Deutsches Auswandererhaus: „Kalliope-Preis für praxisnahe Migrationsforschung“ für Prof. Dr. Christoph A. Rass von der Universität Osnabrück

Migrationsforscher erhält 10.000 Euro-Auszeichnung am 18. November 2017 im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven

Bremerhaven, 03. November 2017  – Der Migrationsforscher Prof. Dr. Christoph A. Rass vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück erhält den diesjährigen „Kalliope-Preis für praxisnahe Migrationsforschung“. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre von der Stiftung Deutsches Auswandererhaus gemeinsam mit dem Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven vergeben. Die feierliche Preisverleihung findet am 18. November 2017 im Deutschen Auswandererhaus statt. Christoph A. Rass bekommt den Kalliope-Preis 2017 für ein von ihm entwickeltes Workshop-Format verliehen, das Familiengeschichte als Migrationsgeschichte betrachtet.

Das Projekt fördert das Wissen darüber, dass familiäre Migrationserfahrungen in Deutschland mehrheitlich geteilt werden und somit verbinden anstatt zu trennen. So haben nicht nur die Nachfahren der 12,5 Millionen deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen, sondern auch die der Ruhrpolen familiäre Erfahrungen, die sie mit den Nachfahren der „Gastarbeiter“ und mit den syrischen Flüchtlingen teilen können. „Die Workshop-Teilnehmer entdecken ihre eigene Familiengeschichte neu. Und so gelingt es Professor Rass mit seinem Projekt, eine Trennung zwischen ,uns, den Sesshaften’ und ,den anderen, den Migranten’ aufzuheben“, begründet Dr. Jörg Verstl, Vorstandsmitglied der Stiftung Deutsches Auswandererhaus, die Entscheidung der Jury. Dieser gehörten unter anderem auch Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, und Constantin Schreiber, Journalist, Autor und Sprecher der „Tagesschau“, an.

Christoph A. Rass freut sich über die Auszeichnung „und die damit verbundene Anerkennung unserer Arbeit“. Er verrät: „Unser Trick ist einfach. Wir suchen die Lebensorte der direkten Vorfahren über vier Generationen und stellen diese auf Karten dar. Plötzlich wird deutlich, alle Familien sind in einem Zeitraum von einhundert Jahren über kleinere oder größere Distanzen in Bewegung. Und es wird auch klar, dass Motive für Migration – also Flucht vor Gewalt, die Suche nach einem besseren Leben oder nach besseren Bildungsmöglichkeiten oder sogar Migration aus Liebe – immer wirken und sich in vielen Familiengeschichten aufzeigen lassen.“

Durch das Kooperationsprojekt, das im Zuge des Kalliope-Preises 2017 zwischen dem IMIS und dem Deutschen Auswandererhaus durchgeführt wird, soll der primär für Schulklassen konzipierte Workshop als museumspädagogisches Konzept etabliert werden. „Wir wollen unseren Besuchern zukünftig noch mehr ermöglichen, Heimat neu zu denken: nicht nur als etwas, das durch Herkunftsorte, sondern auch durch gemeinsame Erfahrungen und Geschichten geprägt wird. Insofern arbeiten wir stets an einer Erzählform, die es uns als Migrationsmuseum ermöglicht, eine Verbindung zwischen ,den Einheimischen’ und ,den Fremden’ zu etablieren. Das Projekt des Preisträgers unterstützt dieses Vorhaben auf einzigartige Weise und ergänzt das Angebot, das wir unter dem Motto ,Angst in Neugierde verwandeln’ in unserem Studio Migration etabliert haben“, sagt die Direktorin des Deutschen Auswandererhauses Dr. Simone Eick.

Mit dem Kalliope-Preis für praxisnahe Migrationsforschung fördert die Stiftung Deutsches Auswandererhaus wissenschaftliche Arbeiten und Universitätsprojekte, deren Forschungsergebnisse Kultur- und Bildungseinrichtungen helfen, Migration weitsichtig, nachhaltig und global zu vermitteln – so, wie es auch dem Konzept des Deutschen Auswandererhauses entspricht, das als erlebnisorientiertes Migrationsmuseum 300 Jahre deutscher Auswanderungsgeschichte und europäischer Einwanderungsgeschichte anhand von realen Familienbiographien und über einen Zeitraum von mehreren Generationen präsentiert. Gestiftet wurde der Kalliope-Preis von Dr. Joachim Ditzen-Blanke, dem Herausgeber der Nordsee-Zeitung und langjährigen, großzügigen Unterstützer des Deutschen Auswandererhauses.

Professor Christoph A. Rass studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Neueste Geschichte und Informationswissenschaft an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. 2001 folgte die Promotion, 2008 die Habilitation an der RWTH Aachen, wo er von 1996 bis 2011 als Mitarbeiter des LuF Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften tätig war. Nach der Verwaltung der Professur für Neueste Geschichte an der Universität Osnabrück von 2011 bis 2015 hat Christoph Rass seit 2015 die Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung an der Universität Osnabrück inne und ist Mitglied des dortigen Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS). Der inhaltliche Schwerpunkt des interdisziplinär aufgestellten Instituts liegt auf der Erforschung von Migration und interkulturellen Fragestellungen.

Durch die Preisverleihung am Samstag, 18.11.2017, führt TV-Journalist Markus Brock, der unter anderem die Sendung „Museums-Check“ auf 3sat moderiert. Musikalische Begleitung erhält die Feier durch die Echo-Preisträgerin Asya Fateyeva (Echo Klassik Award „Nachwuchskünstlerin des Jahres 2016“) und die Pianistin Valeriya Myrosh.

Jury Kalliope-Preis 2017:

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Parzinger  >  Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin
Constantin Schreiber
 >  Journalist, Autor und Sprecher der „Tagesschau“
Dr. Jörg Verstl
 >  Mitglied des Vorstands der Stiftung Deutsches Auswandererhaus, Bremerhaven
Matthias Ditzen-Blanke
 >  Stiftungsratsvorsitzender Stiftung Deutsches Auswandererhaus, Bremerhaven
Dr. Simone Eick
 >  Direktorin, Deutsches Auswandererhaus, Bremerhaven

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