Heute vor 100 Jahren: Handels-U-Boot Deutschland erstmals in Bremerhaven

Während des 1. Weltkrieges konnte das Deutsche Reich - bedingt durch die britische Seeblockade - keinen Überseehandel betreiben, um strategisch wichtige Rohstoffe ins Land zu bekommen. Also ließen einige findige Geschäftspartner das Handels-U-Boot „Deutschland“ bauen. Die „Deutschland“ war das erste U-Boot, das den Atlantik durchquerte und wirtschaftlich gesehen eine große, wenn auch kurze Erfolgsstory. Am 24. August 1916 – heute vor 100 Jahren - lief das Handels-U-Boot „Deutschland“ zum ersten Mal Bremerhaven an.

Die erste Reise des Handels-U-Bootes führte von Wilhelmshaven aus über Baltimore (USA) und Helgoland nach Bremerhaven und Bremen. Auf dieser Reise legte das Boot 8450 Seemeilen zurück – 190 davon unter Wasser. Allein für den Trip über den Atlantik brauchte die „Deutschland“, die eine Höchstgeschwindigkeit von 10 Knoten (19 Km/h) schaffte, jeweils mehr als drei Wochen. Die gesamte Reise dauerte sogar 73 Tage und brachte dem betreibenden Unternehmen einen Reingewinn von mehr als 18 Millionen Mark. Das entsprach mehr als dem 4-fachen Baupreis des Schiffes. Die zweite Reise, die am 10. Oktober 1916 in Bremen startete und am 10. Dezember 1916 in Bremerhaven endete, war zugleich auch die letzte Fahrt als Handels-U-Boot. Die für Januar 1917 geplante 3. Fahrt des Schiffes wurde durch den Kriegseintritt Amerikas gestrichen. Das U-Boot wurde im Februar 1917 als U-Kreuzer an die Marine übergeben und in U-155 umbenannt. Mit Ende des 1. Weltkrieges wurde das U-Boot an Großbritannien übergeben. 1922 - nach nur knapp sechs Jahren Dienstzeit wurde die Deutschland im nordenglischen Morecambe verschrottet.

Das 65 Meter lange und 800PS starke Handels-U-Boot „Deutschland“ war ein Gemeinschaftsprojekt des Bremer Großkaufmanns Alfred Lohmann, der Reederei Norddeutscher Lloyd (NDL) und der Deutschen Bank. Die drei Akteure ließen das U-Boot für vier Millionen Mark bauen. Die Bauzeit betrug nur etwas mehr als vier Monate. Das U-Boot hatte einen Aktionsradius von 12.000 Seemeilen. Die Höchstgeschwindigkeit auf dem Wasser betrug 10 Knoten (19 Km/h), unter Wasser nur 5,2 Knoten (10 Km/h). Das Schiff konnte bis zu 50 Meter tief tauchen und hatte eine maximale Tauchzeit von 50 bis 80 Stunden. Kapitän der „Deutschland“ war Paul Lebrecht König, der später Kapitän des legendären NDL-Liners „Columbus“ wurde. Marco Butzkus