Impulsvortrag von Oberbürgermeister Melf Grantz bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung im DAH am 28.03.2017

Es gilt das gesprochene Wort!

Stadt im Wandel - Das ist der Titel der Veranstaltung

Das mir vorgegebene Thema für diesen Impulsvortrag lautet: „Die neue Positionierung Bremerhavens“

Um diese Neupositionierung zu erkennen, ist es notwendig, sich einmal zu vergegenwärtigen, woher wir eigentlich kommen. Dafür will ich nicht bis zur bremischen Gründung 1827 zurückgehen, sondern in die Zeit, die den meisten von Ihnen noch klar vor Augen stehen dürfte, weil Sie diese Zeit – wie ich auch – selbst erlebt haben, in die Zeit um 1990.

Was prägte Bremerhaven um diese Zeit?

Die Stimmung, die Lage und die Aussichten zu dieser Zeit lassen sich durch drei Stichworte kennzeichnen: Krise, Krise, Krise.

Dieses Gefühl von Krise, diese tatsächlich und faktisch bestehende Krise drückten die Stimmung in Bremerhaven beträchtlich und bewirkten einen geradezu lähmenden Stillstand.

Die Häfen

Der einzige Bereich, der nicht still stand, sondern stetig modernisiert wurde, waren die Häfen von Bremerhaven, vor allem die Überseehäfen. Dennoch war ein Gefühl vorherrschend, das eher von Pessimismus als von Optimismus geprägt war.

  • Als am 5. Mai 1966 der Frachter "Fairland" der amerikanischen Reederei Sea-Land im Bremer Überseehafen mit 110 Containern an Bord festmachte, war die damit verbundene Revolution der Hafenwirtschaft noch gar nicht abzusehen. Doch als im April 1971 der erste Liegeplatz an der Stromkaje des Container-Terminals in Bremerhaven in Betrieb genommen wurde, hatte dieses Ereignis gravierende Änderungen für die Hafenwirtschaft und für die Arbeitsplätze und die Arbeitsplatzstruktur zur Folge.

Werften

  • Die Wirtschaftskrise der 1980er Jahre hat Bremerhaven mit voller Wucht getroffen. Der Schiffbau, der in Bremerhaven den industriellen Kern bildete, erlebte einen beispiellosen Niedergang zwischen 1986, dem Jahr, in dem die Rickmers-Werft Konkurs anmelden musste, und 1996, als der Bremer Werftenverbund unter dem Dach des Vulkan zerschlagen wurde. Damit hatte die Stadt, die doch so stark industriell geprägt war, eines ihrer wichtigsten Standbeine verloren.

Fischerei

  • Ebenso war der Niedergang der deutschen Hochseefischerei mit erheblichen Auswirkungen auf den ehemals größten Fischereihafen des Kontinents verbunden. Als dann auch noch 1987 die sogenannten Nematodenkrise kam, die über die ganzen Jahre gesehen seinerzeit die größte Belastung für die Fischwirtschaft bedeutete, schien das Ende der Fischverarbeitung in Bremerhaven schon fast eingeläutet zu sein.

Stadtentwicklung

  • Der Abzug der US-Army hat sowohl im Bereich der Arbeitsplätze als auch im Stadtgefüge eine schwierige Situation hinterlassen, die einerseits die Arbeitslosigkeit erhöhte, aber auch, vor allem in Lehe, soziokulturell zu deutlichen Veränderungen geführt hat. Insgesamt kann man sagen, dass die Stadtentwicklung auf dem Stand der 1970-er Jahre stagnierte. Nach der sog. Investitionsschlacht der 70er Jahre mit den großen Zentralbauten wie z. B. der zentralen Feuerwache, der MBA, dem Klinikum und breiten Straßenschneisen für eine autogerechte Stadt, waren die Stadtteile sich selbst überlassen geblieben. Die Idee, das Columbus-Center als Versuch der Mitte-Bildung auszubauen, versandete und damit wurde überhaupt die Idee einer Mitte-Bildung in Bremerhaven aufgegeben.

