Feuerwehr und Hochschule unterstützen beim Aufbau eines Krisenstabes in Südamerika

Studenten der Hochschule Bremerhaven simulieren Katastrophenlage in Geestemünde

Als Anfang 2016 sintflutartige Regenfälle und unterirdische Erdbeben über das südbrasilianische Rolândia hereinbrachen, wurden die 60.000 Einwohner der von Bremern gegründeten Stadt im wahrsten Sinne des Wortes nass erwischt. Mehr als 9.000 Häuser und wichtige Teile der lebensnotwendigen Infrastruktur wurden zerstört. Hilfe kam damals aus Bremerhaven. Der Magistrat entsendete Bevölkerungsschutzexperten der Feuerwehr nach Brasilien. Im Rahmen der daraus entstandenen Kooperation fand nun ein einwöchiger Workshop an der Hochschule Bremerhaven statt, zu dem auch fünf Teilnehmer aus Brasilien angereist waren. Teil dieses Workshops war eine simulierte Krisensituation, die es zu meistern galt.

Im Lage- und Führungszentrum der Hochschule Bremerhaven rauchen die Köpfe. Die 8 Teilnehmer des Studienlehrgangs „Integrated Safety and Security Management“ - kurz ISSM - kämpfen als Mitarbeiter eines Imaginären Krisenstabs gegen eine Katastrophe in Geestemünde an. Dort brennt es in einem Umspannwerk und dieser Brand hat schwerwiegende Folgen. An verschiedenen Orten im ganzen Stadtteil bricht schlagartig der Strom weg. Was passiert, wenn ein Pflegeheim plötzlich keinen Strom mehr hat? Was, wenn es abends in einem Supermarkt zu einem Totalausfall kommt? Um diese Szenerien so unberechenbar wie wie möglich zu gestalten, werden sie von 7 anderen Teilnehmern des Studienkurses erdacht, die als „Gegenstab“ in einem Nachbarraum zusammensitzen. Die Abteilung „Chaos“ sozusagen. Der Druck im Krisenstab ist enorm und wächst sekündlich. Immerzu kommen neue Gefahrenlagen herein. Was ist wie wichtig? Was macht man zuerst, und wer muss wann und wie informiert werden? Genau mit dieser absolut realistischen Situation sehen sich die Erstsemester-Studenten konfrontiert.

Als wenn das alleine nicht schon ausreichend wäre, um einen schweren Tag zu haben, wird ihnen dabei auch noch ständig über die Schultern geguckt. Zum einen von echten Feuerwehrleuten aus Bremerhaven und Niedersachsen. Zum anderen von einer 5-köpfigen Delegation aus Brasilien. Die Südamerikaner passen sehr genau auf, denn sie sind gebrannte Kinder. Ihre Heimatstadt Rolândia wurde im Jahr 2016 zum Ort einer verheerenden Katastrophenlage. Starkregen und unterirdische Erdbeben zerstörten dabei große Teile der Stadt. Die komplette Infrastruktur brach zusammen. Hilfe kam seinerzeit aus Bremerhaven. Der Magistrat der Seestadt sendete, im Rahmen eines vom Bund finanzierten Entwicklungsprojektes, Bevölkerungsschutzexperten der Feuerwehr nach Brasilien. Die Bremerhavener Feuerwehrleute unterstützen seit dem, in der durch Erich Koch-Weser mitgegründeten Stadt, beim Aufbau von Strukturen des Katastrophenschutzes.

 „In Städten wie Rolândia gibt es keine Stäbe für Katastrophenfälle. Es gibt dort auch keine freiwillige Helferstruktur, wie beispielsweise das THW in Deutschland“, weiß der Chef der Bremerhavener Feuerwehr Jens Cordes zu berichten. „Solche Einsatzstäbe haben sich allerdings als extrem wertvoll erwiesen. Sie sind dafür da, dass eminent wichtige Entscheidungen sehr schnell getroffen werden können, die die Interessen aller beteiligten Stellen berücksichtigen“, so Cordes weiter. Zur Zusammenarbeit zwischen Bremerhaven und Rolândia gehört auch ein einwöchiger Workshop in der Seestadt. Teil dessen war die simulierte Notfallübung, bei der den Brasilianern die Abläufe von Stäben in Deutschland erläutert und praktisch vorgeführt wurden. Das Lage- und Führungszentrum der Hochschule ist für eine solche Übungssituation wie geschaffen. Es ist Teil der Kooperation zwischen Feuerwehr und Hochschule und dient in einem echten Ernstfall als voll funktionsfähig ausgerüstetes Ausfallzentrum.   Marco Butzkus