34 Grad Celsius : Die Sonne am heißesten Tag des Jahres Stargast in der blauen Stadt am Meer

Die Tops werden knapper, Röcke und Shorts kürzer. Wenn der Deutsche Wetterdienst dann auch noch Rekordprognosen abgibt, können wir ganz sicher sein, dass der Sommer uns flinken Fußes eingeholt hat. Wir haben uns in Bremerhaven in den Naherholungsgebieten umgeschaut, um zu sehen, wie der Küstenmensch mit so strahlenden Geschenken wie dem Sonnenschein umgeht.

8 Uhr, Wetterstation Bremerhaven:
Herr Hesse wirkt entspannt, warm wird es heute werden, im Binnenland auch über 30 Grad. Da ist er sich sicher, für genauere Prognosen verweist er mich an die Wettermeldezentrale in Hamburg. Frau Rosenhagen dort wird schon konkreter: 34 Grad sollen es in Bremerhaven werden, heißester Tag dieses Jahres. Am 23. Juli waren es 30,6 Grad, die gilt es zu schlagen - ganz sicher, sagt sie. Die höchste Temperatur, die seit 1949 im Bremerhaven gemessen wurde, erreichte übrigens 35,8 Grad, am 9. August 1992 war das.

Auf dem Weg zum Strandbad, meiner ersten Station, fällt mir auf, dass nur noch jedes dritte Nummernschild aus Bremerhaven kommt. Bonn, Hannover, Brake, Rotenburg/Wümme, Saarbrücken, Unna - und das, obwohl die Ferienzeit längst vorbei ist. Bremerhaven kommt mächtig voran, denke ich mir und drehe das Autoradio lauter. „Walkin‘ on Sunshine" läuft wie bestellt - alles ist gut.

11 Uhr, Weserstrandbad:
Strahlender Sonnenschein, azurblauer Himmel und noch sehr überschaubare Besucherzahlen, die meisten Strandkörbe sind allerdings schon belegt. Einzelne Sonnenhungrige waten verstohlen durchs kühle Wesernass. Nach und nach trudeln mehr und mehr Besucher ein, das Strandleben gewinnt an Bewegung. Zwischen 400 und 500 erwartet Strandmeister Axel Kasper heute hier. Bis zu 10 Kilo pro Saison nimmt er ab, wenn er täglich in der Sonne den Strand auf und ab läuft, um alles im Griff zu haben. Donnerstags gibt's abends noch eine Grillfete im Weserbad, da kommen an guten Tagen nochmal 200 Leute dazu, sagt er.
Ab 16 Uhr geht's richtig zur Sache, dann kommen Familien mit ihren Kindern, die das Strandbad lieben. Zu Ihnen gehört auch die dreijährige Alina Bauschke, die mit ihrer Großmutter Rena extra aus Seefeld von der anderen Weserseite gekommen ist -Wasser, Sand und Sonnenschein, nirgendwo in Bremerhaven ist der Honig so süß wie am Weserstrandbad.

Saskia und Kim, beide 17, aus Bremerhaven sind heute zum ersten Mal im Strandbad, sie finden die gute Erreichbarkeit mit dem Bus, die Ruhe und vor allem die humanen Preise sehr attraktiv, 1,50 Euro pro Person und den Strandkorb für den ganzen Tag für 5 Euro dazu - da gibt's nix zu meckern.

Ein Stück weiter liegt gleich ein ganzer Klassenverband des Schulzentrums für Gesundheit und Soziales aus Bremen Walle am Strand. Schüler wie Lehrer haben sich spontan für den Ausflug nach Bremerhaven entschieden, um das Kennenlernen am Anfang des Schuljahres zu fördern. Bremerhaven und der Strand gefällt ihnen wirklich sehr gut, und im Gegensatz zu Cuxhaven spart man hier sogar noch die Kurtaxe. Bedauerlich finden sie nur, dass man leider nicht baden darf.

12 Uhr, Freibad Grünhöfe:
Temperaturen im Schwimmerbecken 24,5 Grad, im Nichtschwimmerbecken 23 Grad. Sehr freundlich und hilfsbereit empfängt mich Frau Dagligil an der Kasse, rund 400 Gäste sind schon drin, über 1000 werden heute erwartet. Vieles wurde in diesem Jahr neu gemacht im Freibad Grünhöfe: die Pflasterung, der Drei-Meter-Turm, ein zweiter Grillplatz. In den Sommerferien waren schon bis zu 1900 Personen im Freibad, berichtet Schwimmmeister Christian Schulz stolz. Die Gäste sind genauso begeistert: Vor allem Schulklassen und Eltern mit ihren Kinder tummeln sich hier.