Es sprach nicht viel dafür, etwas gegen diese Lähmung machen zu können. Und dennoch: wir Bremerhavener haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt. Deshalb ist heute der Wandel der Stadt und ihre Neupositionierung unmittelbar greif- und erlebbar.

Häfen

Die bereits getätigten Investitionen in die Infrastruktur der Container Terminal III, III a und IV, die Vergrößerung der Kaiserschleuse, die Erweiterung der Gleisanlagen und der Bau des Hafentunnels Cherbourger Straße haben das Ziel, die Umschlagskapazitäten in den Überseehäfen sowohl für Container als auch für Automobile sowie High and Heavy Güter erhöhen zu können. Bremerhaven ist in der Lage, rund 10 Millionen TEU pro Jahr umzuschlagen, auch beim Automobilumschlag ist noch nicht die maximal mögliche Kapazität erreicht.

Verbreiterung der industriellen Basis

  • Im Bereich der maritimen industriellen Wirtschaft findet zurzeit eine Konzentration auf den Bereich von Reparatur und Wartung statt. Bremerhaven verfügt über 11 Docks, was an der deutschen Nordseeküste ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Seitens der öffentlichen Hand werden die Voraussetzungen für die erfolgreiche Teilnahme unserer Werften am weltweiten Wettbewerb, insbesondere im Bereich der Infrastrukturen geschaffen, um auch in Zukunft diese wichtige industrielle maritime Kompetenz zu erhalten und womöglich auch auszubauen.
  • Erneuerbare Energien:

Bremerhaven hat die Chance ergriffen, auf dem weltweit wachsenden Markt für erneuerbare Energie-Technologien mitzuspielen und zwar im Bereich der On- und Offshore Windenergie. Global betrachtet sind hier große Wachstumspotentiale vorhanden, an denen Bremerhaven partizipieren kann. Dazu benötigen wir die Schaffung der schwerlastgeeigneten Hafeninfrastruktur mit dem Offshore-Terminal Bremerhaven. Auf dem 25 Hektar großen Offshore-Terminal Bremerhaven (OTB) sollen Windenergieanlagen vormontiert, gelagert und umgeschlagen werden. Die 500 Meter lange Kaje wird Platz für zwei bis drei Offshore-Errichterschiffe bieten. Nur wenn eine solche Infrastruktur vorhanden ist, können auch die entsprechenden Ansiedlungen erfolgreich umgesetzt werden. Siemens in Cuxhaven ist hierfür das beste Beispiel. Ansiedlungen ziehen wiederum Zulieferer an, für die ebenfalls Flächen vorgehalten werden müssen. Die Nähe zum seeschifftiefen Wasser, hervorragende Infrastruktur, ein leistungsstarkes Industriecluster – der Standort Bremerhaven bietet der Windenergiebranche beste Bedingungen, die wir nutzen wollen. Dafür setze ich mich energisch ein.

  • Eine für Bremerhaven neue, ebenfalls gut zu dem Standort Bremerhaven passende Branche ist der stark wachsende Bereich der Green Economy. Diese Branche ist sehr breit und heterogen aufgestellt, sodass es für uns erforderlich ist, die richtigen Segmente dieser Branche zu identifizieren. Bremerhaven kann sich authentisch als Standort der Green Economy positionieren, da wir mit dem Klimahaus, dem Kurs Klimastadt, der Klimaforschung am Alfred-Wegener-Institut sowie der Offshore-Windenergie hier bereits überregional wirksame Akzente gesetzt haben. Zukünftig gilt es, exportorientierte Unternehmen der Green Economy, insbesondere des schweren Maschinen- und Anlagenbaus an Bremerhaven zu binden. Flächen hierfür stehen auf der Luneplate zur Verfügung.

Zur Green Economy ist zweifellos auch der Bereich der Elektromobilität zu zählen. Auch hier bietet Bremerhaven passende Standortargumente mit der Automobildrehscheibe und über zwei Millionen umgeschlagenen Fahrzeugen pro Jahr und den großen Ansiedlungsmöglichkeiten und Flächen auf der Luneplate.

