Letzter Seitentrawler erstrahlt in neuem Glanz

Abschluss der Instandsetzungsarbeiten auf dem Museumsschiff FMS „GERA“

Über ein halbes Jahr lang wurde mit Hochdruck gestrahlt, geschweißt, gesägt, gebohrt, geschraubt und Farbe aufgetragen. Rechtzeitig zur traditionellen Fischparty am 27./28. April sind die Instandsetzungsarbeiten auf dem letzten deutschen Seitentrawler FMS „GERA“ nun abgeschlossen worden. Eine Zuwendung aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) und die Kofinanzierung des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen von insgesamt rund einer halben Million Euro ermöglichten die größte Restaurierungsmaßnahme in der Geschichte des Bremerhavener Museumsschiffs.

„Die „GERA“ ist ein maritimes Denkmal ersten Ranges und Kernstück des Schaufensters Fischereihafen“, begründet Senator Martin Günthner das Engagement für das Museumsschiff. „Mit dem Seitentrawler „GERA“ verbindet sich nicht nur Bremerhavener, sondern auch europäische Fischereigeschichte. Wir erhalten damit ein wichtiges Stück unserer maritimen Identität der Nachwelt“. Die „GERA“ ist das einzige städtische Museumsschiff in Bremerhaven und wird vom Historischen Museum Bremerhaven als Außenstelle im Fischereihafen betrieben.


Grundsicherung und Rekonstruktionsmaßnahmen

Die Restaurierungsmaßnahmen begannen Mitte Oktober 2018 mit der Dockung des 60 Jahre alten Seitentrawlers im Schwimmdock der Bremerhavener BREDO Dockgesellschaft. Zunächst  wurde das Unterwasserschiff Hochdruck gewaschen und von Bewuchs befreit. Anschließend erhielt der komplette Rumpf bis zum Schanzkleid eine neue Konservierung und frische Farbe. Stahldickenmessungen bescheinigten dem 66 Meter langen Fischereimotorschiff eine gute Substanz.

Neben den Maßnahmen zur Grundsicherung standen die Restaurierung und Rekonstruktion des Hauptdecks im Mittelpunkt der weiteren Arbeiten. Das Steuerbord-Schanzkleid, das Schutzdeck auf der Backbordseite und sämtliche Aufbauten des Decks wurden Hochdruck gestrahlt und entrostet. Dazu musste auch die tonnenschwere Netzwinde demontiert und von Bord gehoben werden. Die Stahlbauer der Werft waren anschließend tagelang damit beschäftigt, zahlreiche Löcher zuzuschweißen sowie Wasserpforten und Stützen nachzubauen, um den Originalzustand des Fangdecks eines Seitentrawlers wieder herzustellen.

Neues Holzdeck in traditioneller Machart

Die aufwändigste Maßnahme im Rahmen der Instandsetzungsarbeiten erfolgte nach dem Werftaufenthalt am Liegeplatz der „GERA“ am Fischkai im Fischereihafen I. In fünfmonatiger Arbeit wurde auf das neu konservierte Stahldeck ein für Seitentrawler charakteristisches Holzdeck aufgebracht. In traditioneller Verlegearbeit wurden 8 cm dicke Planken aus Oregon Pine auf dem Stahldeck verlegt, verschraubt und anschließend versiegelt. Um Stützen und Decksaufbauten wurde „Laibholz“ zugeschnitten, das die Aufbauten in einem bestimmten  Muster einschließt.

Dr. Alfred Kube, Direktor des Historischen Museums Bremerhaven, ist mit dem Ergebnis der Arbeiten sehr zufrieden. „Das Erscheinungsbild der „GERA“ als authentischer Seitentrawler wurde mit dieser Maßnahme auf Jahre gesichert. Die „GERA“ ist etwas Besonderes unter den Museumsschiffen. In ganz Europa gibt es keinen Seitentrawler der Großen Hochseefischerei, der mit seiner gesamten Ausrüstung im Originalzustand erhalten ist“.


Schiffsmaschinen wieder funktionsfähig

Anlässlich der Bremerhavener Fischparty bietet die „GERA“ ein umfangreiches Aktionsprogramm bei freiem Eintritt. Am Samstag, dem 27. April, findet um 15.00 Uhr eine Fischfiletier-Show auf dem Fangdeck statt. Martin Sander vom Freundeskreis FMS „GERA“ demonstriert, wie unterschiedliche Arten von Fisch fachgerecht filetiert werden.

Am Sonntag, dem 28. April, kommen auch Technikliebhaber auf ihre Kosten. Um 11.30 Uhr und um 14.00 Uhr führen Norbert Guzek und Karl-Heinz Schorling die Vater- und Sohn-Maschinenanlage in Betrieb vor. Im Rahmen der Instandhaltungsmaßnahmen wurde die defekte Kühlwasserpumpe repariert, so dass auch in Zukunft der vertraute Lärm und der charakteristische Ölgeruch im Maschinenraum erlebbar werden. Auf Fahrt soll die dennoch nicht mehr gehen, denn dafür müsste auch neue Technik auf ihr Einzug halten. Stattdessen bietet der alte Seitentrawler eine Reise in die Vergangenheit, denn auf ihm ist die Zeit vor 60 Jahren einfach stehen geblieben.