Auch nach 20 Jahren immer frisch: Der Hafenbus feiert Jubiläum

Deutschlandweit einmalige Tour in die faszinierende Welt eines Welthafens

Gewaltig und beeindruckend ist sie, die Welt der Bremerhavener Überseehäfen. Containerschiffe, im Bremerhavensprech liebevoll „Dicke Pötte“ genannt, unzählige Container und ein Hafengelände, dessen Wasserkante mit rund fünf Kilometern am Stück die längste Stromkaje in ganz Europa aufweist. Auch bei der Größe der zusammenhängenden Containerfläche liegt Bremerhaven auf Platz eins. Schiffe sind täglich zu sehen, darunter auch die größten Warentransporter der Welt. Dieses quicklebendige Wirtschaftsleben ist Ziel einer besonderen Rundfahrt, die im Normalfall rund ums Jahr mindestens einmal täglich von der Erlebnis Bremerhaven GmbH angeboten wird. Seit April 2001 rollt der „HafenBus“ und feiert damit in diesem Monat seinen 20. Geburtstag. „Wir sind den Terminalbetreibern bis heute sehr dankbar, dass wir den exklusiven Zugang auf die Kajen bekommen haben und damit Bremerhavens Welthäfen auf eine deutschlandweit einmalige Weise vorstellen können“, freut sich Dr. Ralf Meyer als Geschäftsführer der Bremerhavener Tourismusgesellschaft Erlebnis Bremerhaven GmbH anlässlich des Jubiläums.

Es war der langjährige Bremerhaven-Werber und Tourismuschef Hennig Goes, der Anfang der 2000er auf die Idee kam, einen in Berlin aus dem Dienst gestellten Linienbus zu nutzen, um Gäste durch den Hafen – und die Stadt – fahren zu lassen. Vorherige Versuche privater Firmen wurden schnell wieder eingestellt. Doch für den Seestadttourismus entpuppte sich der Hafenbus als Erfolgsmodell. Das ist er bis heute geblieben. Rund 30.000 Menschen besteigen jährlich den auffällig gelben Doppeldeckerbus, um sich von kundigen Gästeführer:innen live über das aktuelle Hafengeschehen aufschlauen zu lassen.

Die Live-Kommentare an Bord sind es, die diese Rundfahrt neben dem exklusiven Zugang in die „verbotene Stadt“ und der damit möglichen Nähe zu den faszinierenden Vorgängen auf den Kajen zu einem ganz besonderen Erlebnis machen. Und das nicht nur für die Gäste: „Als Gästeführerin ist es auch nach der hundertsten Tour mit dem Hafenbus immer wieder aufregend“, sagt Gisela Fischer, die mittlerweile 600 Mal das Mikrofon für ihre Ausführungen in die Hand genommen hat.

Da sich im Laufe der Jahre die Routen verändert und sich tagtäglich neue Gegebenheiten ergeben, wird es selbst den Gästeführer:innen nie langweilig. So müssen die unterschiedlichen Schiffsprojekte in den Trockendocks der Lloyd-Werft erklärt werden, wurde vorübergehend ein kleiner Abstecher zu den Tripoden auf der ABC-Halbinsel unternommen oder bei den Turmsegmenten und Rotorblättern der Offshore-Windanlagen auf der Kaje ein Besuch unternommen. Auch die immer größer werdenden Container-, Autoschiffe und Kreuzfahrtliner haben die Gästeführer:innen für ihre Zuhörer:innen an Bord informativ begleitet.

Davon und vom besonderen Hafenerlebnis insgesamt sind nicht nur Tourist:innen beeindruckt, sondern auch die Bremerhavener:innen selber fahren gern mit dem Doppeldecker. Hafen heißt Veränderung und dass die Gästeführer:innen genau wissen was los ist, gehört zu deren Qualitätsanspruch und löst bei den Zuhörenden immer wieder Applaus aus. Der ist auch verdient, denn das Anzapfen der Kontakte in die Hafenwirtschaft aber auch die intensive Sichtung von Internetseiten wie Marine Traffic gehören zur guten Vorbereitung einer Tour. 13 Gästeführer:innen sind derzeit auf dem Hafenbus einsetzbar, eine intensive Schulung und Prüfung gehört zum Standard. Neben Deutsch gibt es die Rundfahrten im Chartergeschäft auch auf Wunsch in Englisch, Spanisch oder Französisch.

Zusätzlich zur planmäßigen Rundtour werden bis heute auch Charterfahrten mit dem Doppeldecker – der einige Jahre auch als Cabriolet fuhr – angeboten. Das wird gern von Schulklassen genutzt, eine besondere Herausforderung für die Gästeführer:innen. Dagmar Riepenhusen, die vor ihrer 1000. Hafenbus-Tour steht, schmunzelt bei der Erinnerung an das Wissen der Kinder: „Wenn ich gefragt habe, welcher Fluss vor dem Deich fließt war das gern auch mal der Rhein“. Doch die Ausführungen kommen trotz aufgeregter Unruhe im Bus bei den Kindern an, wie das abschließende Quiz „Schüler gegen Lehrer“ zeigt: Es gewinnen nicht selten die Schüler:innen.

Doch momentan besteigen weder Schulklassen noch Bremerhavener:innen oder Tourist:innen den rollenden Stadtführer. Seit dem 1. November 2020 steht der Doppeldecker im Depot und wartet auf die nächste Rundfahrt. „So lange stand der Hafenbus in den letzten 20 Jahren nicht still - wir warten ungeduldig darauf, unser Schmuckstück bald wieder auf die Kaje bringen zu können“, hofft Dr. Ralf Meyer.

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