Mitreißendes Musical: Bram Stokers Dracula im Stadttheater Bremerhaven

Bram Stokers Dracula ist vermutlich der berühmteste Vampir der Literaturgeschichte. Es gibt wohl kaum jemanden, der die Geschichte des gruseligen Blutsaugers aus Transsilvanien nicht kennt. Das Buch wurde mehr als zwei Dutzend Mal verfilmt und hat es als Musical sogar bis auf Theaterbühnen geschafft. Eine dieser Bühnen steht derzeit in Bremerhaven. Hier wird die Geschichte um den dunklen Grafen in modernen Tönen aufgeführt. Eine spannende Inszenierung, denn Liebe, Tod und Leidenschaft sind wahrhaft zeitlos.

Der erste Eindruck sorgt zugegebenermaßen für erstaunte Blicke. Das dreidimensionale und sich drehende Bühnenbild wirkt zunächst arg futuristisch. Doch was das Auge zunächst etwas anstrengt, offenbart unmittelbar weiter seine Genialität. Durch die offene Gestaltung der Räume und die Rotation des Gesamten ist es nämlich möglich, verschiedene Orte in der gleichen Spielszene darzustellen. Auch die Möglichkeit des fließenden Szenenwechsels bietet sich an. Die Schauspieler laufen von einem Szenenbild ins Nächste – die Bühne dreht sich ihnen dabei einfach entgegen. Ohne von der Geschichte zuviel preiszugeben kann man sagen, dass Graf Dracula in der Moderne ein atmosphärisch dichtes Abenteuer bleibt. Stokers Mär vom unheilvoll verliebten Blutsauger ist auch im London der Gegenwart in einem genügenden Maße unheimlich und faszinierend. Daran ändert sich auch nichts, wenn die Akteure plötzlich dazu in der Lage sind, ihre Einsamkeit mit Mobiltelefonen zu durchbrechen.

Unnötig extra zu erwähnen, dass die Musik das tragende Element des Musicals ist. Dem philharmonischen Orchester Bremerhaven gelingt es vom ersten Ton an, einen Bogen zwischen den musikalischen Welten des 19. und des 21.Jahrhunderts zu spannen. Das Instrumentarium und der Opernchor des Stadttheaters geben sich wuchtig und kraftvoll. Zusammen bildet sich ein perfektes Gerüst für die stimmlich sehr überzeugenden Schauspieler. Allen voran Christian Alexander Müller, der in der Titelrolle als Graf Dracula den Beweis antritt, dass er zu den derzeit besten deutschsprachigen Musicaldarstellern zählt.

Bei der Wahl der Stilmittel verliert die Bremerhavener Dracula-Version allerdings ab und an etwas an Gleichgewicht. Etwa wenn aus der Musikanlage im Londoner Loft Heavy-Metall Musik ertönt. An der einen oder anderer Stelle wäre etwas weniger sicherlich etwas mehr gewesen. Man verzeiht diese kleinen Ausreißer jedoch gerne, weil das Gesamtbild stimmt. Das Bremerhavener Publikum quittiert das mit regelmäßigem Szenenapplaus und Standing-Ovations am Ende. Marco Butzkus

Dracula

Musical von Frank Wildhorn
Stadttheater Bremerhaven / Großes Haus

Weitere Spieltermine:
27.01.
17.02.
03.03.
15.06.