ExtraTour durch die Sonderausstellung: „Aufbruch in eine neue Zeit - Die 1960er Jahre in Bremerhaven“ im Historischen Museum Bremerhaven

Der Historiker Matthias Loeber führt bei der ExtraTour rund 30 Gäste durch sechs Themenräume. Durch die beeindruckenden Aufnahmen des Fotografen Johannes Fleck (1924 – 2003) nimmt Loeber sie mit auf eine spannende Zeitreise Bremerhavens in die 60er Jahre.

Damals herrschte Aufbruchsstimmung an der Wesermündung. Die wirtschaftliche Lage erschien glänzend und die Stadt wuchs auf fast 150.000 Einwohnern an. Mit dem Ausbau der Infrastruktur und der Errichtung neuer Ortsteile wurde Bremerhaven zu einer modernen Großstadt.

Zu Beginn der Führung werden Luftaufnahmen Bremerhavens gezeigt, die den Unterschied zwischen damals und heute sehr deutlich machen. Weiter geht es zum Themenraum: „Wandel zu einer Großstadt“. Anfang der 60er-Jahre wurde aufgrund der optimistischen Zukunftserwartung Bremerhavens der renommierte Architekt und Stadtplaner Professor Ernst May engagiert, um die Gesamtentwicklung der ehemaligen drei eigenständigen Städte Bremerhaven, Lehe und Geestemünde zu einer Großstadt zu planen. Der Bau der Neuen Geestebrücke, die nach der Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy in „Kennedybrücke“ umbenannt wurde sowie der Ausbau des Telefonnetzes gehörten zum Wandel zu einer Großstadt. Denn Anfang der 60er Jahre existierten in Bremerhaven und den Nachbargemeinden gerade mal 11.000 Telefonanschlüsse.

Die Ausstellung zeigt Szenen in Bremerhaven wie den traditionellen Deichspaziergang oder den Besuch des Weserstrandbads, das seinerzeit zu den beliebtesten Freizeiteinrichtungen gehörte. Aber auch das Thema Arbeit wird umfangreich durch die Fotos Flecks dargestellt. Vom Hafenarbeiter bis zur Gastarbeiterin aus Spanien bei Nordsee, IGLO oder Ocean hat er das Arbeitsleben in Bremerhaven portraitiert.

 

Ein weiterer Raum präsentiert das Thema „Streifzüge durch die Stadtteile Bremerhavens“. Jeder Stadtteil hatte damals sein eigenes Einkaufsviertel, wo sich die Menschen, ohne lange Wege zurückzulegen, versorgen konnten. Gegenüber den anderen Stadtteilen behielt Wulsdorf trotz Modernisierung seinen dörflichen Charakter.

Der Gegensatz von alt und neu, so zum Beispiel der Hirte mit seinen Schafen am Deich neben moderner Hochseefischerei, ist sehr präzise dargestellt. Der Fischereihafen wurde in dieser Zeit zu einem Zentrum der Lebensmittelindustrie umstrukturiert. Und auch der Überseehafen erlebte einen Aufschwung durch den Wechsel von Stückgut zum Container.

Zum Schluss der ExtraTour werden Gesichter der 1960er Jahre gezeigt, die Johannes Flecks Metier waren. Die Sammlung zeigt ein Frisurenmodell mit einer angesagten „Beehive“-Frisur, die diesen Namen erhielt, weil sie einem Bienenkorb ähnelte. Aber auch die Fischer und Löscher gehören zu den Gesichtern dieser Stadt, denn was wäre eine Seestadt ohne Hafenarbeiter?.

„Aufbruch in eine neue Zeit -Die 1960er Jahre in Bremerhaven“ ist eine gelungene Ausstellung, die die damalige Zeit widerspiegelt und ganz sicher einen Besuch wert ist. Die Sonderausstellung kann noch bis zum 29. Oktober im Historischen Museum Bremerhaven besucht werden. Anja Müdeking

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