Linda, Geyan, Jacqueline, Laurence, Sercan, Majed (alle 13) und Yasin (12) sind heute mit der Schule hier, gehen aber gerne regelmäßig ins Freibad nach Grünhöfe. Denn es gefällt ihnen sehr gut hier, vor allem die Rutsche und der große Sprungturm. Tischtennis, Beachvolleyball, Wasserrutschen, Kiosk und schattige Baumhaine - alles, was das Herz begehrt, wird im Freibad geboten. 2,70 Euro für Erwachsene, 1,70 Euro für Kinder, ab 17 Uhr gibt's Sonderpreise in der „Happy Hour". Geöffnet täglich von 11 bis 19 Uhr, im Sommer auch schon mal länger, wenn das Wetter sehr gut und alles genehmigt ist, lacht Frau Dagligil und zwinkert mit dem Auge.

13 Uhr, Erholungspark Spadener See:
Kassierer und Strandaufsicht Bernd, den man wohl gut und gerne als Institution bezeichnen kann, lächelt freundlich und hat für jeden seiner Gäste einen kleinen Spruch parat, alles wirkt nett und familiär. Von 11 bis 20 Uhr ist der Zugang zum See geöffnet, Erwachsene zahlen 2 Euro Eintritt, Kinder 1 Euro, dafür wird die Anlage gepflegt. Es gibt eine Badeaufsicht und sanitäre Anlagen, bei den Damen mit Rosenduft, wie Bernd spontan einwirft. Der See wird inzwischen sehr gut angenommen, 250 Gäste sind jetzt schon hier, ca. 900 werden es wohl heute, so wie an guten Tagen. Nicht mehr so überlaufen wie früher, dafür um einiges erholsamer ist es hier geworden. Das findet auch Familie von Öhsen aus Diepholz, die den See nach über 20 Jahren wieder entdeckt haben und nun ab und an sehr gerne herkommen.

Hüseyin (36) ist ebenfalls nach 15 Jahren wieder hier, er hat keine Probleme mit dem Eintrittspreis. Sehr angenehm findet er auch, dass hier jetzt alles so schön sauber und gepflegt ist. Er ist der Ansicht, dass die Besucher auch viel verantwortungsvoller geworden sind. Sie nehmen ihre Zigarettenkippen und den Müll wieder mit, man lernt halt mit der Zeit dazu, lächelt er. Zusammen mit seinen Freunden Yasin und Romy genießt er die Ruhe. Die molligen Temperaturen und das kühle Wasser -so lässt es sich aushalten.

Familie Mittermair aus Linz in Österreich hatte heute sicherlich die kürzeste Anreise, nämlich vom gegenüberliegenden Campingplatz. Sie sind extra nach Bremerhaven gekommen, um das neue Klimahaus zu besuchen, und werden einige Tage auf dem Campingplatz bleiben. Der wurde im Campingführer sehr gut bewertet, und die Mittermairs können dieses Urteil nur bestätigen. Der Badesee gefällt der ganzen Familie sehr gut, sehr idyllisch, gepflegt und ruhig, und das Schönste ist - er liegt direkt vor der Tür.

Auf dem Weg zurück zum Ausgang inspiziere ich noch kurz die sanitären Anlagen und bin begeistert, kein Vergleich zu früher, und der sonst so übliche Duft schlägt einem nicht entgegen. Vielleicht ist ja doch was dran an Bernds Rosenduft. Die letzten Meter kann ich mich dann nicht mehr zurückhalten, schnell Schuhe und Strümpfe aus, und dann kurz durchs Wasser laufen. Zehn Minuten später meldet das Autoradio 31 Grad Celsius in Bremerhaven, in meinem Auto sind gefühlte 50 Grad. Bilder von verdurstenden Wüstenreisenden mischen sich in mein Bewusstsein, und ich steuere die nächste Tankstelle an. Im Kühlregal steht eine Flasche Eistee mit meinem Namen drauf. Ich überlege was ich gleich, nach Feierabend, wohl machen werde. Ich denke, der Deich ist eine gute Wahl für mich und meine Liebste und eine Reihe von Eisteeflaschen, heute ist überall in Bremerhaven ein Platz an der Sonne...   Marco Butzkus

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