Literarischer Herbst in der Stadtbibliothek

Bereits zum zehnten Mal findet vom 8. November 2019 bis zum 22. November 2019 in der Stadtbibliothek Bremerhaven der Literarische Herbst statt.

Es ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Freundeskreises der Stadtbibliothek Bremerhaven e. V., des Vereins für Literatur und Politik, des Kulturamtes, des Bremerhavener Sinti-Vereins und der Stadtbibliothek. Eröffnet wird der Literarische Herbst am Freitag, dem 8. November 2019, um 19.00 Uhr mit einem poetisch-musikalischen Dialog. Es liest die Lyrikerin Sylvia Geist. Sie wird musikalisch von Jaspar Libuda begleitet. Gleichzeitig wird die diesjährige Begleitausstellung „ENVIRONMENT – INSZENIERUNG“ eröffnet. Die beiden Bremerhavener Graffitikünstler Dosar1 & Fakt47 präsentieren zwei große Arbeiten zum Zustand unserer Welt, die zusammen mit von Sofia Schneider umgestalteten Gegenständen gezeigt werden.
Einführung: Volker Heigenmooser

Das weitere Programm

Dienstag, 12. November 2019, 19.00 Uhr

Barbara Honigmann: „Georg“
Moderation: Dorothee Starke

„Mein Vater heiratete immer dreißigjährige Frauen. Er wurde älter, aber seine Frauen blieben immer um die dreißig. Sie hießen Ruth, Litzy, das war meine Mutter, Gisela und Liselotte.“ Das ist die private Seite einer Lebensgeschichte, die um die halbe Welt führt. Herkunft aus Frankfurt, Odenwaldschule, Paris-London-Berlin, dazwischen Internierung in Kanada, nach der Emigration der Weg in die DDR. Und bei alldem die wiederkehrende Erfahrung: „Zu Hause Mensch und auf der Straße Jude.“

Barbara Honigmann erzählt lakonisch und witzig, traurig und mitreißend von ihrer deutsch-jüdisch-kommunistischen Sippe. Ein schmales, aber großes Buch über Deutschland und die bewegende nachgetragene Liebeserklärung an einen außergewöhnlichen Mann.

Barbara Honigmann wurde 2001 der Jeanette-Schocken-Preis – Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur e.V. verliehen. Sie wurde 1949 in Ost-Berlin geboren und arbeitete als Dramaturgin und Regisseurin. 1984 emigrierte Honigmann mit der Familie nach Straßburg, wo sie noch heute lebt. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Heinrich-von-Kleist-Preis, dem Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich, zuletzt 2018 mit dem Jakob Wassermann-Preis.

Donnerstag, 14. November 2019, 19.00 Uhr
Ursula Krechel: „Geisterbahn“
Moderation: Gertrud Wiehler
Musikalische Untermalung: „PianoVio“ mit Richie Balke (Geige) und Armando Balke (Klavier)

Der Roman „Geisterbahn“ von Ursula Krechel erzählt die Geschichte der deutschen Familie Dorn. Als Sinti sind sie infolge der mörderischen Politik des NS-Regimes organisierter Willkür ausgesetzt: Sterilisation, Verschleppung, Zwangsarbeit. Am Ende des Krieges, das weitgehend bruchlos in den Anfang der Bundesrepublik übergeht, haben sie den Großteil ihrer Familie, ihre Existenzgrundlage, jedes Vertrauen in Nachbarn und Institutionen verloren. Anna, das jüngste der Kinder, sitzt mit den Kindern anderer Eltern in einer Klasse. Wer wie überlebt hat, aus Zufall oder durch Geschick, danach fragt keiner. Sie teilen vieles, nur nicht die Geister der Vergangenheit.

Mit großer Kunstfertigkeit und sprachlicher Eleganz erzählt Ursula Krechel davon, wie sich Geschichte in den Brüchen und Verheerungen spiegelt, die den Lebensgeschichten einzelner eingeschrieben sind. Auf einzigartige Weise schafft sie eine atmosphärische Dichte, in der vermeintlich Vergangenes auf bewegende und bedrängende Weise gegenwärtig wird.

Ursula Krechel, geboren in Trier, lebt heute in Berlin. 2009 wurde sie mit dem Jeanette-Schocken-Preis – Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur e.V. ausgezeichnet.

Mittwoch, 20. November 2019 ,19.00 Uhr
Iwan-Michelangelo D'Aprile: „Fontane: Ein Jahrhundert in Bewegung“
Moderation: Christiane Sundermeyer

Im Vorfeld des 200. Geburtstages von Theodor Fontane am 30. Dezember 2019 liest Iwan-Michelangelo D'Aprile, auf Einladung des Vereins für Literatur und Politik, in der Stadtbibliothek aus „Fontane: Ein Jahrhundert in Bewegung“. Er war einer der modernsten Autoren seiner Zeit. D’Aprile gelingt es, das Leben und das literarische Schaffen Fontanes mitten in seine Epoche zu stellen und dabei historische Präzision mit aktuellen Fragestellungen, aber auch wissenschaftliche Genauigkeit mit guter Lesbarkeit zu verbinden. Darüber hinaus kann D'Aprile überzeugend nachweisen, wie stark der Romancier Fontane von seinen langjährigen beruflichen Erfahrungen als Apotheker und als Journalist geprägt war.

Iwan-Michelangelo D’Aprile wurde 1968 in Berlin geboren und lehrt als Professor für „Kulturen der Aufklärung“ an der Universität Potsdam.

Freitag, 22. November 2019, 19.00 Uhr
Regina Scheer: „Gott wohnt im Wedding“
Moderation: Linda Blöchl

Erzählt wird die Geschichte eines Hauses in der Utrechter Straße im Wedding. Alle Bewohner sind untereinander und schicksalhaft mit dem heruntergekommenen Haus verbunden. Leo, der nach 70 Jahren aus Israel nach Deutschland reist, obwohl er das eigentlich nie wollte. Seine Enkelin Nira, die Amir liebt, der in Berlin einen Falafel-Imbiss eröffnet hat. Laila, die gar nicht weiß, dass ihre Sinti-Familie hier einst gewohnt hat. Und schließlich die alte Gertrud, die Leo und seinen Freund Manfred 1944 in ihrem Versteck auf dem Dachboden entdeckt, aber nicht verraten hat.

Regina Scheer, 1950 in Berlin geboren, studierte Theater- und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen beträgt jeweils acht Euro (ermäßigt sechs Euro). Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf in der Stadtbibliothek und an der Abendkasse (ab 18.30 Uhr) oder können unter  0471 5902555 reserviert werden.

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