Innenstadtgestaltung als Teil der Integrierten Innenstadtentwicklung geht voran

Oberbürgermeister Melf Grantz hat gemeinsam mit dem Leiter der Gestaltungswerkstatt für das ehemalige Karstadtgelände, Prof. Jörn Walter, und Sven Lohmeyer, Projektleiter bei der Stadtentwicklungsagentur urbanista erste Ergebnisse der Gestaltungswerkstatt vorgestellt.

„Diese Gestaltungswerkstatt mit exzellenten Fachleuten hat wichtige Impulse für die weitere Entwicklung des Ex-Karstadt-Areals gebracht. Ich bin den potentiellen Investoren dankbar dafür, dass sie diesen Weg mitgehen. Sonst wären die Einflussmöglichkeiten der Stadt auf das Baurecht beschränkt“, fasste Oberbürgermeister Grantz die zweitägigen Werkstattgespräche zusammen. Prof. Walter stellte Eckpunkte vor, die für die stadtplanerische Neuentwicklung der Mitte der Innenstadt wichtig sind: „Das Gebiet hat eine Scharnierfunktion zwischen Innenstadt und den vorwiegend touristisch genutzten Gebieten am Alten und Neuen Hafen. Zugleich soll die Neuentwicklung die Mitte der Innenstadt deutlich erlebbar markieren.“ Es greift mit seiner perspektivisch verzahnten Nutzung von Wohnen, Arbeiten, Handel und Leben genau die Erkenntnisse des von urbanista begleiteten Prozesses auf, der unter breiter Beteiligung aller Interessierten fortgeführt werden soll. Für Matthias Ditzen-Blanke als Investor sind die Ergebnisse der fachlich hochkarätig besetzten Gestaltungswerkstatt wichtig, „weil zum einen das von mir gewünschte Medienhaus mit seinem auf gesellschaftlichen Dialog ausgerichteten Raumbedarf und seiner Funktion als offenes Forum sehr gut verankert werden kann. Hier kann ein städtebauliches Umfeld geschaffen werden, das für das Medienunternehmen Nordsee-Zeitung und eine lebendige Innenstadt einen echten Gewinn darstellen wird.“

Die Gestaltungswerkstatt hat einmütig Eckpunkte erarbeitet, die die wesentlichen Kriterien für die private Investition und die öffentlichen Aufgaben festhalten (s. Anlage)

Für das im Rahmen einer Bürgerbeteiligung in Form einer intensiven Zukunftswerkstatt im vergangenen Jahr im Entstehen begriffene integrierte Innenstadtkonzept „Innenstadt Neu Denken“, das die Stadtentwicklungsagentur urbanista moderiert und entwickelt hat, ist das von der Agentur so benannte Projekt „Neuer Anker“ (Ex-Karstadt Areal) eines der Schwerpunkte des Gesamtkonzepts. Die im Rahmen der Bürgerbeteiligung gewonnenen Erkenntnisse sind dank der Mitarbeit von urbanista in die Gestaltungswerkstatt eingebracht worden.

Das integrierte Innenstadtkonzept wird von OB Grantz und Bürgermeister Torsten Neuhoff unter Beteiligung von urbanista im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung mit Gelegenheit zur weiteren Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern zeitnah präsentiert; zudem werden dort dann auch die Ergebnisse aus der Gestaltungswerkstatt mit ausgewiesenen Fachleuten vorgestellt. Das Projekt „Neuer Anker“ für das Ex-Karstadt-Areal als erstes Umsetzungsprojekt fließt in das integrierte Innenstadtkonzept ein.

Für andere Projekte aus dem integrierten Innenstadtkonzept wie z.B. eine „Potentialstudie Markthalle“ oder das Thema „Innenstadtkoordination“ stehen Fördermöglichkeiten aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte“ zur Verfügung. Bei diesen beiden Maßnahmen sitzen bereits Arbeitsgruppen unter Beteiligung interessierter Gruppen wie z.B. der Fair Trade Steuerungsgruppe zusammen, um die notwendigen Anträge zu verfeinern. Die Anträge müssen kurzfristig eingereicht werden. Für die weitere Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern soll dann künftig über die Stelle Innenstadtkoordination bei der Erlebnis Bremerhaven vorbereitet und organisiert werden.

