Jubiläum bei Ostsee-Sail: Stettin und Bremerhaven seit 20 Jahren Freunde

20 Jahre Partnerschaft zwischen Bremerhaven und Stettin (Szczecin): Bei einem Besuch in der polnischen Stadt feiern Stadtverordnetenvorsteher Artur Beneken und Oberbürgermeister Jörg Schulz am Wochenende das Jubiläum der Städtefreundschaft. Anlass ihrer Stippvisite: die Ostseetage Sail Szczecin 2010, das Gegenstück zum Bremerhavener Windjammerfestival, bei dem Ende August auch eine Delegation aus Polen erwartet wird.

Die beiden obersten Repräsentanten der Seestadt begehen am Sonnabendmorgen bei einem Empfang mit ihren Stettiner Amtskollegen das Jubiläum und tragen sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Anschließend nehmen sie auf dem Stettiner Hauptfriedhof an einer Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer des Krieges teil.


Mit Beneken und Schulz reisen auch der Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, Günter Lemke, und der junge Pianist Adrian Rusnak nach Stettin. Der 24-Jährige, ehemaliger Schüler des Schulzentrums Geschwister Scholl, ist als musikalisches Talent mit von der Partie. Der Stettiner Stadtpräsident Piotr Krzystek lud ihn gemeinsam mit begabten Pianisten aus anderen Partnerstädten zu einem Konzert im Chopin-Jahr ein. Polens größter Komponist Fryderyk Chopin - so die Schreibweise seines Namens in seiner Heimat - wurde vor 200 Jahren geboren und steht 2010 im ganzen Land im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen.


INFO


Die Geschichte der Partnerschaft: Erster Anlauf schon in 70er Jahren


Der Partnerschaftsvertrag zwischen beiden Städten wurde am 14. März 1990 in Bremerhaven und am 16. Oktober desselben Jahres beim Gegenbesuch in Stettin unterzeichnet. Erste Kontakte gab es jedoch bereits in den siebziger Jahren. Sie sind untrennbar mit dem Namen von Günter Lemke verbunden, damals Sozialstadtrat und Gründer der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Bremerhaven.


Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass sich der Magistrat mitten im Kalten Krieg um Kontakte zu einer polnischen Stadt bemühte - weit vor den meisten anderen deutschen Städten, von denen überhaupt erst fünf eine Freundschaft mit einem östlichen Nachbar begonnen hatten. Darunter auch Bremen mit seiner Partnerstadt Danzig (Gdansk).


Von Anfang an erschien für Bremerhaven die Stadt Stettin als bevorzugter Partner. Der damalige Oberbürgermeister Werner Lenz teilte dies auch Ende 1979 dem Büro des damaligen Ministerrates der Volksrepublik Polen mit: „Bremerhaven als Hafenstadt an der Wesermündung", so schrieb er, „würde verständlicherweise besonderes Interesse an Beziehungen zu einer ebenfalls der Seefahrt verbundenen Stadt haben und deshalb eine Städtepartnerschaft oder Städtefreundschaft mit der Stadt Szczecin für wünschenswert halten."


Doch zunächst gab es keine offizielle polnische Reaktion. Die Zeit war offenbar noch nicht für eine Kontaktaufnahme, zumal wenig später die Arbeiterunruhen auf der Danziger Lenin-Werft ganz Polen erschütterten und die Staatsmacht in Atem hielten. Dennoch kamen sich beide Städte in kleinen Schritten näher.


Es dauerte jedoch noch bis zum Juni 1989, bis die Beziehungen einen offiziellen Charakter bekamen. Bei den Stettiner Ostseetagen wurde eine Bremerhavener Magistratsdelegation von der Stadt Stettin empfangen. Bei dieser Gelegenheit äußerte der damalige Stadtpräsident Ryszard Rotkiewicz den Wunsch nach einer Partnerschaft mit Bremerhaven - der Durchbruch nach zehn Jahren. Dem Abschluss der Städtefreundschaft 1990 in Bremerhaven und Stettin stand nichts mehr im Wege.

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