe eins gemeinsam: Alle sind anders und jede von ihnen ist einzigartig auf der Welt. Das beginnt in Bremerhaven schon direkt im Zentrum am Neuen Hafen: Mit der Sportbootschleuse in den Havenwelten. Erst 2005 offiziell eröffnet, hat Schleuse an diesem Ort schon eine reichlich bewegte Geschichte.

„Tatsächlich war hier bereits seit 1851 eine Schleuse. Im Zweiten Weltkrieg hat ein Bombentreffer die Hafenzufahrt zerstört“, erzählt Peter Burhorn, Schleusenwärter auf der neu gebauten Sportbootschleuse. Investiert wurden 25 Millionen Euro. Was noch steht ist der bekannte Loschen-Leuchtturm direkt neben der Schleusenkammer. Der gotische Backsteinturm aus dem Jahr 1856 ist der älteste Leuchtturm in Betrieb an der deutschen Nordseeküste und damit quasi ein „lebendes Relikt“.

Das könnte man von Peter Burhorn auch sagen, denn der 84-Jährige hat seine Ausbildung zum Seemann noch auf einem Großsegler gemacht: der legendären „Pamir“, die später 1957 in einem Hurrikan im Atlantik gesunken ist. Das Peter Burhorn heutzutage die Sportbootschleuse betreut, ist deshalb ein Glücksfall und treibt ihm heute noch die Schweißperlen auf die Stirn. „Ich habe mich nach meiner Ausbildung um einen festen Platz in der Crew auf der „Pamir“ beworben, wurde aber abgelehnt. Hätten die mich angenommen, wäre ich auf der verhängnisvollen Sturmfahrt an Bord gewesen“, sagt er.

Die Verbundenheit zum Wasser ist ihm trotz verschiedener anderer Stationen im Leben geblieben. Genauso wie den anderen neun Schleusenwärtern, mit denen er als Team die Sportbootschleuse abwechselnd aus dem Steuerstand im Schleusenturm betreut - an sieben Tagen in der Woche von sechs Uhr bis 22 Uhr. „Wir machen das alle gern hier“, erzählt Burhorn. Die 50 Meter lange und 14 Meter breite Schleuse wird viel von Segel- und Motorbooten genutzt. Kein Wunder, direkt dahinter im Neuen Hafen ist die „im-Jaich“-Marina mit Liegeplätzen für rund 200 Boote – mitten in der Innenstadt.

Beim Schleusen selbst stehen immer Menschen an der Schleusenkammer oder an den Toren. „Die Leute sind fasziniert davon, wie die Schleusentechnik funktioniert, die Schiffe rein- und rausfahren, sich der Wasserstand in der Schleuse sichtbar hebt oder senkt, die Tore öffnen und schließen“, erzählt der Schleusenwärter. Das Besondere an der Sportbootschleuse: Sie hat keine herkömmlichen Schiebetore, sondern beidseitig Halbschalen aus Stahl, die voreinander gefahren werden und so den Wasserstand zwischen Hafen und Weser voneinander trennen und kontrollieren. Diese Art von Schleusenkonstruktion gibt es auf der Welt nur zweimal – eine davon in Bremerhaven.

Gerade jetzt fährt wieder eine schmucke Segelyacht aus Holz in die Schleusenkammer. Sie will raus auf die Weser. „Die sind gestern Abend reingekommen und wollen nun weiter nach Helgoland“, erzählt Burhorn. Er muss es wissen. Oft genug steigt er vom Turm runter, steht dort mit Spaziergängern zusammen an der Schleusenkante und hält mit den Seglern auf den Booten ein Schwätzchen. Pro Jahr gibt es hier rund 850 Schleusungen mit rund 11.000 Schiffen.

Ein ganz anderes Format haben die Schleusen für die internationale Schifffahrt in Bremerhaven. Immerhin kommen hier auch 200 Meter lange Autotransporter mit Platz für 8500 Pkw an, die zum Be- und Entladen in die Überseehäfen wollen. Die Kaiser- und die Nordschleuse sind von der Sportbootschleuse zu Fuß über den Deich nur 20 Minuten entfernt – immer Richtung Norden. Sie bieten imposante Eindrücke, allein schon wegen der Größe.

Sage und schreibe 305 Meter lang und 55 Meter breit ist die Kaiserschleuse. Tatsächlich war sie bei ihrer Eröffnung im Jahr 1897 die mit Abstand größte Schleuse der Welt – damals noch 223 Meter lang. Von 2007 bis 2011 wurde die Kaiserschleuse für 233 Millionen Euro auf das heutige Maß ausgebaut – unter anderem auf die neue Schleusenbreite des Panamakanals, damit hier weiterhin auch die größten Schiffe der Welt in die Bremerhavener Überseehäfen einschleusen können.

Die benachbarte Nordschleuse – wie der Name schon sagt ein Stück weiter Richtung Norden – wurde aktuell 2020 von der Bundesingenieurkammer zum Wahrzeichen der Ingenieursbaukunst ernannt und hat eine Besonderheit. Hier steht der Containeraussichtsturm, von dem man einen herrlichen Blick direkt auf die Schleuse und über die Häfen hat. Die kostenfreie Aussichtsplattform bringt einen praktisch auf Augenhöhe mit den „richtig großen Pötten“ in der Schleusenkammer, denn die Nordschleuse ist ganze 372 Meter lang und 45 Meter breit – ein wahrhaft beeindruckendes Küstenbauwerk, das es nirgendwo sonst auf der Welt gibt.
Das gilt übrigens auch für die Fischereihafen-Doppelschleuse. Von der Innenstadt aus ist die Schleuse in Richtung Süden zu Fuß in gut 30 gemütlichen Minuten zu erreichen – mit Rad oder Auto natürlich noch schneller. Die Einfahrt in den Fischereihafen hat ungewöhnlicher Weise zwei Schleusenkammern (180 Meter und 106 Meter lang): Eine für die Berufsschifffahrt und eine für Segel- und Motorboote. Auch hier ist das Schöne: Besucher kommen direkt an die Schleusenkammer heran und können die großen Frachtschiffe beim Schleusen praktisch berühren. Mehr maritimes Erlebnis geht nicht.

An der Sportbootschleuse am Neuen Hafen hat Peter Burhorn inzwischen die Holzyacht mit einem Winken in Richtung Helgoland verabschiedet und ist wieder rauf in den Steuerstand der Schleuse im Turm gegangen. Übers Funkgerät kündigen sich schon die nächsten drei Segelschiffe an. Sie kommen von der Weserseite und wollen in den Neuen Hafen. „Moin, wie war der Morgenkaffee? Schleuse ist klar, dauert einen kleinen Moment, Tore gehen gleich auf“, spricht Peter Burhorn fröhlich ins Funkgerät und startet die Schleusenpumpen.
Dann setzt er spontan hinterher:  „Und herzlich willkommen in Bremerhaven. Schön, dass ihr da seid.“ Kein Wunder, dass das Team der Sportbootschleuse unlängst von Seglern ein großes Transparent geschenkt bekommen hat: „Hier werden Sie vom besten und freundlichsten Schleusenteam Deutschlands betreut.“

Erlebnis Bremerhaven GmbH
H.-H.-Meier-Str. 6
27568 Bremerhaven

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