Onlinelehre während der Coronapandemie an der Hochschule Bremerhaven

Zum Schutz vor dem Corona-Virus haben sich die bremischen Hochschulen entschieden, die Präsenzlehre auszusetzen.

 An der Hochschule Bremerhaven betrifft dies im Sommersemester 937 Lehreinheiten, die zu einem großen Teil in den virtuellen Raum verlegt werden konnten und mussten. Da die Studierenden nicht mehr zur Vorlesung, Seminaren und Laboren auf den Campus kommen dürfen, haben die Lehrenden kurzerhand neue Formate angeboten, um ihre Lehrinhalte zu vermitteln. Online-Vorlesungen, digitalisierte Materialien auf der Lernplattform Elli und Livestreams stehen seitdem auf dem Lehrplan.

Dass schnelles Handeln in der Krisensituation nicht unbedingt von der technischen Ausstattung abhängig ist, zeigt Prof. Dr. Hauke Hilz, der im Studiengang Lebensmitteltechnologie/-wirtschaft lehrt. Er zögerte nicht lange, als er von dem Aussetzen der Präsenzveranstaltungen erfuhr. Statt nach einer aufwändigen Kameraausstattung zu suchen, griff er nach seinem Smartphone und filmte seine Vorlesung allein im Labor. „Das war die einfachste und schnellste Möglichkeit Lernmaterial ins Netz zu bekommen – noch dazu live“, erklärt Prof. Hilz. Als Plattform wählte er ein bestehendes Liveformat der etablierten Sozialen Medien. Das sei nicht nur besonders schnell umzusetzen, sondern das Video bleibe auch weiterhin verfügbar, wenn er selbst nicht mehr online sei. Und noch etwas hat direkt überzeugt: die Kommentarfunktion. „Die Studierenden schicken einen Kommentar, der mir auf dem Display angezeigt wird und auf den ich reagieren kann, wenn auch einige Sekunden zeitversetzt.“ So bleibt der Austausch zwischen dem Lehrenden und den Studierenden auch dann erhalten, wenn sie sich nicht im gleichen Raum aufhalten. Diese Möglichkeit wird von den Studierenden gut angenommen. Und wer sich später die Videos erneut ansehen möchte, kann dies jederzeit tun: Inzwischen sind bereits mehrere Vorlesungen von Prof. Hilz zu Lebensmittelanalytik und Lebensmittelrecht auch im YouTube-Channel der Hochschule Bremerhaven zu finden.

Für einen Livestream entschied sich auch der Informatikprofessor Prof. Dr.-Ing. Oliver Radfelder. Er hat in seinem Labor die technischen Voraussetzungen geschaffen, um u.a. seine Vorlesung „Infrastruktur“ live online anzubieten. „In diesen Zeiten glaube ich, dass auch Studierende, die bei sich zu Hause - oftmals sicher allein - sitzen, einen Zusammenhalt als Kohorte, Studiengang oder Semester benötigen“, so Prof. Radfelder. Daher hat er sich für eine Live-Vorlesung zu einem festen Zeitpunkt entschieden, die dem Studierendenalltag etwas Struktur geben soll. Zudem ist die Vorlesung mit einem Chat gekoppelt, der von dem Wissenschaftlich-technischen Angestellten Christoph Seyfferth betreut wird. Mittels Handzeichen bekommt Prof. Radfelder so Rückmeldung, wenn etwas technisch nicht funktioniert oder er zu schnell ist. Außerdem wurde zur Begleitung der Lehrveranstaltung ein Konferenz-Server mithilfe der Open Source Software eingerichtet. „Studierende, die in Arbeitsgruppen die Veranstaltung absolvieren, können sich jeweils einen Raum nehmen, so dass ich mich im Wechselspiel zwischen Vortrag und Eigenarbeitsphase in die Gruppenräume einschalten und sie individuell betreuen kann“, so Prof. Radfelder. Unterstützt wird er dabei durch Studierende höherer Semester, die freiwillig während der Vortragszeit ihre Hilfe in den virtuellen Räumen anbieten. „Ohne die Mithilfe der Studierenden auf allen Ebenen hätten wir das alles nicht so schnell und effektiv aufbauen können.“ Die Infrastruktur für Livestreams steht auch anderen Lehrenden zur Verfügung. Inzwischen gab es bereits mehrere Anfragen aus anderen Studiengängen.

Voraussichtlich bis Mitte April werden die Lehrenden auf Onlineformate ausweichen. So lange sind die Präsenzveranstaltungen ausgesetzt. Weitere Informationen zu den hochschulspezifischen Regelungen aufgrund des Corona-Virus unter www.hs-bremerhaven.de/coronavirus.

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