„Es ist ein offener und transparenter Prozess, den die Verantwortlichen der Stadt eingeleitet haben“, betonte Oberbürgermeister Melf Grantz, der sich hier mit seinem für das Stadtplanungsamt zuständigen Kollegen, Bürgermeister Torsten Neuhoff einig ist. „Die aus der Zukunftswerkstatt des vergangenen Jahres gesammelten Vorschläge geben der zukunftsfähigen Entwicklung unserer Stadt neue Impulse, die wir gerne aufnehmen.“

Anlage: Eckpunkte der Gestaltungswerkstatt

Gestaltungswerkstatt am 17./18. Februar 2022
Eckpunkte für die Entwicklung/Planung des Karstadt Areals

1.
Die städtebauliche Gliederung und Öffnung des bisher komplett überbauten Karstadt-Grundstücks wird auch als Beitrag zur Stadtreparatur begrüßt. Dies betrifft den Straßendurchstich Am Alten Hafen, die Mühlenstraße und die neue Vernetzung zu den Havenwelten.

2.
Die offene Treppenanlage gegenüber der Bürgermeister Smidt Gedächtniskirche ist sehr gelungen und stellt eine gute Verbindung zur Oberen Bürger und zu den Havenwelten dar.

3.
Die Gestaltungswerkstatt empfiehlt den mittleren Baukörper etwas zurückzunehmen und die nordöstliche Gebäudezeile zum Platz hin zu erhöhen, als Akzentuierung zur Unteren Bürger.

4.
Der vorgeschlagene Quartierspark zwischen der Neubebauung und dem Columbus - Center wird begrüßt und kann als grüner Trittstein zum Wasser und als attraktiv gestalteter Platz für das Wohnen, die bestehende Kita und für Innenstadtbesuche genutzt werden. Er sollte vorlaufend geplant und zeitgleich hergestellt werden. Am Übergang zum Columbus Center wird ein eigenständiges Eingangsbauwerk vorgeschlagen.

5.
Das vorgeschlagene Nutzungskonzept aus Medienhaus, Büros, Markthalle, Handel, Tourismusinformation, Gastronomie, kulturellen Nutzungen und Wohnen wird als tragfähig eingeschätzt und stellt eine große Chance für die Belebung der Innenstadt dar. Dazu muss insbesondere die Markthalle mit einem hohen, transparenten und teilweise offenen Erdgeschoss zum Kirchplatz und zur Mühlenstraße hin ausgebildet werden.


6.
Die Gestaltungswerkstatt empfiehlt gegenüber dem bisher vorliegenden Konzept, um den Treppenplatz einen Wohnhof mit den ergänzenden Erdgeschossnutzungen zu entwickeln und an der Mühlenstraße die Markthalle mit dem Medienzentrum zu kombinieren.
Hierin wird ein großes Potenzial mit überregionaler Ausstrahlung gesehen, das als belebendes Scharnier zwischen Innenstadt und Havenwelten wirksam wird.

7.
Die vorgeschlagene leichte und aufgelockerte Architektursprache steht in der Bremerhavener Tradition der 50er-Jahre und könnte bei weiterer Verfeinerung zu einer großen Bereicherung des offenen und zukunftszugewandten Charakters der Stadt beitragen. Sie sollte im Sinne von ressourceneffizientem Bauen, der Nutzung regenerativer Energie, der Unterbringung von Photovoltaik insbesondere auf den geneigten Dachflächen und der Enviroment Social Governance Kriterien (ESG) weiterentwickelt werden.

8.
Die Dachflächen werden als großes Potenzial für Aufenthaltsnutzungen gesehen – insbesondere besteht die Chance einer Rooftop-Nutzung auf dem Medienhaus mit Blick zu den Havenwelten.

9.
In der Abfolge der öffentlichen Räume Kirchplatz, Mühlenstraße, neuer Quartierspark und dem Durchstich am Eulenhof-Grundstück liegt eine große Chance, den freiräumlichen Übergang von der Innenstadt zum Hafen zu verbessern. Hierauf sollte die künftige Bebauung des Eulenhofes entsprechend durch Öffnung oder Zurückweichen reagieren. Die Breite der Mühlenstraße sollte in Abhängigkeit vom Bebauungskonzept überprüft werden.

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