Lebensmittelwirtschaft

  • Bremerhaven ist heute einer der bedeutendsten Standorte der Fisch- und Lebensmittelverarbeitung in Deutschland. Im Fischereihafen ist die gesamte Wertschöpfungskette der Fischwirtschaft angesiedelt – Mittelständler und Großunternehmen, die Frischfisch und Meeresfrüchte verarbeiten, Verpackungs- und Lagereibetriebe sowie Speditionen, die auf Kühltransporte spezialisiert sind. Im Fischereihafen werden über 200.000 Tonnen Fisch pro Jahr verarbeitet. Damit ist Bremerhaven der größte Fischverarbeitungsstandort Deutschlands mit einem Marktanteil von mehr als 50 %. Doch die Lebensmittelwirtschaft beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf Fisch. Hier wird mittlerweile die ganze Palette von Lebensmitteln zu TK-Fertiggerichten verarbeitet, wobei Wert gelegt wird auf Nachhaltigkeit und Frosta zum Beispiel mit seinem Reinheitsgebot neue Qualitätsmaßstäbe setzt.

Tourismus

Man wird ja ehrlicherweise sagen müssen, dass um 1990 zwar schon manche Träume im Bereich des maritimen Tourismus geträumt wurden, aber man war vor rund 25 Jahren doch sehr weit davon entfernt, dass Bremerhaven als touristisches Ziel über den engeren regionalen Horizont hinaus wahrgenommen wurde. Das hat sich entscheidend verändert.

  • Bremerhaven hat in den letzten 15 Jahren im Bereich des Tourismus eine enorm positive Entwicklung erfahren. Die Besuchs- und Übernachtungszahlen sind weit überproportional gegenüber dem Bundesdurchschnitt gestiegen und befinden sich seit drei bis vier Jahren auf einem recht hohen Niveau. In den überregional bedeutsamen Havenwelten haben wir über eine Million Besucherinnen und Besucher und liegen damit in den einzelnen Einrichtungen wie Klimahaus, Zoo am Meer und Deutsches Auswandererhaus deutlich vor vergleichbaren Einrichtungen in Bremen. Noch vor den Havenwelten hat bereits das Schaufenster Fischereihafen eine besondere Anziehungskraft entfaltet und sich prächtig entwickelt.
  • Ebenso positiv entwickelt hat sich die Situation der Hotels in Bremerhaven. So haben sich die Übernachtungszahlen um 131,4 Prozent seit 1995 gesteigert. Das ist ein großartiges Ergebnis, das gemeinsam mit vielen am Markt Aktiven zustande gekommen ist.
  • In der Schnittmenge zwischen Tourismus und maritimer Wirtschaft liegt die Kreuzfahrt-Industrie. Mit dem Columbus Cruise Center Bremerhaven, unserem Kreuzfahrtterminal verfügen wir über eine hervorragende Terminalinfrastruktur, die wir zeitnah weiter ausbauen und modernisieren müssen. Es geht hier insbesondere um die Neugestaltung des Südeinganges zur Innenstadt, Rückbau von abgängigen Immobilien und die Ertüchtigung der Kaje. (Ich freue mich, dass mein Amtsvorgänger nun als Staatsrat hier zuständig ist, um in diesem Bereich endlich voranzukommen.) Hier erwarte ich spätestens im Jahr 2018 die entsprechenden Beschlüsse des Landes für diese für den Standort Bremerhaven so wichtige Infrastruktur im stadtbremischen Überseehafengebiet.
  • Bisher ist Bremerhaven ein Standort, an dem Kreuzfahrten beginnen und/oder an dem Kreuzfahrten vorwiegend noch enden. Doch ich sehe die Chance, die Kreuzfahrtgäste noch ein, zwei Nächte länger in Bremerhaven zu halten, was sich natürlich positiv auf unsere Übernachtungszahlen auswirken kann. Aber auch für Stop-Over-Gäste haben wir mit den Attraktionen in Bremerhaven, aber natürlich auch den Attraktionen in Bremen und im Umland dafür realistische Chancen.
  • Bremerhaven verfügt mittlerweile über sehr interessante Tagungs- und Konferenzmöglichkeiten, ergänzt um attraktive Rahmenprogramme in den touristischen Einrichtungen. Unsere überregional wirksamen Veranstaltungen wie das SeeStadtFest und die Sail schärfen unsere Stadt als maritime Marke. Kurzum: Bremerhaven ist auf der touristischen Landkarte angekommen.

