Desti-Smart-Projekt: Fahren Touristen bald in Wasserstoffbussen?

Differenzierte Machbarkeitsstudie über Wasserstoff als Energieträger für Busse

Gut Ding will Weile haben… so lautet kurzgefasst das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, die die Erlebnis Bremerhaven GmbH im Rahmen des EU-Projekts „Desti-Smart“ in Auftrag gegeben hat, um herausfinden zu lassen, wie realistisch der Einsatz von wasserstoffgetriebenen Bussen auf der touristischen Linie „HafenLiner“ (HL) in Bremerhaven ist. Den politischen Beschluss für ein Nullemissionskonzept im öffentlichen Personennahverkehr gibt es in der Seestadt bereits. Auf die positiven Effekte des Wechsels auf den ökologisch sauberen Treibstoff weisen auch die Autoren der Studie, Dr. Stefan Eckert und Stephan Kupferschmidt der Sphera Solutions GmbH hin. Doch in Punkto Fahrzeugverfügbarkeit und H2-Versorgung ist noch viel Zeit einzuplanen. Mit einer Projektskizze geben die Autoren aber einen positiven Ausblick. „Wir sind den Experten sehr dankbar, dass sie mit ihrer umfangreichen Analyse im Rahmen des Desti-Smart-Projektes aufgezeigt haben, worauf zu achten ist, wenn wir Touristen künftig umweltfreundlich durch die Stadt bewegen wollen“, würdigt Dr. Ralf Meyer als Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven GmbH die Studie.

Wasserstoff interessiert alle Desti-Smart-Teilnehmer
Die Machbarkeitsstudie ist Bestandteil des europäischen Projektes „Desti-Smart“, an dem Bremerhaven als einzige deutsche Stadt über die Erlebnis Bremerhaven GmbH beteiligt ist. Die Verkehrs- und Tourismuspolitik in Urlaubsgebieten zu verbessern ist eines von drei erklärten Zielen dieses interregionalen Kooperationsprojektes. Zukunftsorientiert setzen die Partner dabei in Sachen Mobilität auf ökologisch sinnvolle Konzepte, die helfen, den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) zu vermeiden. Wasserstoff gilt als potenziell sinnvollste Alternative. Die Ergebnisse der von Bremerhaven beauftragten Machbarkeitsstudie ist auch für die zehn „Desti-Smart“-Partner von großem Interesse. Denn die Analysten gehen das geplante Projekt ganzheitlich und damit auch auf andere Städte übertragbar an.

Wasserstoff ist nicht gleich Wasserstoff
Im Vorfeld verständigten sich die Auftraggeber der Studie mit den Autoren auf eine technologieoffene Betrachtung, um eine möglichst breite Aussage treffen zu können. Untersucht wurden die Chancen und Risiken von Brennstoffzellenhybridbussen (BZ) und für Batteriebusse mit Brennstoffzellen-Range-Extender (BZ-REX). Der Unterschied liegt im Zusammenwirken und in den Größen der Antriebs- und Energiespeicherkomponenten: So wird bei BZ-Bussen der an Bord gespeicherte Wasserstoff in einer Brennstoffzelle in Strom für den Elektroantrieb umgewandelt. Dieser Bustyp führt eine kleinere Batterie mit, die nur zur Spitzenlastabdeckung beim Anfahren und starken Beschleunigungen genutzt wird. Diese wird gespeist durch rückgewonnene Bremsenergie und bei Bedarf über die Brennstoffzelle. Beim BZ-REX handelt es sich um ein klassisches Batteriefahrzeug mit externer Lademöglichkeit, das zusätzlich mit kleineren Wasserstofftanks und einer Brennstoffzelle ausgestattet ist, damit während der Fahrt die Batterie nachgeladen werden kann, um die Reichweite zu vergrößern.

Schwachstelle Verfügbarkeit
Doch trotz dieses Spektrums kommen die Autoren nach Analyse des Angebotes von Fahrzeugmodellen zum Schluss, dass die zeitnahe Realisierung schwierig wird, da derzeit keine Gelenkbusse – wie sie Bremerhaven Bus beim „HafenLiner“ einsetzt – am Markt verfügbar sind. Geeignete Busse werden frühestens Ende 2021 oder sogar 2022 auf dem Markt eingeführt. Die ebenfalls untersuchte Möglichkeit, die gesamte Flotte von Bremerhaven Bus auf Wasserstoff-Betrieb umzustellen, stößt aufgrund der großen Anzahl an Gelenkbussen in Bremerhaven zumindest mittelfristig also an Grenzen.

