Luneplate zu Bremerhaven: Seestadt ein Fünftel größer

Bremerhaven ist ein Fünftel größer geworden. Durch die Eingliederung der Flussinsel Luneplate, die bisher zur Nachbargemeinde Loxstedt gehörte, wuchs die Seestadt zum Jahreswechsel um rund 1500 Hektar. Davon sollen 200 Hektar für die Ansiedlung von Betrieben vor allem aus der Windkraftbranche genutzt werden. Das Land Bremen hatte die Fläche nach jahrelangen Verhandlungen von Niedersachsen gekauft und die Hoheit über die Luneplate an Bremerhaven übergeben.

 

Nachdem der entsprechende Staatsvertrag Ende 2009 in Kraft getreten war, besiegelten beide Länder und die Stadt Bremerhaven die Gebietsübertragung mit einem Festakt auf der Luneplate. Dafür wählten sie ein beziehungsreiches Datum: Es war der Jahrestag der Stadtgründung durch den Bremer Bürgermeister Johann Smidt. Der hatte Hannovers König Georg am 11. Januar 1827 Land an der Wesermündung für den Bau eines Bremer Hafens, der Keimzelle Bremerhavens, abgekauft.

183 Jahre später ist die Seestadt durch einen weiteren Staatsvertrag mit dem Land Niedersachsen, dem Rechtsnachfolger des hannoverschen Königs, um 19,13 Prozent gewachsen. Den Anstoß für den Kauf der Luneplate im Süden Bremerhavens hatte der Bau des Container-Terminals CT IV gegeben. Da das Riesenprojekt mit erheblichen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden war, musste die Hafengesellschaft bremenports für einen ökologischen Ausgleich sorgen und neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen schaffen. Platz für derlei Flächen gab es zur Genüge auf der fast menschenleeren Luneplate, auf der inzwischen ein Naturparadies entstanden ist. Daneben gibt es dort, südlich des Fischereihafens und des Gewerbegebiets Luneort, aber auch genügend Raum für Industrieansiedlungen aus der Offshore-Windenergie.

„Für das Land Bremen und die Stadt Bremerhaven ist dies ein historisches Ereignis“, erklärte der Präsident des Bremer Senats, Jens Böhrnsen, im Festzelt neben dem historischen Restaurant „Alte Luneschleuse“. Der Regierungschef: „Mit der Luneplate setzt Bremerhaven den konsequenten Weg fort, sich weiterzuentwickeln und sich – und damit unser Land – zukunftsfester zu machen.“

Dass die Länder Bremen und Niedersachsen gleichermaßen ein Interesse an der Zukunft der Luneplate haben, unterstrich der niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen. Niedersachsen, der Landkreis Cuxhaven und die Gemeinde Loxstedt gäben zwar das 1500 Hektar große Gebiet nur „mit einem tränenden Auge“ her, doch werde das Umland der Seestadt von der wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung im Oberzentrum Bremerhaven profitieren.

„Nun wächst durch die Eingliederung etwas zusammen, was schon in der Vergangenheit zumindest in den Köpfen der Kommunalpolitiker irgendwie zusammengehörte“, betonte Oberbürgermeister Jörg Schulz und erinnerte an jahrezehntelange gemeinsame Überlegungen zur Zukunft der Luneplate. So hätten die Bremerhavener Wirtschaftsförderer schon in den sechziger Jahren „ganz konkret ein Auge“ auf das Gebiet geworfen. In den achziger Jahren sei es als Teststrecke für den Daimler-Benz-Konzern im Gespräch gewesen worden. Der gab dann allerdings dem Emsland den Vorzug.

Angesichts des Windkraft-Booms setzt Bremerhaven laut Schulz große Erwartungen auf die Luneplate, „doch das Wachstum soll und wird nicht zu Lasten der Nachbarn im niedersächsischen Umland gehen, allen voran der Landkreis Cuxhaven und die Gemeinde Loxstedt“. Die Region gewinne sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch, versicherte der Oberbürgermeister.

Alles in allem gewinne Loxstedt sogar einen Einwohner hinzu, da bei der Gebietsübertragung auch mehrere kleine Zipfel an der Landes- und Stadtgrenze bereinigt wurden. Die niedersächsische Gemeinde erhält die vier Bewohner der bisher in Bremerhaven gelegenen Straße Zur Siedewurt. Im Gegenzug kommen drei Loxstedter in die Seestadt, darunter Ute und Peter Golasowski, Pächter-Ehepaar des historischen Restaurants „Alte Luneschleuse“. OB Schulz hieß die beiden Bremerhavener Neubürger mit einem Luftbild ihres Lokals willkommen. Dessen Küche wurde vor zweieinhalb Jahren sogar von Deutschlands prominentestem Feinschmecker gerühmt: Gourmet-Papst Wolfram Siebeck stellte die „Alte Luneschleuse“ als Geheimtipp in seiner Kolumne im „Zeit-Magazin“ vor.

Rede von Oberbürgermeister Jörg Schulz beim Festakt zur Gebietsübertragung der Luneplate an die Stadt Bremerhaven

 

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