Wissenschaft

Vor wenigen Jahren hätte kaum jemand gedacht, dass Wissenschaft und Forschung mit Bremerhaven verbunden sind. Heute können wir stolz behaupten, dass Bremerhaven tatsächlich eine Wissenschaftsstadt geworden ist.

  • Die Hochschule Bremerhaven ist einer der wichtigsten Standortfaktoren Bremerhavens geworden. Gewerbeflächen, Infrastrukturen und Wirtschaftsförderungsmittel sind allein nicht wirksam, wenn nicht auch die erforderlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgebildet und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt werden. Das Profil der Hochschule sollte weiterhin maritim bleiben, Schiffsbetriebstechnik und Kreuzfahrtthemen passen hervorragend zu unserer jungen und dynamischen Hochschule. Eine Erweiterung hin zu eher geisteswissenschaftlich/kreativen Bereichen wird allerdings Bremerhaven und der Region gut tun.
  • Das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) ist als Forschungsmuseum Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Diese wichtige Forschungseinrichtung beschäftigt sich aktuell mit dem Thema „Mensch und Meer“. Es fragt nach den Bedingungen der wechselvollen und folgenreichen Beziehungen zwischen Mensch und Meer. Es möchte mit dem wissenschaftlichen Diskurs zur gesellschaftlichen und politischen Standortbestimmung und somit zu nachhaltigen Lösungswegen beitragen.
  • Das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) ist seit seiner Gründung in Bremerhaven die größte Forschungs- und Entwicklungseinrichtung mit mittlerweile knapp 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Wir werden das bereits jetzt sich abzeichnende Wachstum des AWI durch die Bereitstellung von Flächen an der Klußmannstraße und Richtung Süden ermöglichen. Das AWI möchte und soll in der Stadt stärker sichtbar werden. Dieses kann beispielsweise durch die Einrichtung eines Polarmuseums/Eislabors erfolgen.
  • Das IWES Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik wächst ebenso wie das AWI kontinuierlich und konstant. Erst seit 2009 hier als Institut ansässig, sind bereits zwei Rotorblatt-Teststände, ein Gondelteststand und ein sogenannter Blademaker, eine Automatisierungs-Testanlage für die Rotorblattproduktion, in Bremerhaven etabliert.
  • Seit über zehn Jahren haben wir hier in Bremerhaven die Ansiedlung der Thünen-Institute – ehemalige Bundesforschungsanstalt für Fischerei – zu den Themen Fischereiökologie und Fischereitechnologie vorbereitet. In diesem Jahr wird das Gebäude Am Fischereihafen I von rund 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bezogen. Nach anfänglicher Skepsis konnten schon viele dieser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Standort Bremerhaven und von einem Umzug an diesen Standort überzeugt werden.
  • Das Technologie-Transferzentrum an der Hochschule Bremerhaven konzentriert sich auf den Bereich Lebensmitteltechnologie und Umwelt und ist hier auch in Zukunft wichtig.
  • Seit gut zehn Jahren ist das in Bremen gegründete Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) auch in Bremerhaven beheimatet. Logisch, dass ein Institut mit diesen Aufgaben an den Hafenstandort im Zwei-Städte-Staat gehört. Die Verbindung zwischen dem Institut und der Hochschule ist mittlerweile etabliert und bereichert beide Partner.
  • Im Rahmen dieser Entwicklung findet zunehmend eine enge anwendungsorientierte Verzahnung zwischen den Forschungs- und Bildungseinrichtungen (Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Hochschule Bremerhaven), verschiedenen Einrichtungen des Technologietransfers sowie einschlägigen Unternehmen meeresbiologischer Anwendungen, der Offshore-Windenergie-Technik und der Lebensmitteltechnologie statt. Zu den weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen gehören das Biotechnologiezentrum Bio Nord und das DLR Institut zur Sicherung maritimer Infrastrukturen.

