Eliot Weinberger erhält Jeanette Schocken Preis 2022

Der Jeanette Schocken Preis, Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur 2022 wird am kommenden Sonntag, dem 8. Mai 2022 um 11.00 Uhr, dem US-amerikanischen Schriftsteller Eliot Weinberger verliehen.

Weinberger nimmt den mit 10 000 Euro dotierten Bürgerpreis im Rahmen eines Festaktes im Historischen Museum entgegen. Ebenfalls am Sonntag liest der Preisträger ab 19 Uhr aus seinem Buch „Neulich in Amerika“ im Pferdestall in der Gartenstraße. Er zeichnet darin die Präsidentschaften von George W. Bush und Donald Trump nach, in dem er laut Urteil der unabhängigen Jury den Zynismus der Herrschenden entlarvt und ein deprimierendes Sittenbild eines Teils der Vereinigten Staaten malt. Dabei, so die Jury, agiere der Autor ganz im Sinne der Aufklärung als agent provocateur für eine bessere Welt.

Der Schocken-Preis ist einzigartig in Deutschland. Die Preissumme wird nicht wie üblich von der Kommune, von Banken oder großen Wirtschaftsunternehmen aufgebracht, sondern allein durch Spenden Bremerhavener Bürgerinnen und Bürger. Er wird alle zwei Jahre in mahnender Erinnerung an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten und an das Schicksal all jener Verfolgten vergeben, für die Bremerhaven oftmals die letzte Station auf der Flucht ins Exil war.

Zur Begründung hat die Jury ausgeführt:

„Eliot Weinberger, 1949 in New York geboren, wo er auch heute lebt, ist Schriftsteller, Herausgeber, Übersetzer und vor allem ein begnadeter Essayist. Seine enzyklopädische Neugier weitet sich krakenarmig in auch ferne Orte und Zeiten, lässt ihn mal erzählen von Nashörnern oder der Mythologie der Steine, lässt ihn schreiben über chinesische Lyrik, Frösche oder mittelalterliche Heilige. Es sind oft entlegene Fundstücke, die er in seinen Texten ausbreitet, und die wir staunend lesen ob all des Wissens, ob der poetischen Eleganz und der assoziativen Erkenntnisse.

Er ist ein Ästhet, der Zerbrechlichkeit und Schönheit, der die Ungewissheit des Seins auch in ironisch gebrochene Sprache fasst.

‚Eine Art Zen-Meister der Essayistik‘, wie ihn ein Kritiker einmal genannt hat.

Doch zieht sich dieser Meister keineswegs in die Abgeschiedenheit der Weltferne zurück. Im Gegenteil – immer wieder wirft Weinberger sich mit Verve ganz im Sinne Zolas (‚meine Pflicht ist es zu sprechen, ich will nicht Komplize sein‘) ins Getümmel der aktuellen Politik und offenbart monströse Abgründe und moralische Korrosion in brillant komponierten und komprimierten Textmontagen von Zitaten und Fakten. In dem Band ‚Neulich in Amerika‘, in dem er den Weg der republikanischen Partei, ihrer Präsidenten und Repräsentanten, ihrer Einstellungen und Entscheidungen von Bush bis Trump nachzeichnet, entlarvt er den Zynismus der Herrschenden und zeigt die Fragilität der Demokratie. Malt ein deprimierendes Sittenbild eines Teils der Vereinigten Staaten.

Ganz im Sinne der Aufklärung agiert Weinberger in diesen Texten als agent provocateur für eine bessere Welt, als großer Warner vor dem Verlust von Freiheit und Menschenwürde.“

Die Jury zum Jeanette Schocken Preis, Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur: Dr. Gabriele von Arnim, Nico Bleutge, Dr. Helmut Böttiger, Dr. Kerstin Preiwuß und Dorothea Westphal.

Die bisherigen Preisträger:innen sind:

Irene Dische (1991), Hanna Krall (1993), Louis Begley (1995), Imre Kertész (1997), Tuvia Rübner (1999), Barbara Honigmann (2001), George Tabori (2003), Bei Dao (2005), Lizzie Doron (2007), Ursula Krechel (2009), Richard Sennett (2011) Péter Esterházy (2013), Gerhard Roth (2015), Aris Fioretos (2017) und Dzevad Karahasan (2019).

Pressekontakt:

Dorothee Starke, Leiterin des Kulturamtes Bremerhaven
 0471 590 2849
mail: dorothee.starke@magístrat.bremerhaven.de

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