Mahnmal Gespensterschiff

Bei dem sogenannten „Gespensterschiff" handelt es sich um ein ehemaliges Minensuchboot, gebaut in den Jahren 1918/1919 auf der Seebeck-Werft.

Wegen zahlreicher Mängel wurde es bereits 1928 wieder ausgemustert und 1930 an die Firma Mützelfeldt in Cuxhaven verkauft. Von dort erwarb es im Mai 1933 die Marine-SA in Bremerhaven. Nach der Überführung des Schiffes nach Bremerhaven im Juni befand sich sein Liegeplatz zuerst im Neuen, ab Juli 1933 dann im Alten Hafen. Die Marine-SA nutzte das Boot als spezielles Verhörschiff.

Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 wurden auch an der Unterweser, wie überall sonst in Deutschland, von der SA sogenannte Rollkommandos gebildet. Diese hatten die Aufgabe, die politische Polizei, die spätere Gestapo, bei der Verfolgung politischer Gegner zu unterstützen. Die SA-Trupps bekamen ihre Opfer, zumeist Kommunisten und Sozialdemokraten, von der Polizei zur „Vernehmung" überwiesen, wenn sie nicht die gewünschten Aussagen gemacht hatten. Da die SA als Hilfspolizei auch staatliche Funktionen besaß, schritten die Rollkommandos auch selbständig zur Tat. Sie trieben sich marodierend in den Straßen herum und verhafteten willkürlich die ihnen bekannten Regime-Gegner.

Das etwas abseits im Hafen liegende Minensuchboot war aus SA-Sicht ein besonders günstiger Ort, ihre Gegner ohne großes öffentliches Aufsehen quälen zu können. Die „Vernehmungen" bestanden aus brutalsten Folterungen, um die Opfer zu Geständnissen über angeblich begangene Verbrechen zu zwingen. Die Wehrlosen wurden mit Gummiknüppeln, Stahlruten, Nagelstöcken und bloßen Fäusten bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen. Nach Übergießen mit eiskaltem Hafenwasser ging die Tortur dann von vorne los. Um die Schreie der Gequälten zu unterdrücken, wurden ihnen Kissen vor das Gesicht gepresst. Aufgrund dieser furchtbaren Misshandlungen bekam das Schiff im Bremerhavener Volksmund bald den Namen „Gespensterschiff".

Im Oktober 1933 hörten die Folterungen dann allmählich auf. Politische Feinde wurden nun in die großen Konzentrationslager wie Neuengamme, Sachsenhausen oder Dachau deportiert. Wie viele Menschen auf das „Gespensterschiff" verschleppt worden sind, steht nicht einwandfrei fest. Ihre Zahl dürfte aber in die Hunderte gehen. Unklar ist auch der weitere Verbleib des Schiffes. Es soll schließlich im Oktober 1944 abgewrackt worden sein.

Fünfzehn Jahre nach den Misshandlungen, im Oktober 1948, kam es vor dem Amtsgericht Bremerhaven zum sogenannten „Gespensterschiff-Prozeß". Die elf angeklagten SA-Männer wurden zu Freiheitsstrafen von einem Jahr Gefängnis bis zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.

Zum Gedenken an die Opfer wurde an der Klappbrücke zwischen Altem und Neuem Hafen eine Mahntafel angebracht. Die im Mai 1991 eingeweihte Tafel trägt den Text: „Im Alten und Neuen Hafen lag im Jahre 1933 das „Gespensterschiff". Auf diesem Schiff wurden Menschen wegen ihrer politischen Überzeugung von der SA geschlagen und gefoltert." (Quelle: Stadtarchiv Bremerhaven)

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