Stadtentwicklung

  • Im Zeitraum von 2005 bis 2015 ist die Zahl der Sozialversicherungsbeschäftigten in Bremerhaven überproportional um mehr als 20 % gestiegen. Heute sind über 50.000 Menschen in Bremerhaven beschäftigt. Vor 10 Jahren waren es rund 40.000. Von diesen Beschäftigten pendeln rund 50 % aus dem niedersächsischen Umland und Bremen ein, was bei der Steuererhebung am Wohnort für Bremerhaven außerordentlich negative Konsequenzen hat. An diesem Thema muss bundesweit dringend gearbeitet werden, sonst bluten die Arbeitspatz schaffenden Oberzentren aus. Aber auch wir können uns noch stärker dafür einsetzen, dass die Menschen sich nicht nur bei der Wahl des Arbeits-, sondern auch des Wohnortes für Bremerhaven entscheiden. Dazu bedarf es der Sanierung von interessanten Immobilien in Altstadtlage (manche nennen das noch Lehe!), also die attraktive Quartiersentwicklung, die Ausweisung von Neubaugebieten und die Verbesserung des Wohnumfeldes. Allein diese Themen wären abendfüllend, sprengen aber den heutigen Rahmen. Ergänzt muss dieses Engagement werden um eine Sicherung unseres sehr hochwertigen Kultur- und Freizeitangebotes auf dem jetzigen Niveau.
  • Wir haben gemeinsam mit Bremen seit dem von mir als Ausgangspunkt genannten Jahr 1990 für Bremerhaven viel erreicht. Die Stadt wächst wieder, es sind viele neue Arbeitsplätze entstanden, die Wirtschaftsstruktur wurde diversifiziert oder – um es einfacher auszudrücken: Wir sind mittlerweile breiter aufgestellt. Der Anteil der Beschäftigten mit akademischer Ausbildung ist im Bundesvergleich weit überproportional gestiegen, was sowohl mit dem Wachstum der wissenschaftlichen Einrichtungen als auch der Ansiedlung von wissensbasierten Unternehmen und Branchen zu tun hat. Wir dürfen in unseren Anstrengungen nicht nachlassen, konsequent auf diesem positiven Weg zu bleiben und das weitere Wachstum der Stadt und unsere Wirtschaft zu ermöglichen. Und dabei dürfen wir nicht vergessen, diese positive Entwicklung und dieses sich ändernde Image Bremerhavens auch nach draußen zu kommunizieren. Ein wichtiger Indikator für den erfolgreichen Weg, auf dem wir uns jetzt befinden, zeigt sich an einer bemerkenswerten Tatsache: Für Investitionen in Elemente der Havenwelten mussten private Investoren mit hohen staatlichem Engagement gelockt werden. (Worunter die öffentlichen Haushalte heute ächzen!) Heute gibt es eine ganze Reihe privater Investoren, um in unserer Stadt zu investieren. Dass das so ist, liegt nicht nur daran, dass auf dem Kapitalmarkt bei begrenztem Risiko nur eine schmale Rendite zu erwirtschaften ist, sondern es liegt auch daran, dass Investoren langfristig auch an eine gute Zukunft Bremerhavens nicht nur glauben, sondern echte Indizien dafür erkennen.
  • Mit der Entwicklung im Bereich der Havenwelten wurde der Grundstein gelegt für Bremerhavens Attraktivität Bremerhavens als touristisches Ziel. Gleichermaßen bilden sie den Auftakt für eine moderne und zeitgemäße Wohnbebauung am Wasser, dem Neuen Hafen. Die Verzahnung mit der gewachsenen Stadt wird im Entwicklungsgebiet Rudloffstraße, im neu zu entwickelnden Quartier am Kaiserhafen entstehen. Der Neubau eine B&B-Hotels auf dem Gelände der Alten Feuerwache wird nach einem gerade zu Ende gegangenen Architektenwettbewerb als private Investition zügig vorangehen. Die baurechtlichen Voraussetzungen wurden von unseren Ämtern zielgerecht geschaffen.
