Bremerhaven bringt Goethequartier weiter voran

Das Goethequartier in Bremerhaven ist mit seinen 500 Gebäuden aus der Gründerzeit einzigartig und hat aus Sicht der Stadt viel Potential.

Die Stadt ist auf vielen Ebenen bemüht, das Quartier aufzuwerten. Die neuesten Pläne wurden jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Anders als viele andere Teile der Stadt wurden die Altbauten im Bremerhavener Goethequartier nicht im zweiten Weltkrieg zerstört. „Dieses architektonisch wertvolle Gebiet wollen wir deshalb erhalten und aufwerten“, erklärte Carolin Kountchev, Leiterin des Stadtplanungsamtes Bremerhaven am Montag beim Rundgang durch das Quartier. Nachdem in der Vergangenheit die Häuser durch private Eigentümer gekauft und nicht gut gepflegt wurden, verfügt die Stadt seit 2009 über das Vorkaufsortsgesetz, über das bereits einige der Gebäude erworben wurden. „Wir treffen dann mit den neuen Eigentümern Sanierungsvereinbarungen“, erklärte Kountchev das Prozedere. Aktuelles Beispiel dafür sind die Häuser an der Goethestraße 32 und 34, die aktuell von der Vereinigten Siedlungsgesellschaft aufwendig saniert werden. „Ins Erdgeschoss soll dort – wie früher auch schon einmal – eine Bäckerei mit Café entstehen“, so Kountchev. Eine Öffnung der Erdgeschosse für Gastronomie, Handel und Dienstleistungen sei eine der zentralen Ideen, um das Goethequartier zukunftsfähig zu machen. „Wir wollen dem Problem, dass viele der Altbauten zu Spekulationsobjekten werden, Herr werden“, betonte Bürgermeister Torsten Neuhoff, Dezernent für das Stadtplanungsamt. Hilfreich sei, dass Bremerhaven seit November 2022 zusätzlich Landesmittel zur Städtebauförderung erhalte und nur noch ein Drittel der Kosten für die Sanierung von Altbauten selbst tragen müsse. „Außerdem nutzen wir die Möglichkeit, durch den Paragrafen „Sicherung von Altbauten“, 45 Prozent Bundesmittel erhalten zu können“, so Neuhoff.

Sieghard Lückehe, Geschäftsführer der Stäwog zeigte beim Rundgang durch das Quartier, die Projekte, die durch die Stäwog bereits realisiert wurden – vom Wohnhaus in der Goethestraße 43, über das Künstler- und Kreativhaus in der Goethestraße 45, das Studierendenhaus in der Heinrichstraße 30, bis zum Ausbauhaus „Das Louis“ in der Uhlandstraße 25. Insgesamt hat die Stäwog bisher rund zehn Millionen Euro in die Aufwertung des Quartiers investiert. Mit Erfolg, denn inzwischen sind auch andere Investoren im Viertel aktiv. Die historischen Gründerzeithäuser seien in Bremerhaven zu einem deutlich günstigeren Preis zu haben, als in anderen Großstädten, in denen Stadtviertel wie diese als Sanierungsobjekte heiß begehrt seien. Neben dem Investor Rolf Thörner, der bereits mehrere Mehrfamilienhäuser saniert hat, sind auch weitere Privatinvestoren im Viertel aktiv, wie etwa Mario Dokoza.

Das Engagement von Dokoza in der Lutherstraße 38 bis 34a ist beispielhaft für die Zusammenarbeit zwischen Stadt und privaten Investoren. „Die Lutherstraße 38 war eine Problemimmobilie, von der schon die Dachziegel herabfielen und die eine entsprechende Gefahr darstellte“, erklärte Alexander Schulz vom Bauordnungsamt. Der Stadt sei es gelungen, die Eigentümer ausfindig zu machen und von einem Verkauf zu überzeugen, Mario Dokoza war bereit, zu investieren. „Hier entstehen 34 neue Dreizimmerwohnungen, alle sind kernsarniert und rund 70 Quadratmeter groß“, erklärt der Investor. In etwa drei Monaten sollen die Wohnungen auf dem Markt sein.

Und auch die Stäwog ist weiter im Viertel aktiv: An der Ecke Goethestraße/Eupener Straße will sie die „grünen Häuser“ – die seit zehn Jahren leer stehen, sanieren und daraus ein Quartiersbildungszentrum machen. „Im Erdgeschoss wird eine Krippe untergebracht, außerdem sollen hier Familienhebammen Räume bekommen, ebenso wie eine Familienschule, Dienstleister und der Kontaktpolizist“, erklärt Sieghard Lückehe die Pläne, die erst in der vergangenen Woche der Politik vorgestellt wurden. „Das Quartiersbildungszentrum soll als zentraler Anlaufpunkt für Familien im Quartier dienen und ist ein weiterer Schritt in Richtung eines lebendigen, lebenswerten Viertels“, begrüßt Oberbürgermeister Melf Grantz, Aufsichtsratsvorsitzender der Stäwog das Vorhaben.

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