Wasserstoff-Tankstelle macht Vision realistisch
Zwingend notwendig ist für die Autoren eine gut zugängliche Wasserstoff-Tankstelle. Sollte diese in Bremerhaven wie geplant an der Autobahnauffahrt Wulsdorf oder an einem anderen depotnahen Standort entstehen, wie von H2Bx initiiert, so sehen die Experten die Versorgungsinfrastruktur für drei HL-Busse als ausreichend an. Für eine potenzielle weitere oder sogar komplette Umstellung der Busflotte von derzeit 73 Fahrzeugen auf Wasserstoffantrieb wäre nach Überzeugung der Experten möglichst eine eigene Tankstelle auf dem Betriebshof von Bremerhaven Bus zu realisieren.

Wasserstoffproduktion in Bremerhaven geplant
Doch vor dem Betanken gilt es, den Energieträger herzustellen. Dafür bietet sich Bremerhaven künftig als Standort an. So ist der erste Schritt dazu die Elektrolyseurtestanlage des Fraunhofer IWES auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Luneort. Der dort hergestellte „grüne“ Wasserstoff würde die Versorgung der neuen Bustypen mit Wasserstoff ermöglichen.

Erfreuliche Umwelteffekte
Beeindruckend sind laut Studie die Umwelteffekte, die sich mit den Wasserstoffbussen in Bremerhaven erzielen lassen. So würden allein die drei ersten „HL“-Busse bei einer jährlichen Laufleistung von rund 204.000 Kilometern rund 127 Kilogramm Stickstoffoxide einsparen. Die Partikelemissionen reduzieren sich um acht Kilogramm. In die Berechnung der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen fließt laut Studie der gesamte Lebenszyklus eines Wasserstoffbusses ein, der aus Rohstoffgewinnung, Materialherstellung, Produktion, Nutzung und Herstellung des Energieträgers besteht. Mindestens 25 Prozent der Treibhausgasemissionen ließen sich dabei einsparen, errechneten die Autoren. Das dazu kommt die Reduzierung der Lärmimmissionen, da diese Busse fast geräuschlos durch die Stadtfahren und damit einen positiven Einfluss auf den Verkehrslärm in der Stadt haben.

Wirtschaftlichkeit
Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen nahmen die Experten unter die Lupe. So schlagen der Anschaffungspreis der Busse und der Ladeinfrastruktur mit rund einer Million Euro zu Buche. Damit sind diese trotz angenommener Förderung von 60 Prozent mindestens 40 Prozent teurer als die herkömmlichen Gelenkbusse. Eine Kostenparität von Wasserstoff und Diesel als Energieträger ist laut Studie zudem in absehbarer Zukunft nicht zu erwarten.

Fazit und Ausblick
Dennoch kommt die Studie zum Schluss, dass die Umstellung der „HafenLiner“ auf den Betrieb mit Wasserstoff frühzeitig angegangen werden kann. Da die Marktlage für Wasserstoff-Busse einen Spielraum von rund zwei Jahren ergibt, kann diese Zeit gut genutzt werden. So müssen die Mitarbeiter qualifiziert, Fördermittel beantragt, viele Entscheidungen gefällt werden. Entscheidende Bedeutung für das Gelingen des Projektes kommt auch den möglichen Projektpartnern zu, die bereits früh eingebunden werden sollten. Um möglichen Bedenken der Öffentlichkeit zu begegnen, empfehlen die Experten zudem eine Informationskampagne. Robert Haase, Geschäftsführer der Bremerhavener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (Bremerhaven Bus) bewertet die Ergebnisse als wertvoll: „Die Ergebnisse der Studie stellen für uns eine objektive Grundlage für die Entscheidungen hin zu einem CO2-Neutralen Antriebskonzept dar. Von besonderer Bedeutung für uns ist hierbei die ökonomische Folgekostenabschätzung der unterschiedlichen Konzepte“.

Erlebnis Bremerhaven GmbH
H.-H.-Meier-Str. 6
27568 Bremerhaven

Kontakt
Dörte Behrmann
Pressereferentin
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