  • Bremerhaven wächst zusammen, das gilt insbesondere für die einzelnen, früher als eigene Gemeinwesen wahrgenommenen Stadtteile. Dieses Zusammenwachsen muss durch eine Verbesserung der Infrastruktur, das heißt durch das Schaffen von Verbindungen, unterstützt werden. Diese Aufgabe ist zu leisten im Rahmen der Erstellung des Geestesperrwerkes über die Geestemündung, um Bremerhaven auch an dieser Stelle für den notwendigen Hochwasserschutz für die nächsten 100 Jahre leistungsfähig aufzustellen. Ein solches Sperrwerk muss für Fußgänger und Radfahrer passierbar werden, um die Verbindung zwischen Havenwelten – Bremerhaven-Mitte – Geestemünde an der Wasserkante zu verbessern bzw. zu ermöglichen. Das Gleiche gilt für die Verbindung zwischen dem Schaufenster Fischereihafen und den Havenwelten. Hier kann die Querung der Geeste mittels des Sperrwerks auch der Wiederherstellung einer ehemals vorhandenen Brückenverbindung über den Werfthafen in Verlängerung der Straße Am Holzwerk dienen.
  • Die Havenwelten und die Innenstadt sind durch die Erleichterung von Ost-West-Passagen über die Columbusstraße und Barkhausenstraße zueinander zu führen. Das Gleiche gilt für die Verbindung zwischen dem Neuen Hafen/Kaiserhafen und Lehe über die Schleusenstraße und die Straße Am Gitter. Die Entwicklung des Quartiers am Kaiserhafen um die Rudloffstraße bietet dafür interessante Perspektiven, wodurch die Stadt auch in diesem Bereich näher ans Wasser gerückt wird.
  • In Geestemünde und im nördlichen Fischereihafen bietet sich die Chance, auf den dortigen Industriebrachen und rund um den Handelshafen und den Werfthafen neue urbane Gebiete zu entwickeln, in denen Wohnen und Arbeiten neue Perspektiven bieten und damit die Stadt auch hier näher ans Wasser zu rücken. Hierzu habe ich gerade eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um diesen Bereich planvoll und attraktiv zu entwickeln.
  • Ein weiterer Standortvorteil Bremerhavens ist die direkte Nachbarschaft zwischen einer Großstadt und einer sehr naturnahen Umgebung mit hoher Freizeitqualität. Durch die Geografie Bremerhaven ist über gute Ost-West-Beziehungen sehr schnell dieses Umland zu erreichen. Dadurch wird auch deutlich, dass Bremerhaven eine Großstadt ist, die für die Gesundheit und das Wohlfühlen gute Voraussetzungen bietet.

Für diesen eingeleiteten Wandel einer Neupositionierung der Stadt benötigt man nicht den einen Macher, sondern man benötigt ganz viele Mitmacher. Denn diese Neupositionierung ist eine Aufgabe, die wir nur gemeinsam und mit vereinten Kräften lösen können. Ich lade deshalb Sie alle, die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt ein, diesen Weg mitzugehen, teilzunehmen, die Stadtteile und die ganze Stadt zu entwickeln, teilzuhaben an der Gestaltung in ihrem Umfeld, an unserer Stadt. An unserer Stadt der maritimen Erlebnisse, der maritimen Wissenschaften, in der das Wasser das eigentlich identitätsstiftende Element ist. Damit sollten wir heute und in Zukunft wuchern, ganz nach dem Motto: Bremerhaven – Meer erleben

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